1. Novak Djokovic
Neues Jahr, alter Favorit. Es gibt nichts, was einen dazu veranlassen könnte, Novak Djokovic nicht als großen Favoriten der Australian Open anzusehen. Er dominierte das vergangene Jahr nach Belieben und katapultierte sich durch seine drei Grand-Slam-Titel vollkommen zu Recht auf Platz eins der Herren-Weltrangliste.
Auch wenn der "Djoker" nach den US Open einige Verletzungssorgen hatte und nicht mehr so recht in Tritt kam, schon beim Einladungsturnier in Abu Dhabi kurz vor Silvester spielte er wieder in seiner eigenen Liga.
Prognose: Der Sieg beim ersten Grand Slam des Jahres kann nur über den Serben gehen.
2. Andy Murray
Es ist bislang wie verhext, wenn es um Andy Murray und die Grand Slams geht. Dreimal stand er bislang im Finale, zweimal bei den Australian Open, nie konnte er den Platz als Sieger verlassen. Bei den vier größten Turnieren des Jahres gelingt es dem Schotten einfach nicht, die drei Grandseigneurs des Tennis-Zirkus hinter sich zu lassen.
Dass er es drauf hat, beweist der 24-Jährige regelmäßig bei den Masters-Turnieren der ATP. Der Start ins neue Tennisjahr gelang mit dem Sieg beim Turnier in Brisbane jedenfalls bestens.
Prognose: Mit Neu-Coach Ivan Lendl an seiner Seite könnte es dieses Jahr endlich zum ganz großen Wurf reichen, würde nicht Djokovic im Halbfinale auf den Schotten warten.
3. Roger Federer
Platz drei in der Weltrangliste, erstmals seit 2002 keinen Grand-Slam-Titel gewonnen, überhaupt nur ein Grand-Slam-Finale erreicht - das abgelaufene Tennisjahr war für den Schweizer eines zum Vergessen. Das klingt hart, aber ein Roger Federer kann nicht am Maßstab eines einfachen Top-10-Spielers gemessen werden. Warum sollte sich der 30-Jährige also noch einmal durchsetzen, gegen die viel jüngere Konkurrenz, die das Spiel des Schweizers immer besser zu durchschauen scheint?
Weil er der vielleicht beste Tennisspieler aller Zeiten ist. Und noch immer jeden schlagen kann. Nach seiner Halbfinal-Niederlage gegen Novak Djokovic bei den US Open gewann "FedEx" jahresübergreifend 20 Spiele in Folge. Die verletzungsbedingte Absage seines Halbfinal-Matches gegen Jo-Wilfried Tsonga in Doha beendete diese Serie. Eine reine Vorsichtsmaßnahme mit Blick auf die anstehenden Australian Open, die beweist, wie heiß der Rekord-Grand-Slam-Sieger auf den Titel ist.
Prognose: Sollte der Altmeister gesund ins Turnier gehen, wird er vor dem Halbfinale nicht zu stoppen sein - stimmt da, voraussichtlich gegen Rafael Nadal, die Tagesform, gibt es ein Finale gegen Djokovic.
4. Rafael Nadal
Rafael Nadal wird kämpfen müssen, um der Konkurrenz auf Augenhöhe entgegentreten zu können. Das vergangene Jahr hat, trotz des Sieges bei den French Open, am Selbstbewusstsein des 25-Jährigen genagt. Die scheinbare Leichtigkeit, mit der Djokovic dem Spanier selbst auf Sand Niederlagen zufügte, der Verlust der Führung in der Weltrangliste und, wie er selbst sagt, der abhanden gekommene Biss - Umstände, die das letzte Jahr so schwierig machten.
Schwierigkeiten, aus denen Nadal aber auch gestärkt hervor treten könnte. Nadal hat noch immer diese unglaubliche Vorhand mit dem größten Top-Spin der Tour und nach seiner Materialumstellung hoffentlich auch mehr Sicherheit beim Service. Ankommen wird es aber auf den nötigen Biss, der den Mallorquiner immer auszeichnete und ihn Bälle erreichen ließ, die eigentlich schon weg waren. Nur dieses Quäntchen mehr Einsatz kann Nadal zurückbringen, auf sein höchstes Level.
Prognose: Der letzte Titel auf Hartplatz stammt aus dem Jahr 2010 - Nadal ist immer für ein Halbfinale gut, für mehr wird es wohl nicht reichen.
5. Jo-Wilfried Tsonga
2011 war das bislang erfolgreichste Jahr des 26-Jährigen. Unvergessen sein Viertelfinal-Sieg gegen Roger Federer in Wimbledon nach 0:2-Satzrückstand. Und doch - viele Experten werfen dem Australian-Open-Finalisten von 2008 noch immer vor, nicht genug aus seinem Talent zu machen.
Bei aller Leidenschaft und Hingabe geht dem exzentrischen Franzosen oft die Konstanz abhanden. Sollte es Tsonga wie bei seinem Turniersieg in Doha schaffen, sein bestes Tennis abzurufen, könnte ihm Großes gelingen.
Prognose: Eine Woche Tennis auf höchstem Niveau haben wir von Tsonga schon des Öfteren gesehen - entscheidend ist die zweite Woche, denn Tsongas Seite des Draws ist mit Simon, Monfils und Murray stark besetzt.
Man to watch: Juan Martin Del Potro
Wie nah Freud und Leid im Tennis zusammen liegen können, zeigt der Fall Juan Martin Del Potro. 2009 feiert er kurz vor seinem 21. Geburtstag den Sieg bei den US Open, im Januar 2011 stand ATP-Rang 485 zu Buche. Dazwischen lagen eine langwierige Handgelenksverletzung und jede Menge Enttäuschungen.
Doch der Argentinier hat sich auf die Tour zurückgekämpft und belegt inzwischen wieder Platz 11 im Ranking. Auch wenn die Top-Ergebnisse bei den Grand Slams seit seinem Comeback ausgeblieben sind - Del Potro ist noch immer zu talentiert und zu jung, um nicht irgendwann wieder an sein Leistungsniveau von 2009 anknüpfen zu können.
Prognose: Ob es schon bei den Australian Open und gegen den starken Draw für die große Überraschung reicht, ist fraglich, aber wenn die Hand hält, wird er wieder um Titel mitspielen.
Aussichten der Deutschen: Schlecht
Dank einer guten Auslosung könnte der eine oder andere deutsche Starter die erste Runde überstehen, doch dann wird es ganz schwer. Abgesehen von Philipp Kohlschreibers kleinem Mutmacher in Auckland weist jedenfalls nichts darauf hin, dass es andere Ambitionen für die DTB-Herren geben könnte.
Als einziger gesetzter Spieler sollte Florian Mayer als Nummer 20 in das Turnier gehen. Allerdings musste er jetzt verletzt absagen. Bleibt noch ein Tommy Haas, der jedoch auch nur für ein Flackerlicht, denn für ein Highlight sorgen könnte. In Runde zwei würde Haas wohl auf Nadal treffen...Der Name, den man sich aus deutscher Sicht, merken muss: Cedrik-Marcel Stebe. Der deutsche Youngster mit dem größten Potenzial. Hat sich 2011 von Platz 375 in die Top 85 geschoben. Sein Erstrunden-Gegner: Lleyton Hewitt...
Prognose: Sollte ein DTB-Profi die zweite Woche erreichen, wären wohl alle Erwartungen übererfüllt.