Andy Schleck übernimmt Gelb

Von Torsten Adams
Andy Schleck schlüpft in Alpe d'Huez ins Gelbe Trikot
© Getty

Alberto Contador fährt eine Wahnsinns-Attacke, verliert den Etappensieg aber kurz vor dem Ziel an Pierre Rolland (das Ergebnis der Etappe). Andy Schleck und Cadel Evans fahren gemeinsam über die Ziellinie. Der Showdown steigt im Einzelzeitfahren in Grenoble.

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Den Franzosen fällt ein Stein vom Herzen. 18 Tage lang mussten sie auf einen Etappensieg warten. Ausgerechnet im Radsport-Mekka gelingt Pierre Rolland der große Coup.

Der Europcar-Profi ist der erste Franzose seit Bernard Hinault im Jahr 1986, der in Alpe d'Huez siegt.

"Ich habe mich ein halbes Jahr auf diese Etappe vorbereitet. Ich kann es aber trotzdem kaum fassen, dass ich in Alpe d'Huez wirklich gewonnen habe", sagte Rolland.

Voeckler explodiert

Auf den letzten 2000 Metern vor dem Ziel hatte sich der 24-Jährige von Sammy Sanchez, der ins Bergtrikot schlüpfte, und Alberto Contador abgesetzt. "Am Ende musste ich mich gegen zwei Spanier behaupten, die schon oft zusammengearbeitet haben. Aber weil ich den Anstieg so gut kannte, wusste ich ganz genau, wo ich in welchem Gang fahren musste", so Rolland.

Bereits vor dem Schlussanstieg habe sein Teamkollege Thomas Voeckler zu ihm gesagt, er solle losziehen und seine Chance suchen. Er müsse sich nicht mehr um ihn kümmern.

Voeckler selbst erlebte nach zehn Tagen im Gelben Trikot einen derben Einbruch, verlor 3:22 Minuten auf seinen Teamkollegen Rolland und musste das Gelbe Trikot an Andy Schleck abgeben.

Spannung vom Anfang bis zum Ende

Der Luxemburger, der am Donnerstag hinauf zum Galibier einen Höllenritt in den Asphalt gebrannt hatte, war auch am Freitag von Beginn an gefordert.

Nach nur 17 Kilometern startete Contador eine Wahnsinns-Attacke - von den Favoriten konnte nur Andy Schleck folgen.

Contador setzt alles auf eine Karte

"Ich wollte die Etappe unbedingt gewinnen. Das war mein großes Ziel, nachdem es gestern richtig schlecht gelaufen ist. 'Schwarz oder weiß' habe ich mir gesagt und alles auf eine Karte gesetzt. Leider hat es nicht ganz gereicht", sagte Contador.

Er und Schleck wurden in der Abfahrt vom Galibier von Cadel Evans mit allen Favoriten im Schlepptau eingeholt. Das Rennen war neu eröffnet.

Gleich am Fuße des Schlussanstiegs attackierte Evans, bei der 12-km-Marke gab Contador dann aber den Startschuss zu einem spektakulären Etappenfinale und setzte sich ab. Die Schlecks und Evans mussten passen und fuhren gemeinsam bis zur Ziellinie, ohne sich untereinander Zeit abnehmen zu können.

Showdown im Einzelzeitfahren

"Ich war heute nicht in der besten Verfassung. Am letzten Anstieg habe ich mich auf Evans konzentriert", sagte Andy Schleck nach dem Rennen. "Meine Form und meine Motivation sind super. Ich bin davon überzeugt, das Gelbe Trikot verteidigen zu können. Ich werde Vollgas geben."

57 Sekunden hinter dem jüngeren der Schleck-Brüder liegt Evans im Klassement. Beim abschließenden Zeitfahren in Grenoble wird es zu einem Herzschlagfinale um den Toursieg kommen, denn der Australier gilt als der bessere Zeitfahrer.

Gesamtwertung: Top 3 innerhalb einer Minute

"Wenn nicht Gelb, was dann?"

"Ich werde versuchen, so schnell wie möglich zu fahren - ich hoffe, es wird schnell genug sein", gibt sich Evans optimistisch.

Zwischen ihm und Andy geht Fränk Schleck als Gesamtzweiter auf den 42,5 Kilometer langen Rundkurs. Doch als begnadeter Zeitfahrer ist der ältere der Brüder nicht bekannt.

Das weiß auch Teamchef Brian Nygaard, der alle Hoffnung auf seinen Top-Athleten setzt: "Andy geht mit Vorsprung ins Zeitfahren, wir haben die Entscheidung vertagt. Wenn ihn das Gelbe Trikot nicht motiviert, dann weiß ich nicht, was ihn noch motivieren könnte."

Gruppetto aus dem Zeitlimit

Während das Weiße (von Taaramae zu Rolland), das Gepunktete und das Gelbe Trikot heute ihren Besitzer wechselten, bleibt das Grüne Trikot auf den Schultern von Mark Cavendish.

Und das, obwohl er zusammen mit einer Gruppe von 82 Fahrern 20 Sekunden nach dem Zeitlimit ins Ziel kam. Die Jury traf die gleiche Entscheidung wie am Vorabend: Keine Disqualifikation, stattdessen 20 Punkte Abzug als Strafe für alle beteiligten Fahrer.

Damit bleibt der 15-Punkte-Abstand zwischen Mark Cavendish und Jose Joaquin Rojas bestehen, denn der Spanier saß in der gleichen Gruppe. Philippe Gilbert kam innerhalb der Karenzzeit an, hat aber mit 50 Zählern Rückstand auf Cavendish nur noch theoretische Chancen auf Grün in Paris.

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Andy Schleck (LEO)

Sprinter: Mark Cavendish (THR)

Bergtrikot: Samuel Sanchez (EUS)

Bester Jungprofi: Pierre Rolland (EUC)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen

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