Froome zementiert Tour-Gesamtsieg

SID
Fast-Gesamtsieger Chris Froome verteidigte auch in L'Alpe d'Huez das gelbe Trikot
© getty

Lächelnd reckte Christopher Froome die Arme in die Höhe und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf: Nachdem der designierte Gesamtsieger der 102. Tour de France auf dem Podium im legendären L'Alpe d'Huez das Gelbe Trikot übergestreift bekommen hatte, fiel ihm eine Zentnerlast von den Schultern. "Es war unglaublich emotional, ich bin sehr erleichtert. In Gelb ins Ziel zu kommen, ist ein Traum", sagte Froome.

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Zum zweiten Mal nach 2013 wird der 30-Jährige vom Team Sky am Sonntag das Maillot jaune als strahlender Sieger nach Paris tragen und auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées feierlich geehrt werden. Wenn in Sèvres am Seineufer die "Tour de l'Honneur" beginnt, braucht Froome keine Angriffe mehr fürchten. Stattdessen darf er mit seinem Team mit dem obligatorischen Glas Schampus anstoßen.

Die Ankunft in Alpe d'Huez im RE-LIVE

Auf dem Weg zum großen Triumph hatte Froome auf der 110,5 km langen 20. Etappe ins Tour-Mekka Schwerstarbeit zu verrichten. Unter den frenetischen Anfeuerungen von rund einer Million Zuschauer hatte Quintana Froome auf dem Weg ins Tour-Mekka mit diversen Attacken zermürbt und massiv unter Druck gesetzt. Nach mehreren vergeblichen Versuchen setzte sich der Movistar-Kapitän rund zehn Kilometer vor dem Ziel vom schwächelnden Froome ab, vergrößerte den Vorsprung Sekunde um Sekunde und überquerte die Linie 1:20 Minuten vor dem Topfavoriten.

Froome am Ende seiner Kräfte

Für die Erfüllung seines Traums hatte sich der Brite am Samstag allerdings mächtig ins Zeug legen müssen, völlig entkräftet ließ sich Froome nach dem spektakulären Finale auf einen Klappstuhl im Zielbereich fallen und hustete sich dabei regelrecht die Seele aus dem Leib. "Es waren heute nur knapp 100 km, aber sie haben sich angefühlt wie 300 km", sagte Froome nach den 110,5 km der 20. Etappe von Modane ins Tour-Mekka.

Die 20. Etappe in der Übersicht

Vor allem der von unzähligen Fans gesäumte Schlussanstieg, an dem Froome erneut von einigen Unverbesserlichen beleidigt und sogar bespuckt wurde, geriet zur Schwerstarbeit. "Der letzte Anstieg hat richtig weh getan", so Froome. Dies lag vor allem an Nairo Quintana, Froomes größten Rivalen, der nochmals einen leidenschaftlichen Angriff auf das Gelbe Trikot unternahm.

Quintana zermürbte Froome mit diversen Attacken und setzte ihn massiv unter Druck. Nach mehreren vergeblichen Versuchen setzte sich der Movistar-Kapitän rund zehn Kilometer vor dem Ziel vom schwächelnden Froome ab, vergrößerte den Vorsprung Sekunde um Sekunde und überquerte das Ziel 1:20 Minuten vor dem Topfavoriten und knapp hinter Tagessieger Thibaut Pinot (FDJ).

"Kann es noch gar nicht richtig begreifen"

Froome, der bereits am Freitag eine halbe Minute auf Quintana eingebüßt hatte, war verwundbar. Während er in den Pyrenäen noch nach Belieben dominiert hatte, gingen dem gebürtigen Kenianer in den Alpen die Kraftreserven aus. Letztlich rettete er aber einen Vorsprung von 1:12 Minuten auf Quintana ins Ziel. Zudem wird er neben Gelb am Sonntag auch mit dem gepunkteten Bergtrikot geehrt. "Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen. Mir gingen so viele Emotionen durch den Kopf im letzten Anstieg", sagte Froome.

Auch der Kolumbianer Quintana, der wie 2013 das weiße Trikot des besten Jungprofis nach Paris trägt, fand bereits am Samstag sein Lächeln wieder. Der Bergfloh aus den Anden bewies in den Alpen, dass er zurecht als stärkster Kletterer im Peloton gilt. Letztlich scheiterte seine Mission Tour-Sieg auch an einer Windkante auf der zweiten Etappe, als er an der niederländischen Nordseeküste 1:28 Minuten auf Froome einbüßte. "Ich habe die Tour in der ersten Woche verloren", sagte Quintana am Samstag.

Am Sonntag könnte neben Froome auch der deutsche Top-Sprinter André Greipel (Rostock/Lotto-Soudal) noch einmal ins Rampenlicht fahren. Der 33-Jährige, der bislang drei Etappen gewann, würde seine ohnehin erfolgreiche Tour mit dem prestigereichen Sieg in Paris krönen. Auch Klassiker-Spezialist John Degenkolb (Gera/Giant-Alpecin) hat nochmals die Chance, den ersehnten Tour-Etappensieg zu feiern.

Tour de France 2015: Die Gesamtwertung

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