Indy 500: Milch bei der Siegerehrung, fettes Preisgeld und mehr - darum ist das Rennen so besonders

Von Dominik Geißler
Alexander Rossi gewann 2016 das Indy 500
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Am Sonntag findet die 103. Ausgabe des Indianapolis 500 statt (18.45 Uhr live auf DAZN). Jeder Motorsport-Fan hat wohl schon vom legendären Indy 500 gehört. Doch was hat es mit dem Rennen, für das Fernando Alonso vor zwei Jahren sogar den Großen Preis von Monaco der Formel 1 ausfallen lassen hat, eigentlich auf sich? SPOX gibt einen Überblick über die Geschichte, den Ablauf, Gewinner, Teilnehmer und die Besonderheiten beim US-Formel-Rennen.

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Dieser Artikel erschien in seiner ursprünglichen Version im Mai 2017.

Was ist das Indy 500?

Das Indy 500 gilt als eines der ältesten Autorennen der Welt - und mit über 60 Todesfällen auch zu einem der gefährlichsten. Es findet wegen des Memorial Days traditionell am letzten Mai-Wochenende statt und ist Saisonhöhepunkt der IndyCar Series. Diese ist die wichtigste Rennserie in Amerika.

Darüber hinaus gehört das Indy 500 zusammen mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans und dem Großen Preis von Monaco zur sogenannten "Triple Crown" des Motorsports. Siegt ein Fahrer bei allen drei Veranstaltungen und gewinnt zusätzlich die Meisterschaft in der Formel 1 oder der Champ-Car-Serie, darf er den "Grand Slam" sein Eigen nennen. Bisher gelang dieser einzigartige Erfolg nur Graham Hill.

Geschichte des Indy 500

Seit 1911 kämpfen die Fahrer jährlich um den Sieg auf dem gut vier Kilometer langen Ovalkurs. Einzig 1917 und 1918 sowie 1942 bis 1945 wurde das Rennen wegen der beiden Weltkriege nicht ausgetragen, sodass 2016 die 100. Ausgabe stattfand.

Ursprünglich mit Schotter bedeckt, verlegte man auf der 1909 gebauten Strecke frühzeitig über drei Millionen Ziegelsteine - der Grund, warum man bei dem Kurs auch vom "Brickyard" (Ziegelei) spricht. Heute erinnert nur noch die mit Ziegelsteinen gepflasterte Ziellinie an den einstigen Untergrund, der Rest des Ovals ist seit 1961 mit Asphalt überzogen. Die vier Steilwandkurven haben bei 9,12 Grad Überhöhung eine Steigung von 16 Prozent.

Der erste Sieger war Ray Harroun in einem Marmon Wasp, der für die 500 Meilen knapp sieben Stunden benötigte.

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Sieger des Indy 500

Rekordsieger des Indianapolis 500 sind A.J. Foyt (1961, 1964, 1967, 1977), Al Unser (1970, 1971, 1978, 1987) und Rick Mears (1979, 1984, 1988, 1991), die das Rennen je vier Mal gewinnen konnten. Foyt ist mit 35 Starts zudem der Fahrer mit den meisten Teilnahmen.

Zu den erfolgreichsten Europäern gehören Dario Franchitti mit drei Siegen (2007, 2010, 2012) sowie Arie Luyendyk und Dan Wheldon mit je zwei Erfolgen. 2017 siegte mit dem einstigen Formel-1-Piloten Alexander Rossi ein Rookie. Damit ist der US-Amerikaner einer von zehn ehemaligen Fahrern der vermeintlichen Königsklasse, die beim Indy erfolgreich waren. Im Vorjahr gewann der Australier Will Power.

Die Ergebnisse der letzten zehn Jahre im Überblick

JahrSiegerZweiterDritter
2009Helio Castroneves (BRA)Dan Wheldon (GBR)Danica Patrick (USA)
2010Dario Franchitti (GBR)Dan Wheldon (GBR)Marco Andretti (USA)
2011Dan Wheldon (GBR)J.R. Hildebrand (USA)Graham Rahal (USA)
2012Dario Franchitti (GBR)Scott Dixon (NZL)Tony Kanaan (BRA)
2013Toni Kanaan (BRA)Carlos Munoz (COL)Ryan Hunter-Reay (USA)
2014Ryan Hunter-Reay (USA)Helio Castroneves (BRA)Marco Andretti (USA)
2015Juan Pablo Montoya (COL)Will Power (AUS)Charlie Kimball (USA)
2016Alexander Rossi (USA)Carlos Munoz (COL)Josef Newgarden (USA)
2017Takuma Sato (JPN)Helio Castroneves (BRA)Ed Jones (VAE)
2018Will Power (AUS)Ed Carpenter (USA)Scott Dixon (AUS)
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Indy 500: Preisgeld und Pokal

Das Preisgeld lag im Vorjahr bei 2,5 Millionen Dollar für den Erstplatzierten. Der Rekord wurde 2009 aufgestellt, hier durfte sich der Braslianer Helio Castroneves über 3,048 Millionen freuen. Eine gewaltige Steigerung, wenn man in die Vergangenheit blickt: Der Premierensieger gewann inflationsbereinigt "nur" knapp 400.000 US-Dollar.

