In einer komplexen, erneut auf hohem Niveau ausgetragenen Partie wogte die Stellungsbewertung zwischenzeitlich hin und her, doch ein gewinnbringender Vorteil war für keine Seite zu erzielen. Nach fünf Stunden und 23 Minuten einigten sich beide Spieler auf das Remis.
Wie in der achten Partie nahm Caruana die Einladung zum Offenen Sizilianer an, während Carlsen auf das Sveshnikov-System vertraute. Dem US-Amerikaner gelang das Kunststück, erneut eine vielversprechende Neuerung auf das Brett zu bringen, wodurch er bis zum 18. Zug seiner Vorbereitung folgen konnte.
Der Anziehende machte schnelle Fortschritte am Damenflügel, doch Carlsen konnte reelle Angriffschancen gegen den weißen König kreieren. Die Spieler griffen an verschiedenen Flügeln an und bald entstand eine so komplizierte Stellung, dass selbst starke Computerprogramme in der Bewertung unsicher waren.
Carlsen bringt sich erneut selbst unter Druck
Letztendlich wickelte Carlsen in ein Doppelturmendspiel ab, indem er versuchte, minimale Vorteile zu verdichten. Im 45. Zug überspannte der 27-jährige Norweger seine Gewinnversuche und kam durch einen unbedachten Königszug selbst unter Druck. Das hervorgehende Turmendspiel mit Minusbauer hielt er allerdings souverän im 54. Zug remis.
"Die schwarze Attacke hatte viel Potenzial, war aber auch recht langsam. Wir hatten beide sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten im Laufe der Partie, wobei es schwer war, den Überblick zu behalten", erklärte Caruana. "Es war einfach ein Fall einer zu komplizierten Stellung, in der es zu viel zu berechnen gab. Ich denke ich hätte an mehreren Stellen besser spielen können", sagte Carlsen.
Die elfte der zwölf angesetzten Partien steigt am Samstag (ab 16.Uhr im Liveticker). Gelingt keinem der Spieler ein Sieg, kommt es zum Tiebreak mit verkürzter Spielzeit. Dabei gilt Carlsen als favorisiert.