Kurzzeitig schien es für Martin Schindler kein Limit zu geben. Reihenweise jagte er hohe Punktzahlen in das Dartboard, ließ seinem favorisierten Achtelfinal-Gegner keine Chance. Das Münchner Zenith kochte, der 25-Jährige strahlte. Eine Runde später platzte der Titeltraum jäh - und das Warten auf den ersten Coup geht weiter.
"Es steckt eine Menge Arbeit dahinter und viel Opferbereitschaft", sagte Schindler nach seiner Machtdemonstration am Montag mit einem breiten Grinsen im Gesicht gesagt. Mit 109,24 Punkten im Schnitt war er durch ein 6:1 im Achtelfinale des German Darts Grand Prix über den Engländer Ryan Searle hinweggefegt und hatte den deutschen Rekord auf der European Tour pulverisiert.
Nach dem wohl besten Spiel seiner Karriere ließ sich der Strausberger von den 3000 deutschen Fans feiern. Wenige Stunden später endete sein Osterwochenende durch ein 4:6 gegen Außenseiter Martin Lukeman abrupt.
Mit seinem neuen Karrierehöchstwert, Weltranglistenplatz 49 als zweitbester Deutscher hinter Gabriel Clemens, liegt Schindler noch weit hinter seiner wahren Stärke zurück: Reihenweise besiegt er derzeit Spitzenspieler, Ende März verhinderte erst der dreimalige Weltmeister Michael van Gerwen im Finale in Niedernhausen Schindlers ersten Titelgewinn auf der Tour.
Schindler, ein Mann der kleinen Schritte, überzeugt mit regelmäßigen Achtungserfolgen, seit er 2021 die Tourkarte der Professional Darts Corporation (PDC) zurückerobert hat. Nur auf der TV-Bühne lief es lange nicht rund, in den entscheidenden Momenten fand "The Wall" nicht zu seinem gewohnten Spiel.
In München genoss Schindler die Sprechchöre der Zuschauer und ließ doch wieder nach, als er gegen Lukeman selbst in der Favoritenrolle war. Nach seinem Zwischentief kämpfte er sich zu spät zurück - und muss sich weiter in Geduld üben.