"Ich bin sehr zufrieden, dass ich in den wichtigen Momenten die entscheidenden Punkte gemacht habe", sagte Haas, der nach 1:56 Stunden seinen ersten Matchball verwandelt hatte: "Gegen Klizan wird es wieder ein hartes Match werden. Er hat hier schon sechs Spiele in Folge gewonnen und fühlt sich wohl."
Haas' zweiter Auftritt nach sechswöchiger Pause wegen anhaltender Schulterprobleme war beileibe keine Gala. Die war für den noch immer angeschlagenen Routinier bei nasskalten Bedingungen im Münchner Mai allerdings auch kaum möglich. Gegen den soliden Südtiroler Seppi galt es, sich selbst zu überwinden - das gelang Haas einmal mehr in bekannter Manier.
Bei seinem Debüt auf der Anlage am Aumeister gelang dem 24-Jährigen aus Warstein damit auf Anhieb der Sprung aus der Qualifikation ins Halbfinale; insgesamt ist es erst sein zweites auf der ATP-Tour nach dem Turnier in Marseille im Februar. "Bisher läuft das Jahr relativ gut", sagte Struff gewohnt zurückhaltend, sein jüngster Erfolg mache ihn einfach "sehr glücklich".
Haas und seine Selbstgespräche
Segelte eine Vorhand ins Aus, verschlug er einen Volley oder setzte eine Rückhand ins Netz, meckerte Haas; mal mit sich selbst, mal mit seiner Box, mal mit dem rutschigen Sand. Dabei hatte er das fünfte Aufeinandertreffen mit Seppi eine Stunde lang im Griff gehabt, der vierte Sieg schien unausweichlich, auch weil Seppi weit unter seinen Möglichkeiten blieb.
Haas reichten Aufschläge mit 175 km/h, mehr gibt die Schulter derzeit nicht her. Doch immerhin konnte er sich auf seine Beinarbeit und in den wichtigen Situationen auf seine begnadeten Grundschläge verlassen. Eine Kombination aus Rückhand, Vorhand und Volleystop brachte Haas das entscheidende Break im ersten Satz ein.
Schwächephase von Haas
Eine Serie von Fehlern ließ Haas' fünftes Halbfinale bei den BMW Open ab Mitte des zweiten Satzes jedoch in die Ferne rücken. Es entwickelte sich ein Schlagabtausch, der im achten Spiel des dritten Satzes gipfelte. Elfmal ging es bei Aufschlag Seppi über Einstand, erst seinen vierten Breakball nutzte Haas zur 5:3-Führung.
Die ließ er sich nicht mehr nehmen und steht nun vor seinem dritten Finaleinzug in München seit seinem Debüt vor 16 Jahren. Gegen den Weltranglisten-111. Klizan ist Haas trotz der Schulterschmerzen und der fehlenden Matchpraxis klarer Favorit. Das bisher einzige Aufeinandertreffen gewann er 2012 in Hamburg - ebenfalls auf Sand - deutlich in zwei Sätzen.
Struff setzt Siegeszug fort
Struff steht erst zum zweiten Mal in seiner Karriere auf der ATP-Tour in der Vorschlussrunde. Der 24-Jährige hatte im Februar in Marseille sein bislang bestes Resultat erzielt und wurde daraufhin für das Davis-Cup-Viertelfinale gegen Frankreich (2:3) nominiert. Bei den BMW Open in München feierte Struff bereits seinen sechsten Sieg in Serie.
Durch den Halbfinaleinzug verbessert sich Struff in der Weltrangliste und zieht am kommenden Montag erstmals in seiner Karriere unter die besten 75 Tennisspieler der Welt ein. Sein bislang bestes Ranking ist Platz 93.
Die aktuelle Weltrangliste