Zum dritten Mal nach 1995 und 2000 sicherte sich ein "Kiwi"-Team bei der wichtigsten Segelregatta der Welt die legendäre Silberkanne "Auld Mug".
"Es ist unfassbar, was wir hier geschafft haben. Wir stehen an der Weltspitze", sagte Burling, der damit als jüngster siegreicher Steuermann in die 166-jährige Geschichte der ältesten Sporttrophäe der Welt eingeht. Teamkollege Glenn Ashby ergänzte: "Wir haben in den vergangenen vier Jahren eine harte Reise bestritten, um endlich diese verdammte Kanne zu gewinnen."
Neuseeland schaffte die Revanche für die schmerzlichen 8:9-Niederlage 2013 vor San Francisco. Damals hatte sich Neuseeland eine 8:1-Führung noch vom Australier Spithill aus der Hand nehmen lassen.
Fahrrad-Ergometer bringen Kiwis den Sieg
Nun setzten sich die "Kiwis" auch mithilfe ihrer bootstechnischen Überlegenheit durch. Mit der Innovation, die Energie für die Hydrauliksysteme an Bord mithilfe von Fahrrad-Ergometern bereitzustellen, radelten Burling und Co. der Konkurrenz förmlich davon. Die USA hatten auf ihrem Hightech-Katamaran auf klassische Grinder mit Handkurbeln gesetzt.
"Wir sind hier, um den Cup nach Neuseeland zu bringen", hatte Rio-Olympiasieger Burling in dem von Sticheleien begleiteten Kampf immer wieder gesagt. Schon in den Herausfordererrunden, an denen auch Schweden, Großbritannien, Japan und Frankreich teilgenommen hatten, deuteten sie ihre Stärke an. Den Bonuspunkt für das Cup-Duell nahm aber Spithill nach zwei Siegen in den Quali-Rennen gegen den großen Konkurrenten mit. Neuseeland startete dadurch mit einem Minuspunkt in das Final-Duell.
Doch da war die Sache schnell klar. Burling zeigte sich bei den so wichtigen Starts erheblich verbessert. Der erfahrene "Pitbull" Spithill, der seinen dritten Cup-Triumph in Serie feiern wollte, agierte plötzlich fahrig und kassierte immer wieder Strafen. Zudem war das Boots-Setup der Herausforderer einfach besser - auch eine fünftägige Pause brachte die USA trotz aller Kraftanstrengungen nicht mehr entscheidend zurück ins Rennen.
Spithill: Sie verdienen den Sieg
"Was für eine Serie. Sie haben kaum Fehler gemacht, sie verdienen den Sieg total", sagte der unterlegene Spithill.
Die Zukunft des Cups ist durch den "Kiwi"-Erfolg offen, sie dürfen laut Reglement nun über den Austragungsort und die Bootsklasse bei der nächsten Ausgabe befinden. Als einziges Teilnehmerteam hatten die Sieger das von Oracle USA maßgeblich beeinflusste Zukunftspapier nicht unterschrieben. Es sah eine Fortsetzung der Regatta im ähnlichen Format und Rahmen wie in diesem Sommer vor. Neuseeland, seit Jahren im Clinch mit den Veranstaltern der diesjährigen Regatta, dürfte Änderungen veranlassen.
Doch bevor in der Heimat der America's-Cup-Sieger von 2017 eine riesengroße Party steigt, wird zunächst vor Ort gefeiert. "Es wird eine großartige Nacht", versprach Burling.
Luna Rossa fordert Neuseeland heraus
Nur wenige Stunden nach dem Sieg beim 35. America's Cup haben die neuseeländischen Segler auch schon den Herausforderer für die kommende Auflage gefunden. Wie Team Neuseelands Geschäftsführer Grant Dalton bestätigte, wird das italienische Yachtsyndikat Luna Rossa als sogenannter Challenger of Record mit dem Titelträger die Regeln und Bedingungen der nächsten Regatta verhandeln. Laut Protokoll wird das Team, das als erstes den Sieger herausfordert, der Challenger of Record.
Wie Dalton weiter mitteilte, werde auch der 36. America's Cup wieder offen für weitere Herausforderer aus verschiedenen Nationen sein. Weitere Details, etwa über den Austragungsort und die Bootsklasse bei der nächsten Ausgabe, werden in den kommenden Wochen entschieden. "Wir haben einen Plan", ergänzte Dalton.
Hinter dem italienischen Team Luna Rossa steht Patrizio Bertelli, der Chef des Modekonzerns Prada. Viermal trat die Mannschaft zwischen 2000 und 2013 bereits beim America's Cup an, konnte sich allerdings nur beim ersten Versuch für die Finalserie qualifizieren und unterlag dort Neuseeland.