Als Publikumsliebling Robert Harting nach 526 Tagen Wettkampfpause in den Diskusring zurückkehrte, erlebte das Hallen-ISTAF in Berlin seinen Höhepunkt.
Mehr als 17 Monate nach seinem bis dato letzten Auftritt bereiteten die 12.648 Zuschauer dem lange verletzten Diskus-Olympiasieger ein umjubeltes Comeback - nach Standing Ovations und tosendem Applaus wurde es sogar ein Triumphzug: Mit 64,81 Metern gewann der 31-Jährige erstmals sein "Heim-Meeting".
"Es kann kein schöneres Comeback geben, das war ein Erlebnis", sagte Harting: "Ich muss weiter üben. Mal gucken, was am Ende im Sommer stehen wird."
Für ein weiteres Highlight sorgte beim zuschauerstärksten Hallen-Meeting der Welt überraschend Alexandra Wester im Weitsprung. Die erst 21 Jahre alte Kölnerin gewann mit 6,95 Metern und ist damit hinter Heike Drechsler (7,37) und Helga Radtke (7,09) die drittbeste deutsche Springerin in der Halle.
Gleichzeitig stellte Wester wie Sprintstar Dafne Schippers (Niederlande/7,00 Sekunden) über 60 Meter und Hürdensprinter Dimitri Bascou (Frankreich/7,41) eine Weltjahresbestleistung auf.
Robert gewinnt Harting-Bruder-Duell
Für Harting war der umjubelte Auftritt am Ende seiner langen Leidenszeit mindestens ebenso viel wert. Im September 2014 war dem dreimaligen Weltmeister beim Joggen das Kreuzband gerissen - es folgte eine lange Reha, auch die Teilnahme an der Freiluft-WM in Peking im vergangenen Jahr hatte Harting absagen müssen.
"Gewinnen ist erst einmal nicht wichtig", hatte Harting im Vorfeld erklärt. Doch letztendlich setzte er sich im letzten Versuch noch gegen seinen Bruder Christoph durch. Kopfschüttelnd stand er nach seinem Sieg im Innenraum und konnte es selbst nicht so richtig begreifen.
Im Weitsprung hatte Alexandra Wester den bis dato größten Auftritt ihrer noch jungen Karriere. Mit 6,95 Metern verbesserte sie ihre bisherige Bestleistung um 23 Zentimeter - und bezwang damit auch die WM-Zweite Shara Proctor (Großbritannien/6,91).
Die geforderte Norm für die Hallen-WM in Portland (6,75) hatte Wester bereits im zweiten Versuch mit 6,82 geknackt. "Es ist verdammt schwer zu realisieren. Das hätte ich nicht erwartet", sagte Wester. Letztmals sprang in Heike Drechsler (6,96) 1996 eine Deutsche in der Halle weiter.
Holzdeppe Dritter, Hürdensprinterin Roleder gewinnt
Im Stabhochsprung musste Olympiasieger und Weltrekordler Renaud Lavillenie eine Niederlage hinnehmen. Der Franzose kam nicht über 5,85 Meter hinaus, es gewann der Brasilianer Thiago Braz da Silva mit Südamerika-Rekord von 5,93. Vizeweltmeister Raphael Holzdeppe kam mit 5,77 auf den dritten Platz.
Für einen deutschen Sieg sorgte auch Hürdensprinterin Cindy Roleder. Die Leipzigerin, Vize-Weltmeisterin über 100 m Hürden, stellte ihre persönliche Saisonbestleistung von 7,96 Sekunden ein und gewann vor Kristi Castlin (USA/8,06).
Für den deutschen Rekordler Julian Reus endeten die 60 Meter mit einer Enttäuschung. Er war beim Sieg von Kim Collins (6,53) nach einem Fehlstart im Finale nur Zuschauer.
Insgesamt überzeugte das Hallen-ISTAF auch bei seiner dritten Auflage mit einer gelungenen Mischung aus Show und Sport. Wie im Vorjahr war die Arena am Ostbahnhof ausverkauft.