Tour de France - Andre Greipel im Interview: "Jan Ullrich war ein Idol - und ein Phantom"

Von Jan Paul Wiewer
Andre Greipel jubelt über seinen Etappensieg bei der Tour de France 2016.
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Cavendish war immer Ihr großer Rivale. Wie sieht das Verhältnis heute zu ihm aus?

Greipel: Eigentlich wurde das immer schlimmer gemacht, als es tatsächlich war. Unsere Beziehung wurde als Feindschaft dargestellt und dramatisiert. Letztendlich sind wir Rennfahrer mit derselben Charakteristik, die Rennen gewinnen wollen. Ich respektiere Mark total und auch von seiner Seite spüre ich Respekt.

Gibt es in Ihren Augen eigentlich einen perfekten Sprint?

Greipel: Ganz einfach: Man muss als Erster über die Linie fahren! (lacht) Eine präzise Beschreibung fällt mir schwer, da ein Sprint immer anders ist. Es passieren unbewusst tausende Dinge, der Instinkt entscheidet sehr viel. Für mich ist ein guter Sprintzug wichtig, der mich auf die Zielgerade bringt und dass mein letzter Anfahrer ungefähr 200 Meter vor dem Ziel rausgeht. Dann habe ich freie Bahn und gebe einfach alles, was in mir steckt. Es ist schöner zu gewinnen, wenn die ganze Mannschaft an dem Sieg beteiligt war.

Sie gewannen kürzlich zwei Rennen auf Mallorca und in Andalusien, was war das für ein Gefühl, nach so langer Zeit wieder ganz oben zu stehen?

Greipel: Diese beiden Siege haben sich eigentlich perfekt angefühlt. Die Mannschaft war beteiligt und ich als Mensch wurde für meinen Ehrgeiz belohnt. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich nochmal siegen werde. Diese Erfolge waren eine Bestätigung für das harte Training. Auch für mich selbst war es ein tolles Gefühl, wenn das Team einem das Vertrauen schenkt, alles für dich gibt und man dieses Vertrauen mit Leistung zurückzahlen kann.

Greipel: "Ich werde sicherlich keinen "Rocky"-Film drehen"

Ihr Team befindet sich in einer speziellen Lage mit Chris Froome als viermaligen Tour-Sieger, der wegen seiner unzureichenden Leistungen häufiger in der Kritik stand, wie sieht Ihr Kontakt zu ihm aus?

Greipel: Seine Person bringt immense Aufmerksamkeit der Medien in unser Team, auf der anderen Seite fährt er bei uns in erster Linie, um seine Erfahrung mit jüngeren Fahrern zu teilen. Sogar ich kann in meinem Alter noch etwas von ihm lernen. Am Ende des Tages ist er, obwohl er einer der größten Radsportler aller Zeiten ist, auch nur ein Mensch. Seine Art ist sehr zurückhaltend und diszipliniert - er wird im kompletten Team respektiert. Vom Busfahrer bis zum Mechaniker ist er bei allen beliebt. Andere Leader können sich von ihm eine Scheibe abschneiden.

Mathieu van der Poel gab dieses Jahr sein Debüt bei der Tour und imponierte gewaltig. Was halten Sie von der aufstrebenden Generation, die vom Cyclocross kommen?

Greipel: Es ist unglaublich was diese Jungs für die Leistungen bringen. Das Wort Jahrhunderttalente passt hier ganz gut. Egal, was für ein Fahrrad Mathieu unter dem Hintern hat, er ist erfolgreich. Das zeigt die Vielfalt dieser Jungs. Auch das unbekümmerte Verhalten ist interessant, es macht schon Spaß, diesen Unikaten zuzusehen. Es ist umso schöner, dass wir mit Tom Pidcock, Wout van Aert und Mathieu gleich drei dieser Sorte erleben können.

Abschließend: Gibt es einen Traum für Sie nach der Karriere als Profi?

Greipel: Ich werde sicherlich keinen "Rocky"-Film drehen. (lacht) Erstmal wünsche mir, in einer professionellen Art und Weise meine Karriere zu beenden. Das bedeutet, dass ich immer noch auf dem Level sein möchte, um Rennen gewinnen zu können und nicht nur irgendwie im Feld mitrolle. Ich werde bis zum Schluss zu hundert Prozent Profi bleiben, das ist mir wichtig. Wie es danach weitergeht, werden wir sehen. Die Gespräche darüber werde ich erst führen, wenn es vorbei ist. Da mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Ich stelle mir meinen Ruhestand aber schon so vor, dass ich länger zuhause bin und nicht immer reisen muss. Zeit für die Familie zu haben, auch mal in den Tag hinein leben zu können - das wünsche ich mir.

Tour de France 2021: Der Kalender im Überblick

EtappeDatumStart -ZielStreckenlängeSieger
1. Etappe26. Juni 2021Brest - Landerneau187 kmJulian Alaphilippe
2. Etappe27. Juni 2021Perros-Guirec - Mûr-de-Bretagne182 kmMathieu van der Poel
3. Etappe28. Juni 2021Lorient - Pontivy182 kmTim Merlier
4. Etappe29. Juni 2021Redon - Fougères152 kmMark Cavendish
5. Etappe30. Juni 2021Changé - Laval (EZF)27 kmTadej Pogacar
6. Etappe1. Juli 2021Tours - Châteauroux144 kmMark Cavendish
7. Etappe2. Juli 2021Vierzon - Le Creusot248 kmMatej Mohoric
8. Etappe3. Juli 2021Oyonnax - Le Grand-Bornand152 kmDylan Theuns
9. Etappe4. Juli 2021Cluses - Tignes (Bergankunft)145 kmBen O´Connor
1. Ruhetag5. Juli 2021
10. Etappe6. Juli 2021Albertville - Valence186 km
11. Etappe7. Juli 2021Sorgues - Malaucène (2 Mal über Mont Ventoux)199 km
12. Etappe8. Juli 2021Saint-Paul-Trois-Châteaux - Nîmes161 km
13. Etappe9. Juli 2021Nîmes - Carcassonne220 km
14. Etappe10. Juli 2021Carcassonne - Quillan184 km
15. Etappe11. Juli 2021Céret - Andorra-la-Vielle192 km
2. Ruhetag12. Juli 2021
16. Etappe13. Juli 2021Pas de la Casa - Saint-Gaudens169 km
17. Etappe14. Juli 2021Muret - Saint-Lary-Soulan (Col de Portet/Bergankunft)178 km
18. Etappe15. Juli 2021Pau - Luz Ardiden (Bergankunft)130 km
19. Etappe16. Juli 2021Mourenx - Libourne203 km
20. Etappe17. Juli 2021Libourne - Saint-Émilion (EZF)31 km
21. Etappe18. Juli 2021Chatou - Paris Champs-Élysées112 km
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