Abfahrts-Debakel für Andy Schleck

Torsten Adams
19. Juli 201120:21
Andy Schleck verlor auf der 16. Etappe 5:32 MinutenGetty
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Auf der eigentlich harmlosen 16. Etappe greifen Alberto Contador, Sammy Sanchez und Cadel Evans an. Die Schleck-Brüder scheitern kläglich an der Abfahrt - und verlieren viel Zeit (das Ergebnis der Etappe). Während Thor Hushovd den Tagessieg holt, schlüpft Cadel Evans in die Rolle des Top-Favoriten.

Als "Übergangsetappe in die Alpen" wurde der 16. Tagesabschnitt nach Gap von vielen Experten abgetan. Doch was sich am Anstieg zum einzigen Berg des Tages abspielte, war fast schon ein Feuerwerk und ein unerwarteter Showdown der Favoriten.

Am Col de Manse meldete sich Alberto Contador zurück und setzte zu einer Überraschungsattacke an. Zunächst konnten die Schleck-Brüder sowie die anderen Favoriten den Angriff noch parieren.

Contador meldet sich zurück

Doch der Spanier ließ nicht locker und konnte eine kleine Lücke zwischen sich und der Konkurrenz reißen.

Während die Schlecks vergeblich um den Anschluss kämpften, konnten lediglich Cadel Evans und Sammy Sanchez dem dreimaligen Toursieger folgen.

Abfahrtsschwäche der Schlecks

"Erst ging es noch ganz gut", erklärte Schlecks Teamchef Brian Nygaard im Etappenziel. "Aber dann haben wir bergab sehr viel Zeit verloren."

Was Nygaard so nüchtern analysierte, zeigt sich als größte Schwäche der Schleck-Brüder, die sie womöglich um den Toursieg bringen könnte: ihre mangelnden Abfahrtqualitäten.

In Richtung Gipfel verlor Andy rund 26 Sekunden auf Contador, weitere 40 Sekunden kamen auf der Abfahrt dazu. Fränk kam 18 Sekunden nach dem Spanier ins Ziel.

Weylandt-Tod als Blockade

Es ist kein Geheimnis, dass Andy und Fränk nicht zu den Spezialisten gehören, wenn es bergab geht. Das weiß auch Vater Johny und fügt hinzu: "Nach dem Tod von Wouter Weylandt fahren sie noch schlechter ab."

Zugegeben: Wenn man hautnah den Tod eines Freundes miterlebt, ist es nur allzu menschlich, dass man in den rasanten Bergab-Passagen einen Gang herausnimmt und - vielleicht auch unbewusst - weniger Risiko auf sich nimmt. Zudem waren die Straßen nass, die Gefahr eines Sturzes groß.

Wer siegen will, muss abfahren können

Doch wenn man sich den Sieg bei der Tour de France auf die Fahnen geschrieben hat, dann muss man eben auch abfahren können.

Allerdings bleibt auch die Frage nach Schlecks Teamkollegen. Linus Gerdemann war vor der Tour eigens dazu eingeteilt, die Schlecks quasi als Navigator die schwierigen Abfahrten hinunter zu geleiten. Doch vom Deutschen war weit und breit nichts zu sehen. Etappenplatz 94. 12:14 Minuten Rückstand.

Evans schlüpft in Favoritenrolle

Ähnlich wie Schleck erging es Ivan Basso. Der Italiener kam zwar 15 Sekunden vor Andy ins Ziel. Auf Evans verlor Basso allerdings satte 54 Sekunden.

Während sich Contador eindrucksvoll zurückmeldete und die Schlecks ihr Waterloo erlebten, rückte Evans in die Rolle des Top-Favoriten. Der Australier meisterte die Abfahrt als ehemaliger Weltklasse-Mountainbiker souverän und nahm selbst Contador im Ziel noch drei Sekunden ab.

Mit Blick auf das Zeitfahren in Grenoble am Samstag ist Evans der Mann, den es in den Alpen abzuhängen gilt.

Gesamtwertung: Voeckler noch in Gelb, aber Evans lauert

"Evans ist wahnsinnig solide"

"Es war eine gute Attacke, also ein guter Tag", sagte Evans. Dessen Sportdirektor John Lelangue fügte hinzu: "Es ist alles offen. Wir wussten, dass wir den Schlecks Zeit abnehmen können".

Noch deutlicher wurde Evans' deutscher Teamkollege Marcus Burghardt: "Wenn er so weiter fährt wie heute, sieht es gut aus. Er ist wahnsinnig solide und hat ein unheimliches Selbstvertrauen."

