Am Samstag beginnt die 105. Ausgabe der Tour de France in der Vendee (ab 14 Uhr im LIVETICKER). Mit dabei ist auch der umstrittene Dauersieger Chris Froome. Wie seine Chancen auf den Gesamtsieg stehen und wer die anderen Favoriten auf den Gesamtsieg sind, erfahrt ihr hier. Außerdem mit dabei: Die Kandidaten auf einzelne Tagessiege und die Aussichten der deutschen Teilnehmer.
Tour de France 2018: Favoriten auf den Gesamtsieg
Neben Chris Froome gibt es noch eine Reihe weiterer Fahrer, die sich in den vergangenen Jahren stark genug für den Gesamtsieg gezeigt haben. Wer aber tatsächliche Chancen auf den Tour-Sieg haben will, muss erstmal Froome besiegen.
- Chris Froome (Großbritannien/Team Sky):
Froome darf nach langem Hin- und Her bei der Tour starten, ein fader Beigeschmack bleibt nach seinem positiven Dopingtest allerdings. Nichtsdestotrotz ist der wieder der erste Anwärter auf den Sieg. In den letzten drei Jahren war er nicht zu stoppen, in diesem Jahr gewann er bereits den Giro. Dass Froomey wegen dem Giro bei der Tour geschwächt sein könnte, ist nicht zu erwarten. Bereits im letzten Jahr gewann er mit der Tour und der Vuelta zwei große Rundfahrten in einem Jahr. Darüber hinaus hat er wieder ein enorm starkes Team in den Bergen.
- Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar):
2013 erreichte er bei seiner ersten Tour-Teilnahme direkt den zweiten Platz, sein Gesamtsieg schien nur eine Frage der Zeit. Es folgten Siege beim Giro und der Vuelta sowie Tour-Podiumsplatzierungen 2015 und 2016. Im letzten Jahr schien er in Frankreich erschöpft. Daher absolvierte Quintana in diesem Jahr ein reduziertes Rennprogramm. Scheinbar mit Erfolg: Bei allen Rundfahrten, an denen er teilnahm, überzeugte El Condor de los Andes. Außerdem liegt Quintana die Strecke mit wenig Zeitfahrkilometern und er hat mit Alejandro Valverde, Mikel Landa und Marc Soler die wohl beste Helferriege an seiner Seite. Die frühere Prophezeihung könnte wahr werden. Bei einer unerwarteten Schwächephase könnte auch der letztjährige Tour-Vierte Landa als Teamkapitän einspringen.
- Romain Bardet (Frankreich/Ag2r):
Mit zwei Podiumsplatzierungen bei den letzten beiden Ausgaben hat er die Hoffnungen der Franzosen auf den ersten Heimerfolg seit 33 Jahren geweckt. Er zeigte sich zuletzt bei der Generalprobe Dauphine in guter Verfassung und erreichte den dritten Rang. Von den Topfavoriten verfügt er allerdings über das schwächste Team. Der Gesamtsieg wird so schwierig, eine erneute Podiumsplatzierung ist aber möglich.
- Vincenzo Nibali (Italien/Bahrain-Merida):
Der Hai von Messina war der einzige, der in den letzten fünf Jahren die Siegesserie von Froome bei der Tour durchbrochen hat. 2014 stand er ganz oben auf dem Podest - weil Froome verletzt ausgeschieden war. Nachdem er im letzten Jahr auf die Tour zugunsten des Giros verzichtet hat, liegt der Fokus in diesem Jahr wieder voll auf der Frankreich-Rundfahrt. Zumal ihm die bergige Streckenführung mit seinen Kletter- und Abfahrfähigkeiten sehr gut liegt und er mit Domenico Pozzovivo, Franco Pellizotti sowie den Brüdern Gorka und Ion Izagirre über ein sehr starkes Team in den Bergen besitzt. In dieser Saison zeigte er bei den Rundfahrten allerdings noch keine überzeugenden Leistungen. Seine Form ist fraglich.
getty- Richie Porte (Australien/BMC):
Lange Zeit war er bei Sky Edelhelfer, erreichte nach seinem Wechsel zunächst einen fünften Rang, im letzten Jahr war die Tour nach einem schweren Sturz in einer Abfahrt vorzeitig vorbei. In diesem Jahr ist der Tasmanische Teufel bisher in hervorragender Verfassung und gewann zuletzt die Tour de Suisse. Gegen die starken Bergfahrer muss er im Teamzeitfahren einiges an Zeit abnehmen, um tatsächliche Siegchancen zu haben.
