Tourist Cancellara und Tiefstapler Martin

SID
Tony Martin will bei der Tour de France erstmals das Gelbe Trikot tragen
© Getty

Für Fabian Cancellara ist die Sache bereits klar. "Er hat mir schon gesagt: 'Jens, ich brauche dich am Sonntag'", berichtet Jens Voigt mit einem breiten Grinsen im Gesicht. An jenem Sonntag, der ersten Etappe der 99. Tour de France, wähnt sich Cancellara schon im Gelben Trikot, das er im Prolog in Lüttich 24 Stunden vorher erobern will.

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Dann muss Voigt mit all seinem Willen, seiner Kraft und seiner Erfahrung für den viermaligen Zeitfahr-Weltmeister arbeiten. Das begehrte Jersey soll schließlich verteidigt werden.

Cancellara weiß, wovon er spricht. Vor acht Jahren ging sein Stern in Lüttich auf, als er auf demselben Kurs den großen Lance Armstrong distanzierte und erstmals ins Gelbe Trikot fuhr. "Das war für mich ein spezieller Moment. Aber das ist auch lange her", sagt Cancellara.

"Ich reise diesmal als Tourist nach Frankreich"

Der Schweizer wirkt entspannt, als er im Teamhotel direkt neben der Formel-1-Rennstrecke von Francorchamps über seine Ziele spricht. Dabei datiert sein letzter internationaler Sieg im Kampf gegen die Uhr vom 19. Juni 2011, als Cancellara eine Etappe bei der Tour de Suisse gewann.

Noch einmal in das Gelbe Trikot zu schlüpfen will sich Cancellara allerdings nicht nehmen lassen, zumal er es als großen Vorteil wertet, den Kurs bereits zu kennen. Dann soll es das aber offenbar auch gewesen sein bei der Tour. "Ich reise diesmal als Tourist nach Frankreich", sagt Cancellara und suggeriert, dass er Paris dieses Jahr nicht erreichen wird. Für den Berner gibt es wichtigere Ziele: Ende Juli will er bei der Geburt seines Kindes dabei sein und Gold im olympischen Zeitfahren gewinnen.

Martin realistisch

Letzteres Ziel verfolgt auch Tony Martin. Der amtierende Zeitfahr-Weltmeister hat sich aber auch zum Ziel gesetzt, erstmals das Gelbe Trikot der Tour zu tragen. Vor dem Prolog geht Martin allerdings in Deckung. "Viele sehen mich schon im Gelben Trikot am Samstag. Ich bin da eher Realist und hoffe auf ein gutes Resultat", sagt Martin. Der Prolog sei normalerweise etwas für kräftigere, explosivere Fahrer.

Martins Tiefstapelei kann allerdings auch einer gewissen Taktik geschuldet sein. Schließlich rollte er bereits vor zwei Jahren in Rotterdam, als bei der Tour zuletzt ein Prolog ausgetragen wurde, als heißer Sieganwärter von der Rampe. Am Ende siegte Cancellara klar vor Martin.

Der Schweizer ist immer noch der Beste der Welt, wenn es heißt, schnell aus den Kurven zu kommen. Doch Martin ist mittlerweile auf langen Geraden stärker - und davon gibt es auf dem 6,4 Kilometer langen Kurs in Lüttich einige. Ebenfalls zur Debatte steht allerdings, dass weder Martin noch Cancellara am Ende jubeln. Martin hat da bereits einen Ersatzkandidaten für den Prologsieg ausgemacht: den Briten Bradley Wiggins.

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