Norwegischer Doppelsieg in Gap

Im Schatten der Favoriten-Attacken bejubelte Thor Hushovd indes im Ziel seinen nächsten Etappensieg. Der Norweger verwies seinen Landsmann Edvald Boasson Hagen und Teamkollege Ryder Hesjedal auf die folgenden Plätze.

Hesjedal hatte sich am Col de Manse aus einer zehnköpfigen Spitzengruppe abgesetzt, doch Hushovd und Boasson Hagen schlossen kurz nach dem Gipfel auf. Auf der Zielgeraden zog Hesjedal Hushovd den Sprint an, Hagen konnte nicht mehr vorbeifahren.

"Es ist unglaublich. Wir sind nur zwei Norweger im Feld, und dann beide ganz vorne", sagte Hushovd nach seinem Erfolg: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wir gewinnen das Teamzeitfahren, ich erobere das Gelbe Trikot, gewinne eine Etappe und heute wieder. Das ist eine tolle Sache."

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Thomas Voeckler (EUC)

Sprinter: Mark Cavendish (THR)

Bergtrikot: Jelle Vanendert (OLO)

Bester Jungprofi: Rigoberto Uran (SKY)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen

Das Rennen im Re-Live zum Nachlesen:

16.50 Uhr: Knapp eine Minute verliert Andy Schleck auf Evans, Contador und Sanchez! Fränk kassiert 20 Sekunden. Das ist ein PAUKENSCHLAG! Bäääääm!

16.49 Uhr: Evans drei Sekunden vor Contador und Sanchez im Ziel.

16.48 Uhr: Schleck hat es auch den Berg hinunter geschafft. Bei den Anti-Abfahrts-Künsten dürfte Nygaard vor den kommenden Etappen Angst und Bange werden.

16.47 Uhr: Superstark was Evans da in den Asphalt brennt. Fährt alleine den beiden Spanier weg.

16.46 Uhr: Evans einige Sekunden vor Contador, der mit Sanchez um den Anschluss kämpft.

16.44 Uhr: HUSHOVD siegt in Gap! Martin Vierter.

16.42 Uhr: Hushovd und Boasson Hagen im Gespräch. Die beiden Norweger pokern zusammen mit Hesjedal um den Etappensieg. Flamme Rouge! Perfekte Situation für Garmin mit zwei Fahrern.

16.41 Uhr: Andy hängt in der Abfahrt doch schon ein ganzes Stück hinter der Verfolgergruppe. Abfahren ist nicht gerade seine Stärke.

16.40 Uhr: Evans im Flachstück in Zeitfahr-Manier. Schon eine kleine Lücke zu Contador.

16.39 Uhr: Contador, Evans und Sanchez an der 10-km-Marke! 30 Sekunden vor der Schleck-Gruppe.

16.37 Uhr: An der Spitze knallen Hushovd, Boasson Hagen und Hesjedal zusammen in die Abfahrt.

16.36 Uhr: Die Contador-Gruppe schon rund 20 Sekunden vor der Gruppe um Schleck!

16.35 Uhr: Da brennt Contador aber ein richtiges Feuerwerk ab!

16.34 Uhr: Noch 10 km! Andy Schleck führt die Verfolgergruppe an. Darin sitzen auch Basso, Vanendert und Fränk.

16.34 Uhr: Indes gewinnt Hesjedal die Bergwertung.

16.33 Uhr: Contador, Evans und Sanchez beisammen. Einige Sekunden dahinter die Gruppe um die Schlecks und Voeckler.

16.32 Uhr: Evans geht nach. Die Schlecks zeigen Schwächen.

16.31 Uhr: Wieder geht Contador!

16.30 Uhr: Aber auch er kommt nicht richtig weg.

16.29 Uhr: Leopard und BMC fahren das Loch wieder zu. Stattdessen geht Anthony Roux.

16.27 Uhr: Aus dem Hauptfeld greift Contador an! Und das an einem Berg der 2. Kategorie. Das macht Lust auf die Alpen.

16.18 Uhr: BMC macht das Tempo an der Spitze des Feldes in Person von Marcus Burghardt. Die Deutschen heute hellwach.

16.17 Uhr: Grivko fällt aus der Spitzengruppe heraus. Martin sieht noch gut aus, fährt am Hinterrad von Hushovd.

16.15 Uhr: Devenyns lässt Perez stehen. Der Belgier fährt zu Ignatiev auf.

16.15 Uhr: Zu Devenyns hat sich Perez Lezaun gesellt.

16.14 Uhr: Ignatiev 15 Sekunden vorne. Grivko wieder gestellt.

16.13 Uhr: Jetzt greifen Grivko und Devenyns an!

16.12 Uhr: Die anderen lassen den Russen in aller Seelenruhe gehen. Jungs, Das Ding ist nur zehn Kilometer lang! Nachsetzten! Jetzt!