Neben einem dicken Plus auf dem Konto erhält der Sieger zudem das Safety Car des Indy 500, eine weiße Corvette. Auf dem Podium wird dem Gewinner darüber hinaus die Borg-Warner-Trophy überreicht. Auf dem Pokal wird traditionell das Gesicht des Siegers verewigt.

Besonderheiten der Indy-Siegerehrung

Während die Champagnerdusche auf dem Siegerpodest zum Motorsport-Standard gehört, bekommt der Sieger beim Indy 500 kurioserweise eine Flasche Milch gereicht. Der Hintergrund: 1936 verlangte der damalige Gewinner Louis Meyer ein Glas Buttermilch, welches er auf dem Podium trank. Seitdem heißt es in Speedway traditionell Milch statt Champagner. Zudem ist es üblich, dass der Sieger die Ziegelsteine auf der Ziellinie küsst.

Wann und wo findet das Indy 500 statt?

Das Indy 500 wird am 26. Mai auf dem Indianapolis Motor Speedway in Speedway ausgetragen (live auf DAZN). Die Kleinstadt wird vollkommen von der US-Metropole Indianapolis umschlossen.

Der Start erfolgt um 18.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MESZ). Voraussetzung ist dabei, dass die Strecke trocken ist. Bei Regen wird das Rennen aus Sicherheitsgründen verschoben oder vorzeitig abgebrochen.

Insgesamt gehören zum Indy 500 zwei Wochen Vorbereitung inklusive einer mehrtätigen Qualifikationsausscheidung. Am Rennen dürfen dann 33 Fahrer teilnehmen, die sich mit einem fliegenden Start ins Geschehen stürzen - dem Indianapolis-Start. Dabei reihen sich die Piloten in elf Dreier-Reihen auf.

Anschließend geht es über 200 Runden beziehungsweise 500 Meilen (daher der Name) bis zur schwarz-weiß-karierten Flagge. Das "größte Spektakel im Motorsport" verfolgen jährlich bis zu 400.000 Zuschauer live vor Ort - es gilt damit als meistbesuchtes, eintägiges Sportevent der Welt.

Ein genauerer Überblick über den Zeitplan sowie das TV-Programm ist hier zu finden.

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Fernando Alonso verpasst Indy 500

Die körperliche Anstrengung beim Indy 500 ist ungleich höher im Vergleich zur Formel 1. Über drei Stunden wirkt in Dreiviertel der Runde das Fünffache des eigenen Körpergewichts auf den Piloten. Bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 380 km/h und Durschnittsgeschwindigkeiten von rund 300 km/h gilt es zudem ständig Feindkontakt im Dauer-Pulk zu verhindern.

Trotzdem wollte Fernando Alonso in diesem Jahr wie schon 2017 mitmischen. Sein Traum von der "Triple Crown" lebt schließlich immer noch und nach seinem Formel-1-Karriereende hatte er auch die nötigte Zeit, sich auf das Übersee-Rennen vorzubereiten.

Im Qualifying gab es dann aber die böse Überraschung: 30 Fahrer waren im ersten Quali-Teil schneller, sodass er in ein zweites Ausscheidungsduell mit fünf Gegnern musste - und dort knapp den Kürzeren zog. 227,353 Meilen pro Stunde war im Vergleich zu Noname Kyle Kaiser (227,372 Meilen pro Stunde) zu langsam. Was sich bereits im Freien Training andeutete, wurde im Kampf um die Startplätze also traurige Gewissheit für den Spanier.

"Das war eine schwierige Woche für uns. Wir haben unser Bestmögliches gegeben, habe es am Ende noch einmal mit einem komplett anderen Setup probiert, aber wir waren einfach nicht schnell genug. Da gab es einfach ein paar Jungs, die einen besseren Job erledigt haben", fasste Alonso die Schlappe zusammen.

Besser lief es übrigens für Simon Pagenaud, der im Penske-Chevrolet von der Pole aus losfahren wird. Er ist der erste Franzose, dem dieses Kunststück gelang.

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