Darts-WM - Favoritencheck mit Paulke: MvG, Anderson oder John McEnroe?

Florian Regelmann
13. Dezember 201813:37
Michael van Gerwen (l.) und Gary Anderson haben gute Chancen auf den Titel.getty
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Das Warten hat endlich ein Ende. Heute starte im Londoner Ally Pally die Darts-WM 2019 (alle Sessions live auf DAZN). Wie weit geht es für Max Hopp nach seinen Erfolgen in diesem Jahr? Ist Mensur Suljovic der größte Herausforderer für Michael van Gerwen und Gary Anderson? SPOX und Elmar Paulke machen den Favoritencheck.

Die deutschen Teilnehmer

Max Hopp (PDC Order of Merit: 32)

Max Hopp geht zum ersten Mal als gesetzter Spieler in eine WM. Diese Entwicklung hätte der 22-Jährige vor einem Jahr wohl selbst nicht erwartet. Aber im Lauf des Jahres 2018 hat es bei Hopp Klick gemacht. Der überraschende Turniersieg bei der German Darts Open in Saarbrücken war für seine Karriere ein Meilenstein. Vor allem die Art und Weise, wie Hopp dort nacheinander Peter Wright, Rob Cross und im Finale Michael Smith schlug, jeweils nach Rückständen, war beeindruckend und hat dafür gesorgt, dass Hopp mit einem völlig neuen Selbstverständnis auf der Bühne steht. Der zweite Turniersieg als Profi Ende September bei der Players Championship 19 in Dublin war so nur eine logische Folge - und der Halbfinal-Einzug bei der European Championship in Dortmund trotz der unglücklichen 10:11-Pleite gegen James Wade ein weiteres Ausrufezeichen.

Hopps Problem ist ganz klar die Auslosung. In Runde 3 würde im Normalfall Michael van Gerwen warten, aber schlimmer: Die Frage ist, ob Hopp überhaupt dorthin kommt. Denn der wahrscheinliche Zweitrundengegner ist mit Danny Noppert ein Mann der Kategorie brandgefährlich. Noppert stand 2017 im BDO-WM-Finale und machte zuletzt mit dem Halbfinal-Einzug bei den Players Championship Finals auf sich aufmerksam.

Elmar Paulke: "Max hat eine tolle Ruhe bekommen auf der Bühne und wirkt sehr aufgeräumt. Er wird auch nicht hektisch, wenn er mal zurückliegt. Es ist erstaunlich, wie sich die Aura eines Spielers mit Erfolgen verändert, auch Max strahlt jetzt etwas ganz anderes aus als im Katastrophen-Jahr 2017. Er hat aus dem Nichts überragende Erfolge gefeiert und mit den Top 32 ein großes Ziel erreicht. Dass der Lohn dafür möglicherweise ein Duell mit MvG ist, ist natürlich nicht so prickelnd, aber das nimmt Max gerne in Kauf. Zu den gesetzten 32 Spielern zu gehören, ist ein Statement. Sollte er Noppert schlagen, kann er völlig frei ins Match gegen van Gerwen gehen - dann bekommen wir hoffentlich unser erstes großes Highlight der WM."

Martin Schindler (PDC Order of Merit: 46)

Zuletzt setzte es für Schindler mit der Niederlage im Youth World Championship Finale gegen Dimitri van den Bergh zwar eine kleine Enttäuschung, dennoch war das Jahr 2018 für den 22-Jährigen ein erfolgreiches. So stand Schindler unter anderem zweimal im Halbfinale eines Players Championship Events. Schindler hat den nächsten Schritt gemacht und will es bei seinem zweiten Auftritt nun auch im Ally Pally besser machen als im vergangenen Jahr bei der Auftaktniederlage gegen Simon Whitlock.