Tour de France: Die Sieger der letzten zehn Jahre
Jahr | Sieger |
2017 | Chris Froome |
2016 | Chris Froome |
2015 | Chris Froome |
2014 | Vincenzo Nibali |
2013 | Chris Froome |
2012 | Bradley Wiggins |
2011 | Cadel Evans |
2010 | Andy Schleck |
2009 | Alberto Contador |
2008 | Carlos Sastre |
Tour de France 2018: Geheimfavoriten und Podiumskandidaten
Neben den großen Favoriten gibt es noch einige andere Fahrer, die die Möglichkeiten haben, vorne mitzufahren. Ein Podiumsplatz ist für sie allemal drin. Ein Gesamtsieg wäre allerdings eine große Überraschung.
- Tom Dumoulin (Niederlande/Sunweb):
Der Niederländer ist seit dem Giro-Sieg im vergangenen Jahr in die Riege der großen Rundfahrer aufgestiegen und musste sich beim Giro in diesem Jahr nur Froome geschlagen geben. Die erste Grand Tour des Jahres könnte ihn aber entscheidend geschwächt haben, auch wenn er sich in der Zwischenzeit eine Ruhepause gönnt. Gegen ihn spricht auch die Strecke mit nur einem Einzelzeitfahren, der großen Stärke Dumoulins. In den bergigen Teilen hat er Nachteile gegenüber den kleinen Kletterern wie Quintana.
- Rigoberto Uran (Kolumbien/EF Education First-Drapac):
Auch Uran war einige Zeit als Sky-Helfer aktiv, konnte sich seit seinem Weggang 2013 dann als Grand-Tour-Kapitän weiterentwickeln und schaffte mit dem zweiten Rang im vergangenen Jahr seinen bisher größten Erfolg. Sein bisheriges Jahr war solide, sein Team ist jedoch stärker als im vergangenen Jahr und er ist einer der besten Kletterer im Peloton. Am Ende ist Rigo aber wohl nicht so stark wie die Konkurrenz in Topform.
- Adam Yates (Großbritannien/Mitchelton-Scott):
Der Brite beendete die Tour vor zwei Jahren völlig überraschend auf dem vierten Rang und schaffte seinen Durchbruch auf der internationalen Bühne. Er entwickelt sich seit Jahren konstant weiter. In diesem Jahr scheint er wieder sehr gut drauf zu sein. Bei der Dauphine-Rundfahrt direkt vor der Tour zeigte er sich in starker Form. Wenn alles passt, ist das Podium möglich.
- Daniel Martin (Irland/UAE Team Emirates):
In den letzten Jahren hat Martin immer wieder bestätigt, dass er ein solider Mann für die großen Rundfahrten ist, in Normalform ist ihm immer ein Platz in den Top 10 zuzutrauen, mehr aber wohl auch nicht. Am Ende hat er wohl nicht die Qualität für einen Podiumsplatz.
- Primoz Roglic (Slowenien/Team LottoNL-Jumbo):
Bei einer großen Rundfahrt konnte Roglic zwar noch nie in Erscheinung treten, dafür zeigte er sich in dieser Saison bei den einwöchigen Rundfahrten in herausragender Verfassung und gewann gleich drei Etappenrennen. In dieser Form sollte dem einstigen Skispringer auch sein erster großer Auftritt bei einer Grand Tour gelingen.
Tour de France 2018: Sprinter
Neben den Kampf um den steht auf den Flachetappen wieder das Duell der schnellsten Männer im Fokus. Bis zu acht Etappen bieten ein sprinterfreundliches Profil.
- Marcel Kittel (Deutschland/Katusha-Alpecin):
Mit fünf Etappensiegen war der Arnstädter im vergangenen Jahr der überragende Mann bei der Tour und zeigte eindrucksvoll, dass er der beste Sprinter war. Seit seinem Wechsel zu Katusha-Alpecin läuft es aber noch nicht bei ihm. Regelmäßig gibt es Probleme mit seinem Sprintzug, die bisher noch nicht behoben wurden. Ein Etappensieg ist dennoch drin, aber wohl nicht in der Häufigkeit des letzten Jahres.
