Die Vorwürfe sind krass, so krass, dass Ludger Beerbaum juristisch dagegen vorgehen wird. "Der Beitrag von RTL extra ist in vielen Punkten nachweislich falsch, verleumderisch und ehrverletzend", heißt es in einem vom viermaligen Springreit-Olympiasieger veröffentlichten Statement am Mittwoch: "Natürlich werden wir juristische Schritte dagegen einleiten. Es ist nicht hinzunehmen, dass heimlich auf meinem privaten Grund und Boden gefilmt wurde."
In der Sendung RTL extra sollte auf der Basis heimlich gedrehter Videoaufnahmen der Beweis erbracht werden, dass auf dem Beerbaum-Anwesen das unerlaubte Barren im Training der Springpferde zur Anwendung kommt. Ob der Reiter auf den gezeigten Videobildern tatsächlich Ludger Beerbaum ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit erkennen. Zu sehen ist jedoch, dass ein hinter einem Hindernis kniender Mann beim Absprung des Pferdes eine lange Latte in Höhe der Vorderbeine hochreißt.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN und der Weltverband FEI haben sich der Angelegenheit bereits angenommen und Untersuchungen eingeleitet. Man werde das "ausgestrahlte Filmmaterial sorgfältig analysieren und anschließend entsprechende Schlüsse zum weiteren Vorgehen ziehen", sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Um eine seriöse Beurteilung des Sachverhaltes vornehmen zu können, bedürfe es allerdings des gesamten Video- und Beweismaterials: "Wir fordern RTL deshalb erneut auf, uns dieses vollständig zur Verfügung zu stellen", sagte Lauterbach.
Die FEI in Person von Pressesprecherin Shannon Gibbons teilte am Mittwoch mit, das Wohlergehen des Pferdes sei immer entscheidend, "die FEI verurteilt alle Maßnahmen, die im Gegensatz dazu stehen". Die in dem Beitrag gezeigten Methoden seien "absolut inakzeptabel und widersprechen allen FEI-Regularien".
Ludger Beerbaum widerspricht vehement
Dem widerspricht Beerbaum vehement. Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz, so der 58-Jährige am Mittwoch, "haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde." Der im Video zu sehende Gegenstand habe die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren erfüllt: "Nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer."
Die in der Scheune von der als Praktikantin getarnten RTL-Mitarbeiterin vorgefundenen Mehrkantstangen seien Holzstangen, "die ausschließlich für den Bau und die Reparatur unserer Weidezäune benutzt werden", sagte Beerbaum: "Gut im Film sichtbar sind die an den Stangen befestigten Isolatoren für die Zaunbänder. Sobald behauptet wird, dass diese zum Barren von Pferden eingesetzt werden, ist dies unzutreffend."
Das gelte auch für die sich auf dem Dachboden befindlichen Stangen mit den Noppen, die RTL in dem Beitrag gezeigt hatte. "Dazu kann ich nur sagen, dass diese Elemente dort seit Jahren liegen", sagte Beerbaum: "Diese stammen aus einem gekauften Bestand von Hindernissen und wurden aussortiert, damit sie nicht benutzt werden. Sie werden auch nicht beim Training mit Pferden eingesetzt."
Wie nun eines dieser Teile, "blank geputzt und sauber", zwischen die gebräuchlichen Hindernisstangen komme, "kann ich nur mutmaßen. Für mich ist es naheliegend, dass explizit für den Beitrag eine dieser Stangen dorthin gelegt wurde. Hierzu werden wir weitere Nachforschungen anstellen."