Bemerkenswert bei Schindler: Er ist vielleicht der Deutsche, der schon am meisten bewiesen hat, welches Niveau er spielen kann, wenn er einmal heiß läuft. Bei der Niederlage gegen van Gerwen beim World Cup spielte Schindler einen 110er Average und das war beileibe nicht das einzige Match mit einem Average weit über 100. Sollte Schindler dieses Level auf die große Bühne bringen können, ist einiges drin. Schindler würde bei einem Sieg zum Auftakt gegen den Neuseeländer Cody Harris auf den an 28 gesetzten Waliser und letztjährigen Sensations-Halbfinalisten Jamie Lewis treffen, danach wäre mit Daryl Gurney der erste ganz große Name möglich.

Elmar Paulke: "Ich finde Martins Entwicklung sehr gesund. Er spielt sich Schritt für Schritt nach oben und gibt sich die Zeit, die er braucht. Wir haben bei Mensur Suljovic schön gesehen, dass es gut ist, wenn die Erfolge nicht zu schnell kommen, sondern eine kontinuierliche Weiterentwicklung stattfindet. Ich habe es eine Zeit lang vermisst, dass wir einen Deutschen haben, der mit ganz hohen Averages andeutet, was er draufhat. Martin hat das in diesem Jahr geschafft. Allerdings mache ich mir etwas Sorgen für die erste Runde. Cody Harris klingt so ein wenig nach Freilos und Martin geht als Favorit ins Spiel, aber dieser Harris ist gefährlich. Der Junge beißt. Ich glaube nicht, dass er den so einfach wegmachen wird."

Gabriel Clemens (PDC Order of Merit: 66)

Clemens ist ein faszinierender Fall. Wer mit ihm spricht, lernt einen sehr sympathischen, zurückhaltenden, ruhigen, etwas wortkargen Industriemechaniker kennen, der im Alter von 35 Jahren so langsam richtig zu spüren scheint, dass er im Darts zu Großem fähig ist. Der vielleicht nicht noch drei Tage in der Woche normal zur Arbeit gehen, sondern alles auf die Karte Darts setzen sollte.

Denn das Potenzial ist unbestritten. Clemens hat im Jahr 2018 von allen Deutschen im Schnitt den besten Average (94.16) gespielt, er liegt insgesamt gesehen sogar nur knapp außerhalb der Top 20. Bei einem Players Championship Turnier erreichte Clemens nach Siegen über Peter Wright und James Wade das Halbfinale, bei einem anderen hatte er im Finale gegen keinen Geringeren als Gary Anderson zwei Matchdarts. Auch bei den Players Championship Finals deutete Clemens mit seinem Achtelfinal-Einzug seine gute Form an, auch wenn die Niederlage gegen Steve Lennon nach klarer Führung bitter war. Es wäre nicht überraschend, wenn Clemens bei der WM Aden Kirk und John Henderson schlagen und in Runde drei auf Michael Smith treffen würde.

Elmar Paulke: "Clemens fühlt sich auf den großen Bühnen noch nicht richtig wohl. Er spielt auf einem extrem hohen Niveau auf der Pro Tour, aber er tut sich noch schwer, das auf die große Bühne zu übertragen. Und jetzt kommt er zum ersten Mal in den Ally Pally, der einfach nochmal eine ganz andere Hausnummer ist. Selbst Mensur hat immer noch einen gewaltigen Respekt vor dem Ally Pally. Wir hatten immer diese Spieler, wie zum Beispiel Terry Jenkins, die auf der Pro Tour sogar Taylor geschlagen, es aber nie bei einem Major geschafft haben. Das ist das große Fragezeichen bei Clemens, der einfach auch ein introvertierter Typ ist. Aber wenn es ihm gelingt, sein Potenzial auch im Ally Pally abzurufen, traue ich ihm viel zu."

Darts-WM: Die Erstrunden-Matches der Deutschen

Deutscher SpielerGegner
Max HoppDanny Noppert (Niederlande)/Royden Lam (China)
Martin SchindlerCody Harris (Neuseeland)
Robert MarijanovicRichard North (England)
Gabriel ClemensAden Kirk (England)

Robert Marijanovic (PDC Order of Merit: 95)

Marijanovic hätte die Qualifikation fast über die Pro Tour geschafft, musste aber dann doch den Umweg über die Super League Darts Germany nehmen. Sein 10:6 im Finale gegen Dragutin Horvat sicherte dem 38-Jährigen das dritte WM-Ticket seiner Karriere. Zweimal war er bereits für Kroatien am Start, nun tritt der Robstar zum ersten Mal unter deutscher Flagge im Ally Pally an.

