Der gnadenlose Tadej Pogacar hat auch im Angesicht des fast sicheren Tour-Erfolgs keine Geschenke verteilt und sich in der Manier eines ganz großen Champions seinen fünften Tagessieg bei der 111. Frankreich-Rundfahrt gesichert. Im Gelben Trikot entschied Pogacar auch das letzte Rad-an-Rad-Duell mit dem entthronten Titelverteidiger Jonas Vingegaard für sich und kann den Champagner für seinen dritten Gesamtsieg kalt stellen.
"Ich könnte nicht glücklicher sein als mit diesem weiteren Tagessieg. Morgen werde ich es genießen", sagte der nimmersatte Slowene: "Wenn man mir das vor der Tour gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt."
Auf der vorletzten Etappe zum Col de la Couillole setzte der 25-jährige Pogacar 150 m vor dem Ziel zum Sprint an und verwies Vingegaard auf den zweiten Platz. In der Gesamtwertung wuchs der Vorsprung auf 5:14 Minuten.
Tour de France 2024 - Top 10 der Gesamtwertung
Pos | Name | Mannschaft | Zeit/Rückstand |
1 | Tadej Pogačar | UAE Team Emirates | 82:53:32h |
2 | Jonas Vingegaard | Team Visma / Lease a Bike | +5:14m |
3 | Remco Evenepoel | Soudal - Quick Step | +8:04m |
4 | João Almeida | UAE Team Emirates | +16:45m |
5 | Mikel Landa | Soudal - Quick Step | +17:25m |
6 | Adam Yates | UAE Team Emirates | +21:11m |
7 | Carlos Rodriguez | Ineos Grenadiers | +21:12m |
8 | Matteo Jorgenson | Team Visma / Lease a Bike | +24:26m |
9 | Derek Gee | Israel - Premier Tech | +24:50m |
10 | Giulio Ciccone | Lidl - Trek | +25:48m |
Tadej Pogacar schließt sich wohl erlauchtem Kreis an
Nach dem Abschluss-Einzelzeitfahren über 33,7 km von Monaco nach Nizza am Sonntag wird Pogacar mit größter Wahrscheinlichkeit als erster Fahrer seit Marco Pantani 1998 das seltene Giro-Tour-Double vollenden - und in einen erlauchten Kreis von Radsport-Legenden aufsteigen. Erst sieben Fahrern ist das Kunststück gelungen, die beiden wichtigsten Landesrundfahrten innerhalb eines Jahres zu gewinnen, darunter Ikonen wie Fausto Coppi, Eddy Merckx oder Bernard Hinault.
Offen ausgetragen wurde das Duell um den zweiten Platz zwischen Vingegaard und Remco Evenpoel. Der belgische Tour-Debütant Evenepoel scheiterte mit seinen Attacken auf Titelverteidiger Vingegaard und konnte den entscheidenden Gegenangriff des Dänen dann nicht parieren. Der Rückstand auf Vingegaard von 2:50 Minuten dürfte auch für Weltmeister Evenpoel im Kampf gegen die Uhr nicht aufzuholen sein.
Der von den Streckenplanern als letztes Bergspektakel angedachten 20. Etappe am Samstag fehlte im Kampf um Gelb die Brisanz. "Der Sieg ist vergeben", hatte ein enttäuschter Vingegaard zuvor gesagt. Auch Pogacar war sich seiner Sache angesichts eines Polsters von 5:03 Minuten vor dem Start der vorletzten Etappe sicher. "Der Vorsprung ist jetzt relativ groß", sagte der Dominator, am Samstag "können wir den Tag ein bisschen genießen und eine Fluchtgruppe ziehen lassen."
Pogacar feiert bereits 16. Etappenerfolg bei Tour de France
Den noblen Worten ließen Pogacar und sein dominantes UAE-Team nur zeitweise Taten folgen. Das Tempo im Feld war zu Beginn extrem hoch, die Spitzengruppe nach nur 20 km bereits stark auf die Top-Favoriten im Gesamtklassement dezimiert, entscheidend absetzen konnte sich zunächst kein Fahrer.
Letztlich schaffte eine gut besetze Gruppe von sieben Fahrern den Absprung, darunter Richard Carapaz aus Ecuador. Der Gewinner der 17. Etappe sammelte weitere Punkte in der Bergwertung und sicherte sich das Gepunktete Trikot.
Vor dem 15,7 km langen Schlussanstieg zum Col de la Couillole war der Abstand auf knapp drei Minuten gefallen - und schrumpfte in der Folge schnell. Vingegaards Gegenangriff auf Evenepoel konnte nur Pogacar folgen. Das Top-Duo fuhr dem Ziel gemeinsam entgegen, ehe Pogacar den Tagessieg mit einem letzten kraftvollen Antritt sicherte. Es war bereits sein 16. Etappenerfolg bei der Frankreich-Rundfahrt.