- Dylan Groenewegen (Niederlande/Team LottoNL-Jumbo):
Er entwickelte sich in den letzten beiden Jahren zu einem Topsprinter, gewann im Vorjahr die prestigeträchtige letzte Tour-Etappe auf dem Champ Elysees und beendete in diesem Jahr bereits acht Rennen als Erster. Bei der Tour ist ihm erneut ein Sieg zuzutrauen, vielleicht könnte er sogar DER Sprinter der Tour werden.
- Arnaud Demare (Frankreich/Groupama-FDJ):
Der U23-Weltmeister von 2011 ist die größte Hoffnung der Franzosen auf einen Etappensieg und das durchaus berechtigt. Demare gehört seit Jahren zu den besten Sprintern im Peloton. In dieser Saison zeigte er sich in ansprechender, zuletzt aufsteigender Form. Er wird bei den Sprintankünften zumindest vorne mitmischen.
- Mark Cavendish (Großbritannien/Team Dimension Data):
Der Exzentriker von der Isle of Man ist der Altmeister unter den Sprintern und jagt den den Allzeit-Rekord für die meisten Etappensiege. 30 Teilstücke entschied er seit 2008 für sich. Noch fehlen dem Manx Express aber vier, um mit Eddy Merckx gleichzuziehen. Der 33-Jährige ist allerdings nicht mehr in er Form seiner besten Tage, hatte in dieser Saison mit vielen Verletzungen zu kämpfen und gewann lediglich ein Rennen. Allerdings wurde Cav in der jüngeren Vergangenheit schon häufiger abgeschrieben und kam bisher immer erfolgreich zurück.
- Fernando Gaviria (Kolumbien/Quick Step Floors):
Der 23-Jährige schickt sich an, der neue Sprint-Star zu werden und absolviert in diesem Jahr sein Tour-Debüt. Der einstige Bahn-Spezialist fuhr im vergangenen Jahr eine überragende Saison, verdrängte Kittel beim Kampf um den Nummer-1-Sprinter in seinem Team und zeigte mit vier Etappensiegen beim Giro, dass er auch bei den Grand Tours erfolgreich sein kann. Dieses Jahr bleibt er allerdings noch hinter den Erwartungen zurück. Es bleibt abzuwarten, ob er bei der Tour direkt durchstartet.
Tour de France 2018: Allrounder und Etappenjäger
Abseits der Sprinter gibt es auch noch andere Fahrer, die während der Tour auf einen Etappensieg hoffen. Ihre Chance liegt in hügeligen, mittelschweren Etappen, die zu anspruchsvoll für die Sprinter sind, aber keine Entscheidung im Gesamtklassement herbeiführen können.
- Peter Sagan (Slowakei/Bora-Hansgrohe):
Ebenfalls ein Siegkandidat für die Sprints ist Sagan, wobei der auf jeglichem Terrain, abgesehen vom Hochgebirge, gute Siegchancen hat. Der dreifache Weltmeister hat erneut ein richtig starkes Frühjahr hinter sich. Nach seiner frühen Tour-Disqualifikation im vergangenen Jahr wird Peter der Große alles daran setzen, bei der Tour wieder richtig durchzustarten. Für einen Etappensieg gibt es bei einem Peter Sagan in Topform quasi eine Garantie. Auch die Kopfsteinpflastertappe sollte ihm liegen. Er ist zudem der Topanwärter auf das Grüne Trikot.
- Edvald Boasson Hagen (Norwegen/Team Dimension Data):
Mittlerweile ist Boasson Hagen zwar kein Anwärter mehr auf einen Sprintsieg, als Ausreißer auf hügeligem Terrain könnte ihm wie im vergangenen Jahr aber durchaus ein Sieg gelingen. Es wäre sein vierter bei einer Tour de France.
- Philippe Gilbert (Belgien/Quick Step Floors):
Bei den hügeligen Rennen und Klassikern ist Gilbert trotz seiner 35 Jahre nach wie vor eine Klasse für sich. Bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt gibt es einige Etappen, die für den Wallonen in Frage kommen. Bisher steht allerdings erst ein Etappensieg für ihn zu Buche.