In der ersten Runde wartet mit Richard North ein Gegner, der einen Schritt weiter ist als Marijanovic. Der mehr Erfahrung auf der großen Bühne besitzt und schon große Namen geschlagen hat. Marijanovic wird als leichter Außenseiter in die Partie gehen, aber er kann North packen.

Elmar Paulke: "Ich habe Robert zuletzt als Co-Kommentator an meiner Seite gehabt und erst dabei so richtig gemerkt, was er für ein Darts-Nerd ist. Er war einer der Jungs, die sich in den 90er Jahren Video-Kassetten schicken ließen von irgendwelchen Szenen, er lebt gerade seinen großen Traum. Er hat es geschafft, Darts mit seinem Beruf als Abteilungsleiter einer Maschinenfabrik für Solarenergie gut zu kombinieren und nimmt es sehr ernst. Er ist sehr fleißig. Und sehr neugierig. Er hat Spaß, auf der Tour zu sein und scheut sich auch nicht davor, jeden anzuquatschen. Sogar mit Phil Taylor hat er sich schon unterhalten. Robert ist ein klasse Typ."

Das Power-Ranking: Die Top 8

8. Gerwyn Price (PDC Order of Merit: 6)

Spätestens nach seinem kontrovers diskutierten Finalsieg beim Grand Slam of Darts gegen Gary Anderson gibt es im Darts nur noch zwei Lager: Diejenigen, die Gerwyn Price für seine Leidenschaft mögen. Und dann diejenigen, die ihn wegen seines Gehabes verabscheuen. Letztere Gruppe mag dabei etwas in der Mehrheit sein... Es wird interessant zu beobachten sein, wie Price damit umgeht, sollten ihn die Fans im Ally Pally vom ersten Match an ausbuhen.

Klar ist, dass Price rein sportlich gesehen spätestens seit dem Erfolg beim Grand Slam zu den Mitfavoriten gezählt werden muss. Zumal sein Draw günstig scheint. Theoretisch wäre Ian White der mögliche Achtelfinalgegner, aber alle Darts-Fans wissen, dass White vor TV-Kameras ein unfassbar viel schlechterer Spieler ist als auf der Pro Tour. Im Viertelfinale könnte Price auf Peter Wright treffen, falls der formschwache Snakebite soweit kommt. Sonst wäre Joe Cullen eine Option. Wie auch immer: Price' Weg ins Halbfinale ist ein absolut realistischer.

Elmar Paulke: "Ich bleibe dabei, ich mag diesen Reizer Gerwyn Price. Ich finde den Typen cool. Natürlich ist es ganz wichtig, respektvoll mit seinem Gegner umzugehen, aber es ist auch Teil des Spiels, seinen Gegner zu provozieren. Manche machen das über das Tempo, Price eben damit, dass er sich auch mal bei 70 geworfenen Punkten aufpumpt. Mensur sagt auch, dass es sein Problem ist, wenn er darauf reagiert. Es ist nicht das Problem von Price. Der Kerl kommt aus dem Rugby und muss sich wie ein Bulle hochpushen, um Erfolg zu haben. So betreibt er Leistungssport. Das gefällt einigen nicht, aber so ist er halt. Bislang machen ihm auch die negativen Reaktionen aus dem Publikum nichts aus. Price ist der Einzige, der sich mit den Fans anlegen kann, sich umdreht und gut spielt. Da ist er ein bisschen wie John McEnroe früher im Tennis. Ich glaube, dass es ihm völlig egal ist, wenn sie ihn bei der WM ausbuhen, dafür ist sein Selbstvertrauen aktuell zu groß."