16.11 Uhr: Und schon die erste Attacke! Ignatiev geht!

16.10 Uhr: Auf(wärts) geht's! Die Spitzengruppe steckt im Anstieg.

16.09 Uhr: Neben dem Berg spricht auch das Wetter für Martin. "Sonne und Hitze ist nichts für mich", sagt der Tony. Demnach fühlt er sich heute bei 17 Grad und Regen wohl pudelwohl.

16.08 Uhr: Noch 22 Kilometer. Das Hauptfeld ist 6:20Minuten zurück.

16.05 Uhr: Einer, der sich gar nicht genug Schnee wünschen kann, ist Thomas Voeckler. Sollten die dicken Brocken aufgrund der Witterungsbedingungen nicht gefahren werden, rückt der Toursieg des Franzosen in greifbare Nähe. Das wär' mal ein Ding. Der kleine Franzose in einer Reihe mit Hinault, Merckx, Ulle, Indurain, Contador und Armstrong.

16.03 Uhr: Apropos Wetter: Am Galibier, auf dem am Donnerstag eine Bergankunft stattfinden soll, liegt Schnee. Derzeit ist nicht sicher, ob der ursprünglich geplante Streckenverlauf gefahren werden kann.

16.00 Uhr: Noch 30 Kilometer. Und es regnet wieder stärker. Martin macht noch ein paar Streckübungen. Vorbereitungen für eine Vollgas-Attacke am Berg? In gut sieben Kilometern geht es in den Anstieg.

15.56 Uhr: Die Verfolgergruppe um Dumoulin fällt auf drei Minuten hinter die Spitzengruppe zurück. Nach vorne werden sie wohl nicht mehr kommen. Damit dürfte jetzt sicher sein: Der Etappensieger kommt aus der 10er-Gruppe. Go Tony!

15.50 Uhr: Doch zunächst geht es den Col de Manse hinauf. Knappe zehn Kilometer mit 5,2 Prozent im Schnitt. Nicht so einfach. Wenn Martin gesund ist und da voll reinhält, dürften die beiden Norweger Probleme bekommen, ihm zu folgen. Ebenfalls stark am Berg: Perez Lezaun, Hesjedal, Devenyns und Roy, der sicherlich Interesse an den Bergpunkten hat.

15.46 Uhr: Allerdings ist die Fluchtgruppe auch prominent besetzt. Mit Blick auf die Abfahrt ins Ziel hat Hushovd als bester Abfahrer wohl die größten Chancen auf den Tagessieg. Auch Boasson Hagen hat schon eine Etappe gewonnen und ist ein ganz schneller Mann. Das komplette norwegische Touraufgebot also in der Gruppe vertreten.

15.43 Uhr: Ganz genau, ihr habt richtig gelesen, Tony Martin scheint sich nach seiner Nasennebenhöhlen-Entzündung wieder besser zu fühlen. Und ganz abwegig ist ein Etappensieg vom Cottbuser heute nicht, denn bis ins Ziel sind es nur noch 43 Kilometer. Der Vorsprung der Spitzengruppe: 6 Minuten!

15.40 Uhr: Die Spitze hat bereits den Zwischensprint bei km 117,5 erreicht. Gesprintet wurde aber nicht. Devenyns fährt in aller Ruhe als Erster über die Linie, gefolgt von Roy und oleeeee! Martin!

15.38 Uhr: Zwischen Spitzengruppe und Peloton befinden sich noch drei Fahrer. Mollema (RAB), Dumoulin (COF) und Jeandesboz (SAU) haben zwei Minuten Rückstand auf das 10er-Feld an der Spitze.

15.36 Uhr: Die zehn Fahrer im Überblick: Martin (THR), Hushovd (GRM), Hesjedal (GRM), Boasson Hagen (SKY), Roy (FDJ), Marcato (VCD), Devenyns (QST), Ignatiev (KAT), Grivko (AST), Perez Lezaun (EUS).

15.34 Uhr: Lange, lange hat es gedauert, bis sich die heutige Spitzengruppe bildete. Nach unzähligen Attacken haben sich zehn Fahrer etwa im Bereich der Verpflegungszone abgesetzt. Mittlerweile hat die Spitzengruppe fünf Minuten Vorsprung.

15.29 Uhr: Heute ist das Profil noch recht human, mit dem Col de Manse erwartet die Fahrer im Schlussdrittel nur ein Berg der zweiten Kategorie.

15.26 Uhr: Ruhetag gut überstanden? Gut, dann machen wir uns bereit für die entscheidende Woche der Tour.

15.24 Uhr: Salut zur 16. Etappe!

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