Nach den Doping-Vorwürfen von Ex-Radprofi Bernhard Kohl soll der frühere Gerolsteiner-Arzt Mark Schmidt vor der Polizei Erfurt aussagen.
"Er wird aufgrund des Rechtshilfeverfahrens vernommen. Es ist eine Zeugenvernehmung, da muss er aussagen", sagte Oberstaatsanwältin Annette Schmitt und bestätigte damit einen Bericht der "SZ".
Vorladung durch Staatsanwaltschaft möglich
Schmidt wird zunächst von der Polizei zur Vernehmung gebeten. "Wenn er da nicht kommt, dann wird er von der Staatsanwaltschaft vorgeladen", sagte Schmitt. Der Mediziner sei zu einer Aussage verpflichtet, wenn er sich dabei nicht selbst belaste.
Kohl hatte der österreichischen Tageszeitung "Kurier" gesagt, der heutige Milram-Arzt Schmidt sei in seine Dopingpraktiken während der Tour de France 2008 eingeweiht gewesen.
Österreichische Ermittler vom Bundeskriminalamt Linz hatten bereits Mitte August aufgrund der Aussagen Kohls um Rechtshilfe in Schmidts Wohnort Erfurt gebeten.
"Keine Kenntnis von der Dopingpraxis"
Der Mediziner streitet die Vorwürfe über seinen Vater und Rechtsanwalt ab.
"Generell ist festzuhalten, dass mein Mandant keine Kenntnis von der Dopingpraxis des Herrn Kohl während der Tour 2008 hatte, weder Herrn Kohl oder Herrn Matschiner (Stefan Matschiner, Manager von Kohl, d. Red.) sein Zimmer zu Dopingzwecken zu Verfügung gestellt hat und Herr Matschiner meinem Mandanten kein Messgerät übergeben hat", sagte Ansgar Schmidt.
Laut Kohl habe Schmidt nicht nur von Bluttransfusionen während der Tour de France 2008 gewusst, sondern auch mitgeholfen.
So habe er ein Hämatokrit-Messgerät für Kohl aufbewahrt, Kohls Werte bestimmt und bei Bedarf das Blut mit einer Kochsalzlösung verdünnt.
Schmidt droht rechtliches Ungemach
"Eine Behandlung mit Kochsalzlösung ist nicht erfolgt", sagte Schmidts Anwalt. Der Arzt habe laut Kohl dem Österreicher auch zu einer weiteren Bluttransfusion geraten, was der Tour-Dritte aber ablehnte.
Bestätigen sich die Vorwürfe gegen den vorerst weiter als unschuldig geltenden Schmidt, so droht dem Arzt rechtliches Ungemach vom früheren Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holczer.
"Da warten wir sehr interessiert, was bei den Ermittlungsbehörden rauskommt", sagte Holczer. Er vermute bei den Aussagen Kohls allerdings einen hohen Wahrheitsgehalt.