7. Rob Cross (PDC Order of Merit: 2)

Cross kommt als Titelverteidiger in den Ally Pally und ist aktuell hinter van Gerwen die Nummer zwei der Order of Merit, aber es würde wohl niemanden in der Szene überraschen, wenn die WM für Cross diesmal schon am ersten Tag vorbei ist. Zum einen, weil der Engländer seit Wochen außer Form ist, sein letzter Turniersieg datiert aus dem August in Brisbane, und selbst sagt, dass er in seinem ersten Match sehr nervös sein wird.

Und zum anderen heißt sein Auftaktgegner aller Voraussicht nach Jeffrey de Zwaan. Der Niederländer ist außerhalb der Top 32 vielleicht der unangenehmste Gegner überhaupt, hat er doch 2018 zweimal in einem Major van Gerwen aus dem Turnier geworfen.

Elmar Paulke: "Ich habe Cross zuletzt am Ally Pally getroffen und mich lange mit ihm unterhalten. Er ist zwar der amtierende Weltmeister, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es immer noch alles neu für ihn ist. Sein Leben hat sich durch den WM-Titel komplett verändert. Er war 2018 wenig zuhause bei der Familie, das sind alles Faktoren, die eine Rolle spielen. Für Cross ist es eine nicht ganz einfache Situation, weil er auch weiß, dass er 2019 seine ganzen Ergebnisse aus 2017 bestätigen muss und es schnell abwärts gehen kann. Wenn de Zwaan seine Maschine angeschmissen bekommt, ist Cross in Not. Das kann echt ein ganz frühes Aus geben."

6. Peter Wright (PDC Order of Merit: 3)

Wright hat seine Fans und wohl auch sich selbst zuletzt ratlos zurückgelassen. Snakebite verlor Matches gegen Gegner, die einen 81er Average spielten, es war phasenweise nicht zu verstehen. Bei den Players Championship Finals verlor Wright zwar im Achtelfinale knapp gegen Stephen Bunting, die Leistung machte allerdings wieder etwas Mut, dass er vielleicht rechtzeitig zur WM doch noch die Kurve bekommt.

Vor Joe Cullen in einem möglichen Achtelfinale wartet eigentlich kein größerer Stolperstein, vielleicht hat Wright die Chance, sich Runde für Runde ins Turnier hinein zu grooven und zu dem Snakebite zu werden, den man bei der WM schon so häufig gesehen hat.

Elmar Paulke: "Peter ist ganz schwer einzuschätzen. Er hat so viele Fehler gemacht in letzter Zeit in den Matches, die Anzahl an Würfen in die 1 und 5 war brutal. Er war wirklich neben der Spur, aber trotzdem traue ich es ihm zu, dass er sich fängt. Der Ally Pally ist sein Ort. Hier ging seine Karriere so richtig los mit dem Finaleinzug 2014. Es gibt für Spieler immer wieder diesen einen Ort, diese eine Bühne, mit der sie ein spezielles Gefühl verbindet. Es kann schon sein, dass Wright ein gutes Match spielt und plötzlich wieder drin ist, aber es muss auch nicht sein, ein frühes Ausscheiden halte ich auch für denkbar."

5. James Wade (PDC Order of Merit: 9)

Der heißeste Spieler im Herbst 2018 hieß eindeutig James Wade. The Machine holte sich mit den Triumphen bei der European Championship und den World Series of Darts Finals aus dem Nichts zwei Major-Titel in Folge. Bei der WM erreichte Wade allerdings noch nie das Finale, obwohl der Set-Modus dem Mann mit dem besten Timing auf der Tour eigentlich entgegenkommt.

Vielleicht ist es dieses Mal die WM für Wade? Dagegen spricht die Auslosung, die es nicht gut mit dem Lefty gemeint hat. Auf dem Weg ins Finale müsste er wohl im Viertel- und Halbfinale nacheinander Michael van Gerwen und Gary Anderson ausschalten. Und: Sein potenzieller Auftaktgegner ist mit Krzysztof Ratajski ein WM-Geheimtipp. Der Pole steht zwar in der Order of Merit noch außerhalb der Top 50, hat aber 2018 mit mehreren Turniersiegen auf der Pro Tour für Furore gesorgt. Wade vs. Ratajski - das Match sollte es in sich haben.

