Schleck-Gala quält Armstrong

SID
Lance Armstrong (r.) verlor heute 2:18 Minuten auf Etappensieger Fränk Schleck
© Getty

Andy und Fränk Schleck haben die 17. Etappe zu einem Angriffs-Spektakel gemacht, das nur Alberto Contador kontern konnte (das Ergebnis der 17. Etappe). Lance Armstrong ließ Federn, haderte aber über die Fahrweise von Alberto Contador.

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Mit der wohl bittersten Niederlage seiner Karriere hat Lance Armstrong die letzte Chance auf den achten Sieg bei der Tour de France eingebüßt, stattdessen ist Kletterkönig Alberto Contador der zweite Triumph nach 2007 kaum mehr zu nehmen.

Der Spanier zementierte mit dem zweiten Platz auf der Königsetappe hinter Tagessieger Fränk Schleck und vor dessen Bruder Andy seine Führung im Gesamtklassement.

Armstrong kassiert 2:18 min

Der schwer mitgenommene Armstrong quälte sich auf dem 17. Teilstück der Tour über 169,5 km von Bourg-Saint-Maurice nach Le Grand-Bornand 2:18 Minuten hinter seinem Astana-Rivalen Contador über den Zielstrich.

Soviel Zeit hatte der 37-Jährige, der in der Gesamtwertung auf den vierten Platz abrutschte, noch nie seit seinem ersten Toursieg 1999 auf einen direkten Rivalen verloren.

"Das hat keinen Spaß gemacht. Ich wurde von einigen Attacken am vorletzten Berg überrascht. Am Ende hatte ich Krämpfe", sagte Armstrong.

Schleck: "Großer Tag für unsere Familie"

Hinter Contador ist nun Andy Schleck 2:26 Minuten zurück Gesamtzweiter, gefolgt von dessen Bruder Fränk (3:25). Bester Deutscher bleibt Andreas Klöden, der nach seinem sechsten Platz am Mittwoch im Gesamtklassement auf Platz fünf liegt (4:44).

"Das ist ein außergewöhnlicher Moment für unser Team nach dem großen Pech mit dem Sturz von Jens Voigt", sagte Saxo-Bank-Teamchef Bjarne Riis und Tagessieger Fränk Schleck ergänzte: "Das ist ein großer Tag für unsere Familie."

Gelbes Trikot: So steht's in der Gesamtwertung

Alarm am Col de Romme

Bei der härtesten Tour-Etappe mit vier Bergen der ersten und einem der zweiten Kategorie ging es auf den letzten 40 Kilometern zur Sache. Am Col de Romme, dem vorletzten Anstieg, kam es zum offenen Schlagabtausch der Favoriten.

Dabei musste Armstrong den Kontakt zu den Favoriten abreißen lassen. Bis zum 1297 m hohen Gipfel war der Vorsprung schon auf eine Minute angewachsen. Beim Anstieg zum letzten Berg wurde der Abstand immer größer und die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere war besiegelt. Beim Zeitfahren 2003 in Cap´Decouverte hatte Armstrong mal nach einem Einbruch 1:36 Minuten auf Jan Ullrich eingebüßt.

Armstrong verärgert über Contadors Fahrweise

Am Col de la Columbiere kam es dann zu einer ungewöhnlichen Szene: Obwohl Contador mit Klöden noch einen Helfer aus der eigenen Mannschaft bei sich hatte, attackierte der Spanier. Die Schlecks konnten ihm folgen, Klöden nicht.

Armstrong zeigte sich nach dem Rennen auf seiner Twitter-Seite wenig verständnisvoll für die Fahrweise seines spanischen Teamkollegen: "Viele fragen mich, warum Contador attackierte und Klöden abschüttelte. Ich habe es noch nicht herausgefunden."

Führte die Sprachbarriere zum Missverständnis?

Contador beteuerte im Ziel, er habe Klöden gefragt, ob er bereit wäre für eine Attacke, und er habe vom Deutschen ein "Ok" bekommen.

Levi Leipheimer, der sich die Tour nach seinem Handgelenksbruch von zuhause aus anschaut, bringt via Twitter etwas Licht ins Dunkel und mit der Sprachbarriere der beiden Astana-Profis einen weiteren Aspekt in die Geschichte: "Ich kann euch sagen, dass sich Contador und Klöden während des Rennens auf Englisch unterhalten. Es ist also ohne weiteres möglich, dass es da zu einem Missverständnis kam."

Bruyneel unzufrieden

Demnach wäre Klöden gar nicht einverstanden gewesen mit Contadors Absicht zur Attacke, mit der er sich selbst isolierte und die Schleck-Brüder weiter von Armstrong und Klöden entfernte.

Und auch Astana-Teamchef Johan Bruyneel konnte den Vorstoß seines Kapitäns nicht nachvollziehen: "Astana hätte nach der heutigen Etappe im Klassement die Plätze eins, zwei und drei anstatt eins, vier und fünf belegen können."

Gerdemann verpasst zweiten Coup nach 2007

Lange Zeit durfte auch Linus Gerdemann von einer Wiederholung seines Triumphes in Le Grand-Bornand träumen.

Der Deutschland-Toursieger, der 2007 im Skiort triumphiert hatte, gehörte über 100 km einer Ausreißergruppe an, die zwischenzeitlich über sechs Minuten auf das Feld herausgefahren hatte. Doch als die Favoriten ernst machten, war der Traum des Milram-Kapitäns beendet.

Hushovd der Gewinner der Fluchtgruppe

Der große Gewinner der Fluchtgruppe war dabei Sprinter Thor Hushovd.

Der Norweger holte sich beide Zwischensprints und liegt im Kampf um das Grüne Trikot nun 30 Punkte vor dem viermaligen Etappensieger Mark Cavendish (THR).

Grünes Trikot: So steht's in der Sprintwertung

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Alberto Contador (AST)

Sprinter: Thor Hushovd (CTT)

Bergwertung: Franco Pellizotti (LIQ)

Bester Jungprofi: Andy Schleck (SAX)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen!