Im dunklen Anzug kniete er sich hin und ging in Startposition: Börsen-Legende Warren Buffett hat dieser Tage das Blue-Arc-Stadion in Daegu besucht und an der 100-Meter-Startlinie für die Fotografen posiert. Am 27. August, dem ersten Tag der Leichtathletik-WM, werden Asafa Powell und Usain Bolt hier in ihren Vorläufen in die Startblöcke gehen.
In Deutschland wird es dann mitten in der Nacht sein und wahrscheinlich wird es niemand sehen können, denn noch gibt es keine Einigung über eine Live-Übertragung der WM in ARD und ZDF.
Doch die Entscheidung rückt näher, denn die Zeit drängt. Am 31. März endet nämlich die offizielle Buchungsfrist beim Organisationskomitee. Sollten ARD und ZDF übertragen, müssen sie bis dahin zum Beispiel Kamerapositionen und Arbeitsplätze buchen und ganz schnell einen Schiffs-Container mit Equipment packen.
"Finale Verhandlungen stehen bevor"
"Ich hoffe sehr, dass bis Ende März eine Entscheidung fällt. Sonst reicht die Zeit nicht mehr", sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Und auch Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands DLV, weiß: "Die finalen Verhandlungen stehen bevor. Wenn ich das Zeitfenster sehe, das Live-Übertragungen bei der WM Ende August noch ermöglicht, muss jetzt die Entscheidung fallen."
Neue Hoffnung schöpft Clemens Prokop aus der Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestags am Mittwoch, in der Gruschwitz und ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky über den aktuellen Stand informierten. Prokop: "Ich bin jetzt nochmal optimistisch. Beide Seiten haben den Wunsch nach TV-Livebildern geäußert.
Die Kluft zwischen beiden Verhandlungspartnern schien zuletzt noch groß. Jetzt sind Flexibilität und Phantasie gefordert." Auch Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) war zufrieden mit der Sitzung: "Unser Ziel war es, die Partner dazu zu bringen, sich zu bewegen und einen Kompromiss zu finden. Dies ist uns hoffentlich gelungen, daher war es eine sehr gute Sitzung."
Keine Live-Bilder von der Leichtathletik-WM?
Gleichzeitig kündigte Dagmar Freitag eine weitere Sitzung des Sportausschusses an: "Es gibt in der Bevölkerung viele sehr subjektive Eindrücke darüber, welche Sportarten bei ARD und ZDF zu häufig oder zu selten gezeigt werden. Wir wollen ein ergebnisoffenes Gespräch und eine grundsätzliche Diskussion darüber, wie der Sport im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aufgestellt ist.
Dieses Thema wird der Sportausschuss daher im Laufe des Jahres erneut auf die Tagesordnung setzen. Dazu werden wir neben ARD und ZDF auch weitere Experten und Sachverständige einladen." Von Leitlinien für die öffentlich-rechtlichen Sender will Dagmar Freitag in dem Zusammenhang nicht sprechen, da "die Politik aus guten Gründen keinen Weisungsauftrag" hat.
Rund sieben Millionen Euro hatten ARD und ZDF bislang für die Live-Übertragung der Weltmeisterschaften 2011 in Daegu und 2013 in Moskau geboten. Die schwedische Agentur IEC, die die Rechte im Auftrag des Weltverbands IAAF vermarktet, hatte rund 17 Millionen gefordert. Sollte es keine Einigung geben, würde es erstmals seit 1983 keine Live-Bilder von Leichtathletik-Weltmeisterschaften bei den Öffentlich-Rechtlichen geben.