Elmar Paulke: "Aufgepasst auf James Wade! Wade ist einer der wenigen Jungs, die nach der Geburt ihres Kindes einen unglaublichen Auftrieb bekommen haben. Viele sind danach mit dem Kopf woanders, aber Wade hat es extrem beflügelt. Wenn er mit seinem guten Timing in den kritischen Situationen alles wegcheckt, ist er saugefährlich. Seine Gegner haben oft das Gefühl, eigentlich der bessere Spieler zu sein, aber trotzdem gewinnt am Ende Wade. Das macht ihn unangenehm und auch unberechenbar."

4. Michael Smith (PDC Order of Merit: 10)

Nicht nur sein Mentor Gary Anderson weiß schon seit langem, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Michael Smith auch ganz große Titel gewinnen wird. 2018 gewann Smith das Shanghai Darts Masters und stand in zwei Major-Finals, die er bei der Premier League gegen van Gerwen und zuletzt bei den World Series of Darts Finals gegen Wade jeweils verlor. Besonders die Pleite gegen Wade nach fünf verpassten Matchdarts war ein Schlag ins Gesicht. "Ich habe mich noch nie so gehasst", schrieb der Bully Boy danach auf Twitter.

Aber auch diese Niederlage ändert nichts daran, dass mit Smith zu rechnen ist. Sein mögliches Achtelfinale gegen Mensur Suljovic könnte darüber entscheiden, wer bei der WM aus der unteren Hälfte ins Finale einzieht.

Elmar Paulke: "Der Bully Boy steht bei mir für diese WM dick auf dem Zettel. Dass er ein absolut begnadeter Spieler ist, wissen wir schon lange, aber jetzt hat er gelernt, auch mal mit einem vergleichsweise niedrigen Average seine Matches zu gewinnen. Früher hat er nur gewonnen, wenn er seinen Atomlauf bekommen hat. Auch seine Körpersprache ist besser geworden. Und niemand ist so sicher auf der Doppel-10."

3. Mensur Suljovic (PDC Order of Merit: 7)

Wer kommt hinter Gary Anderson und Michael van Gerwen? Es ist schwer zu sagen, aber auch wenn Mensur Suljovic zuletzt - sehr ungewohnt - nicht immer wirklich konstant war und einige Matches wie gegen Cristo Reyes in Dortmund überraschend verlor, spricht doch viel für den Österreicher als Anführer der Gruppe der Herausforderer.

Man muss sich nur die Ergebnisse anschauen. Suljovic stand im World Match Play Finale und verlor das Match des Jahres gegen Anderson (19:21 in der Verlängerung), bei der Champions League, dem World Grand Prix und dem Grand Slam erreichte er jeweils das Halbfinale. Dass er sich selbst niemals zum Kreis der Mitfavoriten zählen wird, ist eben typisch Mensur. Er wird es wohl selbst dann noch abstreiten, wenn er eines Tages die Nummer eins der Welt sein sollte.

Elmar Paulke: "Tiefer als Mensur kann man nicht mehr stapeln, es ist unfassbar. Er hat bei der WM dreimal das Achtelfinale als bestes Ergebnis stehen. Er hat genug Erfahrung gesammelt. Es ist an der Zeit, dass er jetzt mal wirklich so richtig in eine WM herein findet und die Reise für ihn weiter geht. Die Gegner haben so einen Respekt vor ihm, weil sie wissen, wie gefährlich dieser Suljovic mit seinem hohen Average, seiner guten Doppelquote, seinem Timing und der langsamen Spielweise sein kann. Wir haben große Fragezeichen bei Cross und Wright, Gurney traue ich es bei der WM nicht zu, für mich steht Mensur an der 3."

