Martin steigt aus Tour de France aus

SID
Tony Martin hatte sich bereits auf der ersten Etappe einen Kahnbeinbruch zugezogen
© Getty

Tony Martin nutzte den ersten Ruhetag der Tour de France zum Koffer packen. Um das große Ziel Olympia-Gold nicht weiter zu gefährden, stieg der Zeitfahr-Weltmeister wie erwartet vorzeitig aus der Frankreich-Rundfahrt aus und verließ das Teamhotel in Dracy-le-Fort am Dienstagnachmittag in Richtung seiner Schweizer Wahlheimat.

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"Es fällt mir schwer, die Tour zu verlassen, während meine Teamkollegen weiterfahren. Aber es ist die richtige Entscheidung. Nun ist es Zeit, an meine vollständige Genesung zu denken", sagte Martin.

Spätestens auf der ersten Etappe hatte sich die Frankreich-Rundfahrt zu seiner persönlichen "Tour de Farce" entwickelt. Nach dem Hinterraddefekt im Prolog stürzte Martin nach wenigen Kilometern so unglücklich auf das Handgelenk, dass er sich das Kahnbein brach.

Trotz der äußerst schmerzhaften Verletzung quälte sich Martin bis zum ersten langen Zeitfahren am Montag in Besancon. Es sollte so etwas wie die Generalprobe für das olympische Zeitfahren in London werden, es wurde ein weiterer schwarzer Tag. Nach fünf Kilometern platzten erneut der Hinterreifen und alle Träume vom Etappensieg.

Trainieren und genesen

Für Martin steht nun der Spagat zwischen einer intensiven Vorbereitung auf Olympia und der Heilung seines Bruchs an, für den es vor allem Ruhe bedarf. "Ich habe noch drei Wochen bis zu den Olympischen Spielen. Ich weiß, dass es nicht einfach wird, aber ich werde alles geben, um dann gut in Form zu sein", sagte der 27-Jährige, der sich die kommenden Alpenetappen nicht mehr antun wollte: "Ich will einfach nicht, dass es schlimmer wird. Ich kann einfach nicht eine Woche am Ende des Feldes herumfahren und jeden Tag ein wenig mehr leiden."

Aus medizinischer Sicht ist Martins Schritt vernünftig. "Wir müssen vor allem weitere Probleme mit seinem Körper vermeiden, da er durch die Manschette in seiner Bewegung eingeschränkt ist", sagte Teamarzt Helge Riepenhof. Mit Blick auf die Olympischen Spiele sei eine Aufgabe die einzig mögliche Entscheidung gewesen.

Martins Probleme wären in den Bergen noch größer geworden. Durch den Kahnbeinbruch kann er in den Anstiegen nicht aus dem Sattel gehen und am Lenker ziehen, um den Rücken zu entlasten. Die Gefahr von muskulären Verletzungen am unteren Rücken oder den Knien wäre nicht kalkulierbar gewesen.

Olympisches Gold als Trost

Bereits am Montag hatte Martin nach seinem enttäuschenden Zeitfahren eingeräumt, dass er in seinem Zustand keine Hilfe für die Mannschaft wäre. Seine Entscheidung, nicht schon nach der ersten Etappe zugunsten einer ruhigen Olympiavorbereitung auszusteigen, verteidigte der gebürtige Cottbuser: "Ein gewisses Risiko muss man im Sport eingehen. Bei mir war dieses Risiko vertretbar."

In London will sich Martin möglichst mit der Goldmedaille über sein bisheriges Seuchenjahr hinwegtrösten. Bis dahin bleibt dem deutschen Meister noch eine Menge Arbeit, denn spätestens seit dem Tour-Zeitfahren muss Martin neben dem Schweizer Fabian Cancellara mit zwei weiteren Konkurrenten rechnen.

Die Briten Bradley Wiggins und Christopher Froome dominierten nämlich den Kampf gegen die Uhr auf äußerst eindrucksvolle Weise.

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