SPOX: Wird Michael van Gerwen die nächste Generation so prägen wie Taylor es geschafft hat?
Scholten: Hoffentlich. Van Gerwen hat die Motivation, jede einzelne Partie zu gewinnen und ganz nebenbei ist er der beste Spieler. Er kann auf jeden Fall das Gleiche erreichen wie Taylor.
SPOX: Wäre für den Darts-Sport nicht mehr Abwechslung besser?
Scholten: Für den Darts-Sport ja, aber das haben wir auch bei Taylor gedacht. Ich habe gleich zu Beginn gesagt: Gib Phil eine halbe Millionen Euro und lass ihn gehen. Dann gewinnen wir alle mehr Titel. Aber es hat auch so geklappt.
SPOX: Auch bei Ihnen persönlich hat es sehr gut geklappt, immerhin waren Sie zwischenzeitlich die Nummer Vier der Welt. Wie haben Sie den Weg in die PDC gefunden?
Scholten: Ich wurde 1993 bei der BDO Weltmeister. Die PDC hat damals angeklopft, aber ich habe noch abgelehnt. 1999 bin ich zur PDC gewechselt, weil mir die BDO nichts mehr gegeben hat.
SPOX: Für die PDC waren Sie über ein Jahrzehnt aktiv. Die Spieler auf der Tour betonen immer wieder, wie wichtig der Zusammenhalt ist. Zu wem hatten Sie auf der Tour die engste Bindung?
Scholten: Früher war ich häufig mit Colin Lloyd unterwegs oder auch mit Jocky Wilson (ehemaliger zweifacher BDO-Weltmeister, Anm. d. Red.). Nach einem Turnier sind wir mal alle in Jockys Hotelzimmer gegangen und haben etwas getrunken. Wir standen mit 25, 30 Leuten in dem Hotelzimmer, haben über Darts geredet und gefeiert. Jocky war gut drauf, ist aber irgendwann eingeschlafen. Dann hat er sich wie ein Blatt am Baum gedreht. Plötzlich ist er aufgewacht und hat uns alle rausgeschmissen.
SPOX: Wie ging der Abend weiter?
Scholten: Wir standen mit den Getränken auf dem Flur und waren ziemlich verwundert. Aber genau solche Geschichten sind wichtig, wenn man jede Woche zusammen auf den Turnieren ist. Man darf nicht nur gemeinsam auf der Bühne stehen, sondern muss auch etwas unternehmen.
SPOX: Wie groß ist der Kontrast von der Gegenwart zur Anfangszeit?
Scholten: Auch bei der PDC haben wir anfangs in Kneipen gespielt, aber die PDC hat schnell erkannt, dass das nicht der richtige Weg war. Wir haben dann ziemlich schnell große Schritte gemacht und sind der BDO davon gerannt. Jetzt sind es natürlich ganz andere Gegebenheiten.
SPOX: Besonders in Großbritannien und den Niederlanden entwickelte sich in den letzten Jahren ein Hype. Wie haben Sie diesen miterlebt?
Scholten: In Holland hat es ähnlich angefangen wie jetzt in Deutschland. Als die Resultate von Raymond und mir besser wurden, stieg das Interesse der Medien und Fans automatisch.
SPOX: Wie groß schätzen Sie die Chancen ein, dass Darts in Deutschland eine ähnliche Entwicklung nimmt?
Scholten: In Deutschland sind die Fans grundsätzlich mit Fußball-Fans vergleichbar. Aber die reine Darts-Szene wird auch immer größer. Das liegt auch daran, dass es mittlerweile mehrere gute Spieler gibt.
SPOX: Was fehlt in Deutschland noch neben einem Top-10-Spieler?
Scholten: Deutschland fehlen Typen so wie ich es bin, die den Spielern als Trainer oder Berater zur Seite stehen. Die jahrzehntelange Erfahrung, die ich habe, muss ich bei jüngeren Spielern näher bringen. Im Moment betreue ich zwei Spieler in der Nähe von Köln, aber ich will in Deutschland noch aktiver werden.