2. Michael van Gerwen (PDC Order of Merit: 1)

MvG ist die Nummer eins der Welt. Er hat in diesem Jahr 19 Turniere gewonnen. Er ist der einzige Spieler, der auf das gesamte Jahr gesehen bei einem Average über 100 steht (102.03 / Anderson: 99.19). Und dennoch steht er hier im Ranking nicht an der 1.

Das liegt zwar mehr an der Stärke Andersons, aber dennoch ist van Gerwen die Aura des Unbesiegbaren so ein wenig abhandengekommen. Seine Gegner glauben plötzlich daran, dass sie eine Chance bekommen könnten. Nach den Siegen beim World Grand Prix und der European Darts Trophy hat van Gerwen bei den letzten vier Turnieren vor der WM nicht mehr den Titel geholt.

Er verlor bei der European Championship im Achtelfinale gegen Steve West, er verlor bei den World Series of Darts Finals gegen Raymond van Barneveld, er verlor im Halbfinale des Grand Slams gegen Gary Anderson und im Finale der Players Championship Finals gegen Daryl Gurney. Wobei auch zu sagen ist, dass er dabei selten schlecht spielte, sondern auf Gegner traf, die einen Sahnetag erwischten.

Bei der WM könnte es für van Gerwen insofern tricky werden, als dass ihm ein Achtelfinale gegen Barney oder Adrian Lewis droht. Zwei ehemalige Weltmeister, die zwar eher nicht die Form und vor allem Konstanz haben, um den Titel holen zu können, die aber jederzeit in der Lage sind, an einem guten Tag van Gerwen aus dem Turnier zu nehmen und bei dieser Gelegenheit auch zupacken.

Elmar Paulke: "In den vergangenen Jahren ist van Gerwen immer mit dem Rückenwind von Turniersiegen zur WM gekommen. Da hat er im Herbst alles gewonnen und ist mit der Einstellung zur WM gefahren, dass er eigentlich nicht verlieren kann. Das ist jetzt ganz anders. Das kann aber auch dazu führen, dass er gerade deswegen durchmarschiert und Weltmeister wird. Dennoch ist die WM das Turnier, das er nicht reihenweise gewinnt. Nur zwei WM-Titel sind eine maue Ausbeute, so verrückt das klingt. Auch wenn er zuletzt nicht alles gewonnen hat, ist er aber in einer guten Form und natürlich zusammen mit Anderson der Topfavorit."

1. Gary Anderson (PDC Order of Merit: 4)

Oh Gary, Gary! Gary, Gary, Gary, Gary Anderson! Nach seinem enttäuschenden Viertelfinal-Aus bei der letzten WM gegen Phil Taylor hat der Flying Scotsman ein absolut herausragendes Jahr 2018 hinter sich. UK Open? Sieg. World Match Play? Sieg. Champions League? Sieg. Und wenn sich Anderson beim Grand Slam im Finale nicht von Gerwyn Price aus dem Spiel hätte bringen lassen, wäre es Major-Titel Nummer vier im Jahr 2018 für den zweimaligen Weltmeister gewesen.

Eine Statistik, die Andersons Klasse unterstreicht. Niemand hat bei den Major-Turnieren 2018 mehr 180er geworfen als der Schotte. 243 Stück. Selbst van Gerwen (233) kann da nicht ganz mithalten. Bei der WM sollte Andersons Weg potenziell über Darren Webster und Daryl Gurney ins Halbfinale führen, dann würde es nach Plan zum Showdown und vielleicht vorweggenommenen Finale gegen van Gerwen kommen.

Elmar Paulke: "Früher kannten wir es ja von Anderson, dass er rechtzeitig zur WM angezogen und seine Form gefunden hat, 2018 ist er aber jetzt seit Wochen und Monaten in konstant überragender Verfassung. Für mich ist er gerade vielleicht der gefährlichste Spieler, gerade auch im Set-Modus, den er so sehr mag und der seinem Spiel so entgegenkommt. In einem Halbfinale gegen MvG kann logischerweise alles passieren, aber Anderson ist vor der WM für mich den Tick vorne und deshalb an der 1."