Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft 2010 ist am grünen Tisch entschieden worden.
Nach einem Urteil des Internationalen Berufungsgerichts des Automobil-Weltverbandes FIA in Paris hat Chevrolet-Werksfahrer Yvan Muller zum zweiten Mal nach 2008 den WM-Titel gewonnen.
Revidierung für BMW "eine Überraschung"
Die Entscheidung gab die FIA am späten Dienstagabend, fast 100 Stunden nach dem Urteilsspruch, offiziell bekannt. Zuvor hatten bereits BMW und Chevrolet dem Sport-Informations-Dienst das Urteil der fast achtstündigen Sitzung auf Anfrage bestätigt.
Hintergrund ist der nachträgliche Ausschluss der beiden BMW-Werksfahrer Augusto Farfus und Andy Priaulx beim letzten WM-Event in Okayama am 31. Oktober.
Das BMW-Werksteam RBM war in Japan mit einem sequentiellen 6-Gang-Getriebe in den beiden 320si GBS angetreten. Dagegen hatte Chevrolet zunächst Berufung angekündigt und diese nach der Veranstaltung fristgemäß bei der FIA eingereicht.
Muller vor Saisonfinale Weltmeister
"Die Stewards in Okayama hatten den Einsatz des BMW 320si GBS mit sequentiellem Getriebe gestattet und damit unsere Auslegung des Regelwerks bestätigt. Zudem waren bereits in den vier vorangegangenen WM-Veranstaltungen von der FIA abgenommene BMW 320si GBS im Einsatz. Dass diese Entscheidung nun nachträglich revidiert wurde und wir damit in Japan gewonnene Punkte verlieren, kam für uns mehr als überraschend", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
"Wir nehmen jedoch die Entscheidung der FIA an und gratulieren Chevrolet und Yvan Muller zum Titelgewinn", so Theissen.
Der dreimalige Weltmeister Priaulx, der Muller als einziger Fahrer noch den WM-Titel hätte streitig machen können, verlor durch die Disqualifikation 18 Punkte für einen zweiten Platz.
Muller nicht mehr einholbar
Damit kann Muller, der vor Saisonbeginn von Seat zu Chevrolet gewechselt ist, beim WM-Finale am kommenden Sonntag in Macau/China nicht mehr eingeholt werden.
Im Spielerparadies vor den Toren Hongkongs fällt demnach nur noch die WM-Entscheidung in der Hersteller- und Privatfahrerwertung. BMW-Pilot Franz Engstler, der einzige deutsche WM-Teilnehmer, ist auf Platz vier einer von fünf Titelkandidaten.