Auf ein vorweggenommenes Geburtstagsgeschenk wartete Angelique Kerber am anderen Ende der Welt vergeblich. Kurz vor Beginn der Australian Open musste sich die Weltranglistenneunte im Finale von Sydney der Qualifikantin Zwetana Pironkowa (Bulgarien) mit 4:6, 4:6 geschlagen geben.
Acht Tage vor ihrem 26. Geburtstag verpasste Kerber damit ihren vierten Turniersieg auf der WTA-Tour. Eine kleine Trophäe zum Trost gab es für die Finalistin im australischen Hochsommer dennoch. "Es ist schade, aber ich kann trotzdem mit meinen Leistungen in dieser Woche sehr zufrieden sein", sagte die Kielerin nach der zweiten Niederlage im achten Match des Jahres: "Mein Ziel in dieser Saison ist es, konstant gut zu spielen. Bis jetzt ist mir das gelungen."
"Wahnsinns-Turnier"
Kerber kann mit großem Selbstvertrauen zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres nach Melbourne fliegen, wo sie bislang noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen ist.
Auch die dort bereits angekommene Bundestrainerin Barbara Rittner überzeugte der Auftritt ihrer Nummer eins, die in der vergangenen Woche im Viertelfinale von Brisbane gestanden hatte. "Das war ein super Saisonstart von Angie. Sie hat in Sydney ein Wahnsinns-Turnier und Finale gespielt. Das Sahnehäubchen kommt jetzt eben bei den Australian Open", sagte Rittner dem "SID".
Nach 1:36 Stunden verwandelte Pironkowa den ersten Matchball und sank nach ihrem ersten Turniersieg überhaupt auf die Knie. Die Weltranglisten-107. hat als erste Qualifikantin das Turnier in Sydney gewonnen und war bei der Siegerehrung völlig baff: "Mama, Papa, wir haben jetzt einen Pokal", stammelte Pironkowa und widmete den denkwürdigen Erfolg ihrem Großvater.
120.000 Dollar für den Sieg
In der Ken-Rosewall-Arena auf dem Olympiagelände von 2000 lieferten sich Fed-Cup-Spielerin Kerber und Pironkowa ein Duell auf Augenhöhe. Die Bulgarin, die im Halbfinale überraschend die frühere Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien) bezwungen hatte, setzte Kerber immer wieder unter Druck.
Zwar konnte die Linkshänderin einen 2:4-Rückstand im ersten Satz noch ausgleichen, ehe sich Pironkowa nach 46 Minuten den ersten Durchgang holte. Danach kämpfte Kerber, doch die Außenseiterin behielt kühlen Kopf und bekam einen Siegerscheck in Höhe von 120.000 Dollar.
Verbesserter Aufschlag
Trotz der Niederlage im achten Finale ihrer Karriere scheint sich für Kerber die Saisonvorbereitung in Doha mit ihrem neuen Trainer Benjamin Ebrahimzadeh auszuzahlen. Der Aufschlag der 25-Jährigen, bislang eine große Schwäche, wirkt stabiler. Von der Grundlinie agiert "Angie" nun noch aggressiver. "Ich versuche mir alles in allem nicht mehr so viel Druck zu machen. Das habe ich 2013 gemacht, und es ging in die Hose", sagte Kerber dem "SID".
Die einstige Nummer fünf der Welt war in der vergangenen Saison bei den Grand-Slam-Turnieren spätestens in der Runde der letzten 16 ausgeschieden. Der Spaß am Tennis kam ihr kurzzeitig abhanden. Ihre Akkus lud sie an Heiligabend bei ihren Großeltern in Polen wieder auf. Erst am 25. Dezember machte sich Kerber auf die lange Reise nach Down Under. "Mir war es wichtig, das Fest mit meiner Familie zu verbringen", erzählte sie. Es gab wie jedes Jahr Karpfen - den der Opa zuvor vorsichtshalber von den Gräten befreit hatte.
Der Turnierverlauf im Überblick