"Irgendwo müssen die Geschichten doch stehen, auch die eines Gustav-Adolf Schur. Aber sie müssen ungeschönt wiedergegeben werden", sagte die zweimalige Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Nasse-Meyfarth fügte allerdings hinzu: "Dann ist das eben keine Hall of Fame mehr, sondern ein Geschichtsbuch des deutschen Sports." Wie die Goldmedaillengewinnerin von 1972 und 1984 haben auch München-Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl und der ehemalige 200-m-Weltrekordler Manfred Germar für Schurs Aufnahme in die Ruhmeshalle gestimmt.
"Den Täve Schur kann man nicht verhindern, er ist ein wahnsinniger Athlet", sagte Germar dem Stadt-Anzeiger. Ecker-Rosendahl erklärte dem Blatt, sie habe vor ihrem Kreuzchen die ganze Problematik gar nicht vor Augen gehabt: "Ich wusste nur, dass er ein Radfahrer war und ein schwieriger Typ ist."
"Der DDR-Sport war nicht kriminell"
Das ehemalige Radsportidol Schur (86), zu DDR-Zeiten der populärste Sportler im Osten, hatte jüngst in einem Interview mit der Zeitung Neues Deutschland erklärt: "Der DDR-Sport war nicht kriminell, sondern vorzüglich aufgebaut: Der Aufbau der sportlichen Gesundheit der Bevölkerung aus den Kindergärten heraus über den Schulsport bis hin zu den Leistungssporteinrichtungen war einmalig", sagte Schur. Den DDR-Sport als kriminell zu bezeichnen, sei "völliger Quatsch".
Diese Aussagen hatten heftige Reaktionen hervorgerufen. Neben der Doping-Opfer-Hilfe (DOH) kritisierte auch die Stiftung Deutsche Sporthilfe als Trägerin der virtuellen Ruhmeshalle Täve Schur, Konsequenzen auf den laufenden Aufnahmeprozess des DDR-Radsportidols in die Hall of Fame ließ die Sporthilfe aber offen.
93 Jury-Mitglieder stimmen aktuell über fünf Aufnahmekandidaten ab, neben Gustaf-Adolf Schur über die zweimalige Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler sowie Skispringer Sven Hannawald, Kombinierer Franz Keller und Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Einen konkreten Stichtag für das Ende der Wahl gibt es derzeit nicht.