Auf den letzten Metern ließ Paul Biedermann alle hinter sich: Mit einem famosen Endspurt sicherte der Weltrekordler der 4x200-m-Freistilstaffel EM-Gold im Berliner Velodrom.
An der letzten Wende hatte der 28-Jährige noch eine Sekunde zurückgelegen, dann zog er unwiderstehlich am Russen Alexander Suchorukow vorbei und schlug nach 7:09,00 Minuten als Europameister an.
"So ein Rennen bin ich noch nie geschwommen", sagte der Doppel-Weltmeister von 2009, der auf der Einzelstrecke Gold nur um zwei Hundertstelsekunden verpasst hatte, und lobte seine Kollegen Robin Backhaus, Yannick Lebherz und Clemens Rapp: "Die drei Jungs vor mir haben tolle Arbeit geleistet."
Eine Dreiviertelstunde vorher hatte Christian Diener überraschend Silber über 200 m Rücken gewonnen.
"Als ich angeschlagen habe, sind alle Sterne vom Himmel gefallen", sagte der 21-Jährige aus Potsdam, der sich in persönlicher Bestzeit von 1:57,16 Minuten erst auf der letzten Bahn Polens Europarekordler Radoslaw Kawecki (1:56,02) geschlagen geben musste: "Es war ein geiles Rennen."
Deibler verfehlt Medaille erneut
Im x-ten Versuch verpasste dagegen Steffen Deibler (Hamburg) wieder seine erste Einzelmedaille auf der Langbahn. Über 100 m Schmetterling blieb dem 27-Jährigen in enttäuschenden 52,01 Sekunden nur Platz fünf.
"Ich hatte Lust auf das Rennen, es hat auch Spaß gemacht, aber auf der Anzeigetafel stand das Falsche", sagte der Hamburger, über 50 m am vergangenen Dienstag bereits nur Achter: "Es ist unbefriedigend."
An Edelmetall vorbei schwammen auch die Freiwasser-Europameisterin Isabelle Härle (Essen) als Sechste über 1500 m Freistil, Jan-Philip Glania (Frankfurt), EM-Dritter über 100 m Rücken, als Siebter über die doppelte Distanz und Hendrik Feldwehr (Essen) als Achter über 50 m Brust.
Minimalziel erfüllt
Die deutschen Beckenschwimmer schraubten damit ihre Bilanz vor dem letzten Tag auf zweimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze.
Nach dem Olympia-Debakel von London und dem WM-Fiasko von Barcelona erfüllten Biedermann und Co. damit das Minimalziel von sechs Medaillen.
Dennoch droht trotz des Aufwärtstrends noch immer die schlechteste EM-Ausbeute in einem nichtolympischen Jahr seit der Wiedervereinigung. Europameisterschaften wenige Wochen vor Olympischen Spielen haben einen deutlich niedrigeren Stellenwert.
Hoffnung auf den Schlusstag
Aufpolieren sollen die Bilanz am Schlusstag Biedermann, Deibler und Brust-Europameister Marco Koch (Darmstadt) mit der Lagenstaffel sowie Dorothea Brandt (Essen) und Franziska Hentke (Magdeburg). Sprint-Ass Brandt schwimmt am Sonntag innerhalb kürzester Zeit über 50 m Freistil und 50 m Brust um Medaillen.
"Ich habe im Finale nur sechs Minuten", sagt die 30-Jährige aus Essen: "Ich schlage hinten nach den 50 Kraul an, steige raus und kann am Beckenrand rumgehen und darauf warten, dass die anderen sieben Mädels die Startbrücke hochkommen."
Im Halbfinale war Brandt auf der Freistilstrecke in 24,60 Sekunden Viertschnellste, auf der Bruststrecke blieb sie als Dritte in 30,83 Sekunden nur sechs Hundertstel über ihrem deutschen Rekord.
Goldfavoritin Ruta Meilutyte, Olympiasiegerin über 100 m und bei den Jugendspielen in Nanjing in der vergangenen Wochen zweimal siegreich, schwamm in 29,88 schon allen davon.
Hentke peilt deutschen Rekord an
Kurzbahn-Vizeeuropameisterin Hentke hat über 200 m Schmetterling den deutschen Rekord von Annika Mehlhorn im High-Tech-Anzug von 2009 (2:06,45 Minuten) im Visier.
"Dann kann es sein, dass eine Medaille rausspringt", sagt sie. Im Halbfinale war die 25-Jährige in 2:09,03 Minunten allerdings nur Sechstschnellste - mit viel Luft nach oben. Persönliche Bestzeit schwamm Härl