SPOX: Herr Günther, Sie sind eins der hoffnungsvollsten Motorsport-Talente aus Deutschland, stecken aber gerade mitten im Abi-Stress. Wie liefen die Prüfungen bisher?
Maximilian Günther: Ich denke, es lief gut. Bisher habe ich Deutsch und Mathe geschrieben und es ist mir bislang nichts vorzuwerfen. Es ist natürlich eine Herausforderung: Durch den Rennsport hatte ich einige Fehltage, aber das ist der Kompromiss den man eingehen muss. Ich habe mich so gut es ging darauf vorbereitet. Nach dem Rennen in Ungarn habe ich zum Beispiel die Zeit noch einmal genutzt, um vor allem Mathe zu pauken.
SPOX: Sie fahren derzeit in der Formel-3-EM. Die Saison lief für Sie gut an. Nach den ersten beiden Rennwochenenden in Paul Ricard und am Hungaroring sind Sie der Gesamtführende. Sind Sie zufrieden?
Günther: Es war ein wirklich guter Saisonstart mit meinem neuen Team Prema. Es ist sicherlich positiv, wenn man nach den ersten beiden Wochenende auf Platz 1 in der Meisterschaft ist. Die Saison ist aber noch lang. Man hat aber durch meine Pole-Positions gesehen, dass wir gut dastehen. Es ist eine Kombination aus Fahrer und Team. In der Formel 3 ist die Leistungsdichte sehr hoch, da muss alles passen. Ich denke, dass wir momentan einfach ein sehr gutes Paket haben. Das gibt mir ein gutes Gefühl für die weiteren Aufgaben.
SPOX: Dass alles nach Plan lief, kann man trotzdem nicht sagen. In den bisherigen sechs Saisonrennen wurden Sie zwei Mal in Führung liegend abgeschossen. Wie sehr ärgern Sie sich darüber? Sie hätten schon zu diesem frühen Zeitpunkt ein ordentliches Punktepolster haben können.
Günther: Natürlich ist es ärgerlich. Aber es gehört im Motorsport einfach dazu. In Frankreich war es ein Startunfall, da war nichts zu machen. Wenn einer kurzzeitig die Kontrolle verliert, kommt es zu einer Kettenreaktion. Ich war halt genau an der Stelle, wo das passiert ist. Allerdings war mein Start auch nicht optimal. Vielleicht wäre ich bei einem besseren Start gar nicht in der Position gewesen. In Ungarn habe ich George Russell auf der Innenseite genug Platz gelassen, aber er ist zu schnell in die Kurve gefahren und hat mich abgeräumt. Da war für mich wieder nichts zu machen. Sowas muss man unter unglücklichem Rennverlauf abhacken. Hätte, wäre, wenn bringt nichts und es macht einen stärker, wenn man solche Rückschläge weggesteckt hat. Im Großen und Ganzen lief es bisher sehr gut. Jetzt ist es wichtig, auf diesem Weg weiter zu arbeiten und nach vorne zu schauen.
SPOX: Sie kommen aus Rettenberg in der Nähe von Oberstdorf. Wäre da nicht eine Karriere im Wintersport nahe liegender gewesen?
Günther: (lacht) Absolut. Der Wintersport wäre etwas nahe liegender gewesen, ich habe mich aber für den komplizierteren Weg entschieden. Rennstrecken gibt es in der Nähe nicht wirklich, Hockenheim ist mit drei Stunden Anfahrt schon meine absolute Heimstrecke.
SPOX: Einige Rennfahrer sagen, dass Ihnen der Wintersport auch auf der Strecke hilft.
Günther: Ich mache natürlich Wintersport und schöpfe die Möglichkeiten aus. Aber das sind schon zwei Paar Schuhe. Generell geht es in beiden Sportarten um Speed und Linienwahl, deshalb ist es ein interessanter Vergleich. Es gibt Parallelen, aber ich muss wegen dem Verletzungsrisiko etwa aufs Skifahren verzichten. Langlauf mache ich gerne, das hilft bei der Ausdauer.
SPOX: Sie müssen für den Traum von der Formel 1 auf einiges verzichten. Bleibt überhaupt Freizeit?
Günther: Neben dem für den Motorsport wichtigen Fitnesstraining ist bei mir natürlich der Sport im Vordergrund. Ich fahre gerne Rennrad, das ist meine zweite große Leidenschaft. Ansonsten gehe ich mit meinen Freunden oder meinem Vater squashen. Wenn es mal etwas ruhiger zugehen soll, gehe ich golfen, auch wenn ich leider nicht oft dazu komme. Ab und zu spiele ich natürlich auch mit Freunden auf der Playstation.
SPOX: Im Alter von neun Jahren haben Sie erstmals an Kartmeisterschaften teilgenommen. Wann ist die Entscheidung gereift, Rennfahrer zu werden?
Günther: Mit sechs Jahren habe ich das erste Mal im Kart gesessen. Bei uns in der Nähe gibt es einen Kart-Slalom-Verein. Ich hatte direkt Spaß daran und die Leidenschaft ist entbrannt. Schon sehr früh hatte ich dann den Traum, Formel 1-Fahrer zu werden. Im Kart-Slalom lief es sehr gut und dann bin ich nach ein paar Jahren auf die Rundstrecke gewchselt. Da war ich der Jüngste. Das war eigentlich immer so, wenn ich in eine neue Serie aufgestiegen bin. Die Erfolge haben sich überall eingestellt und es nahm alles seinen Lauf.
SPOX: Sie haben unter anderem die ADAC-KF3-Meisterschaft 2010 gewonnen. Schwelgen Sie in Erinnerungen, wenn Sie daran zurückdenken?
Günther: Es war sicherlich das schönste Jahr für mich im Kartsport. Auch hier ist es so, dass das Team gut funktionieren muss. Als Fahrer sieht man beim Kart alles, daher hat man, obwohl man noch recht jung ist, schon Einfluss auf die Abstimmung, auch wenn ich an den Rennwochenenden nur selten selbst rumgeschraubt habe.