Einen Tag vor der Veröffentlichung des zweiten Teils des WADA-Berichtes zum Doping-Sumpf in der Leichtathletik in München sagte der zweimalige 1500-m-Olympiasieger am Mittwoch in einem Fernsehinterview mit Sky News: "Die Sache ist einfach: Wurden alle Unregelmäßigkeiten verfolgt? Die Antwort lautet: Ja. Wurden Strafen verhängt und publik gemacht?: Ja. Wurde etwas vertuscht? Nein."
Für Lord Sebastian Coe könnte der Donnerstag zum Tag der Wahrheit werden. Es drohen neue Enthüllungen, zudem soll die Rolle von Coe beleuchtet werden. Er selbst sieht dem gelassen entgegen: "Ich habe als IAAF-Präsident in allen Untersuchungen gänzlich kooperiert."
Ob er daran gedacht habe, als IAAF-Chef zurückzutreten? "Nein, das Tagesgeschäft eines IAAF-Präsidenten ist es, dafür zu sorgen, dass die Sportart nicht in Gefahr gerät. Glauben sie nicht, ich wüsste nicht, dass diese Tage dunkle Tage sind. Natürlich sind sie es", sagte Coe, der im August 2015 das Präsidentenamt von Lamine Diack übernommen hatte. Zuvor war er acht Jahre Vizepräsident.
Sperren über Sperren
Der erste Teil des Berichts der WADA im vergangenen November hatte zu Sperren russischer Leichtathleten geführt, der russische Verband ARAF wurde sogar ausgeschlossen.
Das Anti-Doping-Labor in Moskau verlor seine Akkreditierung, die nationale Anti-Doping-Agentur RUSADA wurde von der WADA suspendiert. Ohne weitreichende Reformen dürfen Russlands Leichtathleten nicht an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen.
Im Januar wurden dann durch die IAAF-Ethikkommission der ehemalige IAAF-Schatzmeister Walentin Balachnitschew und der Sohn des ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack, Papa Massata Diack, für immer aus dem Verkehr gezogen. Russlands Ex-Cheftrainer Alexej Melnikow erhielt eine lebenslange Sperre. Gabriel Dolle, ehemaliger Direktor des Anti-Doping-Programms der IAAF, wurde für fünf Jahre aus dem Verkehr gezogen.