Martin Schindler im Interview: "Mag die Vergleiche mit Max nicht"

Martin Schindler startet jetzt bei der Darts-WM 2019.
© Lawrence Lustig/PDC

Martin Schindler hat 2017 endgültig den Schritt zum Darts-Profi geschafft und war zum Ende des Jahres zum ersten Mal bei der WM (alle Sessions live auf DAZN) dabei. Nachdem der 21-Jährige gegen Simon Whitlock ausgeschieden ist, gibt er am Freitag sein Debüt bei DAZN. Im Vorfeld spricht Schindler im Interview über Social Media, Kevin Münch und die Überraschungen bei der WM. Außerdem erklärt er, inwiefern er von Max Hopp profitieren konnte.

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SPOX: Herr Schindler, Sie sind ab dem Viertelfinale bei DAZN als Co-Kommentator im Einsatz. Auf was für einen Experten können sich die Fans freuen?

Martin Schindler: Meine Aufgabe als Spieler ist es, den Zuschauern Darts aus dem anderen Blickwinkel näherzubringen und meine Eindrücke von der Tour weiterzugeben. Wäre ich kein Darts-Profi, könnte ich mir das auch gut hauptberuflich vorstellen. Ich kann viel reden und ich glaube, dass mir das Kommentieren liegt.

SPOX: Sie kennen einige Spieler von der Tour auch privat. Wie schwierig ist es, als Spieler objektiv zu kommentieren?

Schindler: Natürlich hat man seine Sympathien, aber ich beleuchte trotzdem beide Seiten und verliere nicht die Objektivität. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich beispielsweise bei Kevin Münch mitfiebere und das hätte ich auch vor dem Mikrofon getan. Leider sind wir beide schon raus.

SPOX: Sie sind bei der WM in der ersten Runde mit 1:3 gegen Simon Whitlock ausgeschieden, hatten aber durchaus die eine oder andere Möglichkeit. Wie groß ist die Enttäuschung noch?

Schindler: Im ersten Moment war gerade nach dem Verlauf der Partie die Enttäuschung groß, aber mittlerweile hat sich das gelegt. Ich bin ohne großen Druck hingefahren und trotz der Niederlage war es ein gelungener Abschluss für mein erfolgreiches Jahr. Ich habe mir meinen Traum erfüllt und es war der absolute Hammer! Auf dieser Erfahrung will ich aufbauen, ich lasse mir durch ein Match nicht mein Jahr kaputt machen.

SPOX: Die Fans im Ally Pally sind gnadenlos, das hat man bei diesem unfassbaren Leg gesehen, als einfach kein Doppel fallen wollte. Was geht einem da als Spieler durch den Kopf?

Schindler: Hämischer Jubel bei Fehlwürfen ist schrecklich. Ich zwinge mich in solchen Situationen zur Rationalität. 'Wie oft habe ich diese Doppel 1 schon gecheckt? Jetzt mach es nochmal.' So ein Leg ist zur Belustigung mal okay, aber als Profi ist das der pure Albtraum. Die Reaktion auf Social Media war echt schlimm.

SPOX: Inwiefern?

Schindler: Bei den meisten bleibt nur das Negative hängen, die fünf Legs mit unter 15 Darts erwähnt keiner. Es ist unfassbar, was sich einige Leute im Internet herausnehmen.

SPOX: Ist das auch der Grund dafür, warum Sie bei Facebook nicht so aktiv sind wie andere?

Schindler: Ich bin bei Social Media, weil ich Darts-Spieler und in diesem Sinne eine Person des öffentlichen Lebens bin. Aus Marketing-Sicht sollte ich wohl etwas aktiver werden, gerade Sponsoren schauen auf Social Media, aber ich bin nicht scharf drauf zu sehen, wie vielen Leuten ich gefalle. Da ist es eigentlich schwer begreifbar, dass ich 6.000 Likes habe - damit kann man den Ally Pally fast zwei Mal füllen.

SPOX: Im Ally Pally hagelt es bei der WM 2018 eine Überraschung nach der anderen. Eine davon geht auf das Konto von Kevin Münch, der Adrian Lewis aus dem Turnier gekegelt hat. Hat Münchs Erfolg Ihre Vorbereitung beeinflusst?

Schindler: Ich habe mich erstmal riesig für Kevin gefreut. Er war lange Zeit nicht im Ally Pally und hat sich diese Belohnung verdient. Viele haben erwartet, dass mich das beflügelt, das war aber nicht der Fall. Mein Spiel wird ja nicht einfacher, nur weil ein anderer Deutscher gewonnen hat. Natürlich wollte ich irgendwie seine Leistung wiederholen, aber im Endeffekt habe ich wegen meiner Unerfahrenheit verloren. Das Gefühl, bei der WM dabei zu sein, war so phänomenal und ich war wie in einem Rausch. Vielleicht hätte mir etwas mehr Nervosität gut getan, dann spiele ich für gewöhnlich besser.

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