- Michael Matthews (Australien/Sunweb):
Der Australier ist eigentlich Sprinter, besitzt allerdings nicht die gleiche Endgeschwindigkeit wie die Topleute bei der Tour. Seine Chancen sind daher auch anspruchsvollere Etappen, bei denen die reinen Sprinter nicht mit der Spitze mithalten können. Aus einer kleineren Gruppe hat er gute Siegchancen. So war er nämlich bereits bei den letzten beiden Ausgaben erfolgreich.
- Greg van Avermaet (Belgien/BMC):
Der Belgier war im letzten Jahr herausragend bei den Klassikern, bei der Tour verpasste er mehrmals knapp den Etappensieg. In diesem Jahr soll es dann klappen. Durchaus mit einer gewissen Sprintstärke ausgestattet, könnte er vor allem auf mittelschweren Etappen aus einer kleineren Gruppe Erfolg haben.
Tour de France 2018: Die deutschen Teilnehmer
Insgesamt elf deutsche Fahrer stehen bei der diesjährigen Tour am Start. Abgesehen von Marcel Kittel besitzt nur noch Andre Greipel reelle Chancen auf einen Etappensieg. Meist verrichten die Deutschen Helferaufgaben für ihre Kapitäne.
- Marcus Burghardt (Zschopau/Bora-Hansgrohe):
Für den Routinier ist es bereits seine zehnte Tour de France. Er wird als eine Art Capitaine de la Route fungieren, also des Fahrers der im Rennen die Mannschaft führt und Anweisungen gibt, ohne selber große Ambitionen zu haben. Vor allem bei der Kopfsteinpflaster-Etappe wird er seinem Kapitän Peter Sagan Helfer-Dienste leisten müssen.
- Tony Martin (Cottbus/Katusha-Alpecin):
Auch Martin wird bereits seine zehnte Tour de France fahren. Sein Fokus liegt dabei vor allem auf dem Zeitfahren am vorletzten Tag, schließlich ist der Panzerwagen vierfacher Weltmeister in dieser Disziplin. Das bergige Profil kommt ihm aber nicht unbedingt entgegen.
- Rick Zabel (Unna/Katusha-Alpecin):
Der Sohn des einstigen Weltklasse-Sprinters Erik Zabel spielt eine wichtige Rolle in Kittels Sprintzug und bereitet seinem Landsmann auf dem letzten Kilometer den Endspurt vor.
- Nils Politt (Köln/Katusha-Alpecin):
Auch Politt ist Teil von Kittels Sprintzug und soll ihm dabei helfen, möglichst viele Etappensiege einzufahren.
- Andre Greipel (Rostock/Lotto Soudal):
Der Gorilla war einst auch ein Sprinter auf Topniveau und hat bereits elf Etappen bei der Tour gewonnen. Mittlerweile scheint der 35-Jährige aber seine besten Tage hinter sich zu haben, war im Frühjahr zudem verletzt. Er wird versuchen um die Tagessiege mitzufahren, für einen Triumph wird es wohl nicht mehr reichen.
- Marcel Sieberg (Castrop-Rauxel/Lotto Soudal):
Der beste Kumpel von Greipel ist bereits seit vielen Jahren sein direkter Anfahrer und Sprintvorbereiter. Er soll Greipel beim Endspurt in die bestmögliche Position bringen.
- John Degenkolb (Gera/Trek-Segafredo):
Degenkolb ist eigentlich ein herausragender Klassikerspezialist und Etappenjäger, musste in diesem Frühjahr aber erneut eine lange Verletzungspause einlegen und ist noch nicht in Topform. Gerade auf der Kopfsteinpflasteretappe wird er aber versuchen, um den Sieg mitzufahren.
- Nikias Arndt (Buchholz/Sunweb):
Auch Arndt wird Road Captain in seiner Mannschaft sein und seine Teamkollegen strategisch durch die einzelnen Etappen führen. Zudem ist er als Anfahrer für Michael Matthews eingeplant.
- Simon Geschke (Berlin/Sunweb):
Seine Aufgabe liegt vor allem darin, seinen Kapitän Tom Dumoulin in den Bergen zu unterstützen. Dass er Qualitäten als Ausreißer hat, bewies er 2015 als der das 17. Teilstück gewann.
- Paul Martens (Rostock/Team LottoNL-Jumbo):
Der 33-Jährige ist eine Art Mädchen für alles in seinem Team. Auf den flacheren Etappen hilft er im Sprintzug mit, sobald es bergiger wird, ist er auch dort gefragt.