Cool, fast fehlerlos und ohne jede Regung diktierte der fünfmalige Champion aus der Schweiz am Dienstagabend in London vor 17.500 begeisterten Fans in der O2 Arena die Partie gegen den Mallorquiner, der beim 3:6, 0:6-Debakel 61 Minuten lang nicht den Hauch einer Chance hatte.
In der Neuauflage des Vorjahresfinals dominierte Federer wie noch nie in den inzwischen 27 Vergleichen, von denen er erst den 9. gewann.
Federer: 28 Winner - Nadal: 4
Deutlicher musste sich Nadal übrigens zuletzt im Januar 2008 gegen den Russen Mikhail Youzhny (0:6, 1:6) geschlagen geben. Federer schlug 28 Winner, Nadal kam nur auf mickrige 4 Gewinnschläge. Federer reihte einen sensationellen Winner an den nächsten, es riss die Zuschauer förmlich aus den Sitzen. Es war atemberaubend.
"Es war ein großartiges Match für mich, im Prinzip von Anfang bis Ende. Ich konnte das machen, was ich vorher gehofft hatte: von der Baseline das Match dominieren, nahe an der Baseline stehen, gut aufschlagen, ihm die Zeit nehmen. Es hat in der Vergangenheit nicht immer funktioniert", sagte Federer.
"Ich wusste immer, dass ich Rafa schlagen kann. Aber es liegt auch an ihm, wie die Matches laufen. Je schneller der Belag ist, desto mehr favorisiere ich mich. Vielleicht hat Rafa auch heute nicht sein bestes Tennis gespielt, aber für mich war es ein aufregendes Match. Es war einer dieser Tage", so der Schweizer weiter.
Während sich Federer nun schon für das Halbfinale einspielen kann, muss der Weltranglisten-Zweite Nadal seine abschließende Partie in der Gruppe B gegen Jo-Wilfried Tsonga unbedingt gewinnen.
Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk
Sonst ist der Traum vom ersten WM-Triumph für den French-Open-Sieger schon nach der Vorrunde ausgeträumt. Der Franzose Tsonga gewann in 1:30 Stunden mit 7:6 (7:4), 6:1 gegen den Amerikaner Mardy Fish.
Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk spulte Federer seine Aufgabe ab und erlaubte sich keine Schwächephase wie noch zum WM-Auftakt gegen Tsonga.
Auf der Tribüne strahlte Trainer Paul Annacone, was nicht häufig vorkommt bei ihm. Der Amerikaner hat einst Pete Sampras zum Weltstar geformt.
Gemeinsam mit Sampras und Ivan Lendl führt Federer die WM-Rangliste mit fünf Titeln an. Und diesen Rekord für sich alleine zu haben, treibt den 30-Jährigen nach 16 Grand-Slam-Titeln noch immer an.
Tipsarevic als Ersatzmann
In der Statistik der gewonnenen WM-Spiele hat der Weltranglisten-Vierte (36:7) den dreimaligen Weltmeister Boris Becker (36:13) schon eingeholt.Spitzenreiter Lendl (39:10) hat noch drei Siege mehr auf dem Konto. Auch mit ihm kann Federer noch gleichziehen - wenn er den sechsten Titel holt und unbesiegt bleibt.
Andy Murray hat sich derweil von der Heim-WM verabschiedet. Der Schotte musste seinen Leistenproblemen Tribut zollen und wird in der Gruppe A im Match gegen den Tschechen Tomas Berdych am Mittwoch von Ersatzspieler Janko Tipsarevic aus Serbien vertreten. Das zweite Einzel bestreiten der Serbe Novak Djokovic und David Ferrer aus Spanien.