Top-Sprinter Marcel Kittel hat den Eindruck, dass die "systematische Dopingkultur" aus dem Radsport verschwunden ist. "Ich glaube, dass die Mentalität, auch mit den jungen Sportlern, die jetzt nachkommen, eine andere ist. (...) Da hat ein Wechsel stattgefunden", sagte der Thüringer im Interview mit der FAS.
Der Radsport könne mittlerweile "an vielen Stellen sogar als Vorbild gelten".
Kritisch sieht der 27-Jährige gleichwohl, dass sich nach wie vor belastete und uneinsichtige Sportdirektoren wie bei Astana der Kasache Alexander Winokurow im Peloton bewegen. "Das ist ein Punkt, an dem es schwierig ist: Wenn einer noch im Radsport gehalten wird, auch wenn er keine Einsicht zeigt. Das finde ich äußerst problematisch", sagte Kittel.
Geständige frühere Profis würde der gebürtige Arnstädter, der seit Jahresbeginn auch im spanischen Girona lebt, allerdings nicht per sé ausschließen.
"Es hat sich was bewegt"
"Ich finde es glaubwürdiger, wenn jemand seine Fehler zugegeben hat, bestraft wurde, und dann aktiv - wirklich aktiv - an der Weiterentwicklung teilnimmt und auch glaubhaft rüberbringt, dass er jetzt in eine andere Richtung gehen will", sagte Kittel etwa in Bezug auf seinen dänischen Teamchef und Ex-Telekom-Fahrer Brian Holm bei Etixx-Quick Step.
Ähnliche Entwicklungen im Anti-Doping-Kampf wie im Radsport der letzten Jahre erhofft sich der achtmalige Tour-de-France-Etappensieger in allen Sportarten. "Jeder Sport kämpft mit diesen Problemen. Man muss überall den Finger draufhalten, wenn man merkt, da geht nichts vorwärts. Das war im Radsport lange so, aber dann hat er richtig Breitseite bekommen 2006, 2007, und dann hat sich etwas bewegt. Diese Prozesse sind schmerzhaft, aber sie bedeuten Fortschritt, diese Prozesse wünsche ich mir für alle Sportarten."