Mit Wut im Bauch sauste Rene Rast über den Zielstrich des Nürburgrings, denn er wusste noch nichts von seinem Triumph. Rang drei in der Eifel, Rast glaubte, er habe soeben eine große Chance vergeben - dann erst vernahm er den Glückwunsch seiner Boxencrew. "Ich bin Meister?! Wirklich?", rief der Audi-Pilot in den Funk, und schon kamen die Freudentränen.
Der dritte Platz am Sonntag genügte, und Rast ist zum zweiten Mal nach 2017 Champion der DTM, schon vor dem Saisonfinale in Hockenheim (5. und 6. Oktober) steht der Gesamtsieg fest. "Ich habe heute nicht mehr damit gerechnet", sagte der 32-Jährige, "und ich kann es noch gar nicht glauben, was für ein Jahr."
Rene Rast: Spätstarter und "Besonderer"
Rast schreibt damit das nächste Kapitel seiner ungewöhnlichen Karriere: Nach rund einem Jahrzehnt in unterklassigen Serien stieg er erst mit 30 Jahren in die DTM auf - und wurde 2017 prompt Meister. Mittlerweile ist er längst das Gesicht der Serie und scheint zu noch Höherem berufen.
"Rene Rast ist ein Besonderer, und ich habe es schon oft gesagt: Ich könnte ihn mir sogar in der Formel 1 vorstellen", sagte am Sonntag einer, der es wissen muss: DTM-Chef Gerhard Berger, lange Jahre Grand-Prix-Pilot bei Ferrari: "Rene arbeitet hart, er überlässt nichts dem Zufall, der Kerl ist richtig gut. Er ist das Maß der Dinge."
Am Nürburgring hatte Rast schon am Samstag mit einem Sieg die Grundlage gelegt. Auch am Sonntag war der Sieg möglich, am Ende wurde es Rang drei hinter seinen Markenkollegen Jamie Green (Großbritannien) und Robin Frijns (Niederlande). Doch das reichte für den vorzeitigen Titelgewinn, weil Rasts Rivale Nico Müller, ebenfalls Audi, spät auf Rang sechs zurückfiel. In Hockenheim kann er höchstens noch nach Punkten gleichziehen. Da Rast aber in jedem Fall mehr Saisonsiege holte, ist die Entscheidung gefallen.
Schon im Sonntags-Qualifying hatte Müller seine Chancen auf ein Comeback minimiert, er kam nicht über Position 14 hinaus. Am Start ging Rast von Rang zwei an Pole-Setter Green vorbei, ansonsten tat sich aber zunächst wenig. Für eine neue Situation sorgten erst die Boxenstopps: Müller ging schon nach einem Renndrittel an die Box, Rast reagierte zwei Runden später und holte sich ebenfalls neue Reifen.
Er war nun hinter Green zurückgefallen, und Müller lag plötzlich nur noch zwei Positionen dahinter - und hätte bei dieser Konstellation die Titelentscheidung doch noch nach Hockenheim verschoben.
Rast machte entsprechend Druck auf Green, mit dem Titel vor Augen wollte er den Sieg. Doch Green wehrte sich gegen seinen Teamkollegen mit allen Mitteln und blieb vorne, "Was zur Hölle?!", rief Rast in den Boxenfunk - und wurde wenig später auch noch von Frijns überholt.
Die Entscheidung schien vertagt, doch bei Müller rächte sich der sehr frühe Stopp, seine Reifen bauten ab, der Schweizer fiel um zwei Positionen zurück. Und für Rast genügte auch der dritte Rang für den großen Triumph.