The Battle of the Beauties

Von Sebastian Hahn
Eugenie Bouchard (r.) und Maria Sharapova könnten in Wimbledon den Titel unter sich ausmachen
© getty

Die große Show auf dem heiligen Rasen von Wimbledon steht an. Maria Sharapova ist nach ihrem French-Open-Triumph die Favoritin, doch auch mit Power-Frau Eugenie Bouchard ist zu rechnen. Die Zeit der an 1 gesetzten Serena Williams könnte abgelaufen sein. Kommt Sabine Lisicki wieder in Schwung?

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1. Maria Sharapova

Der Titel bei den French Open war der letzte Beweis, dass Maria Sharapova wieder zurück ist in der absoluten Weltspitze. Drei Spiele nach teilweise erschreckend schwachen ersten Sätzen noch gedreht, dazu die Nervenstärke im Final-Thriller gegen Simona Halep. Mental macht der Russin momentan niemand etwas vor.

Im Gegensatz zu Li Na und Serena Williams schied Sharapova in Paris nicht mit einer absolut indisponierten Vorstellung aus, sondern erkämpfte sich ihren fünften Grand-Slam-Titel. Ein Aus wie im Vorjahr gegen die Qualifikantin Larcher de Brito aus Portugal scheint in diesem Jahr also unmöglich.

Zum zehnjährigen Jubiläum ihres ersten Triumphes in Wimbledon dürfte die Russin ohnehin hochmotiviert für ihren zweiten Erfolg im All England Lawn Tennis Club sein. Am liebsten gegen Serena Williams - um die mittlerweile zehn Jahre andauernde Niederlagenserie am Ort ihres ersten großen Coups zu beenden.

2. Eugenie Bouchard

Die Kanadierin verzückte die Tennis-Welt in Paris endgültig. Viele Fans litten mit der 20-Jährigen, als sie im Halbfinale erkennen musste, dass Maria Sharapova noch eine Nummer zu groß ist. Der unerwartete Erfolg auf Sand plus ihre starke Leistung bei den Australian Open (Aus im Halbfinale) machen "Genie" dennoch zu einer Favoritin in Wimbledon, wo ihr Triumphzug vor zwei Jahren begann.

Mit 18 holte sie den Junioren-Titel in Wimbledon, zudem wiederholte sie an der Seite von Taylor Townsend ihren Doppel-Erfolg von 2011. Bereits kurz nach ihrem Aus in Roland Garros begann die Schönheit aus Westmount mit dem Training in London. Kein Wunder: Bouchard erklärte Rasen zu ihrem absoluten Lieblingsbelag und wird optimal vorbereitet sein.

Ihr Spiel scheint wie zugeschnitten auf Wimbledon, schon im vergangenen Jahr sorgte sie mit dem Einzug in die dritte Runde nach einem Sieg über Ana Ivanovic für Furore. Spätestens nach dem Halbfinale von Paris sollte jedem bewusst sein, dass Bouchard eine ganz große Zukunft vor sich hat. Vielleicht macht sie es ja ihrem Vorbild Sharapova nach und holt ihren ersten Grand-Slam-Titel in Wimbledon.

3. Simona Halep

Neben Bouchard ist die Rumänin spätestens nach ihrer Final-Performance von Paris eine der Durchstarterin der aktuellen Saison. Kaum eine Spielerin bringt jeden noch so unerreichbar scheinenden Ball zurück zur Gegnerin wie Halep. In s'-Hertogenbosch stoppte sie gegen Annika Beck eine Schulterverletzung, inwiefern sie diese in Wimbledon beeinflussen wird, ist noch unklar.

Auch der Glaube, den ganz großen Wurf schaffen zu können, dürfte mit der denkbar knappen Niederlage im Finale von Roland Garros da sein. Halep brennt auf ihren Auftritt. Auf Rasen steht bisher ein Erfolg beim Turnier von Rosmalen im vergangenen Jahr zu Buche, im Jugendbereich war sie in London allerdings nicht wirklich vorne dabei.

Haleps Leistungen aus den vergangenen Jahren dürfen aber nicht wirklich als Referenz herangezogen werden, die 22-Jährige befindet sich nämlich in der Form ihres Lebens - und kann so auch in Wimbledon ganz groß auftrumpfen.

4. Ana Ivanovic

Ivanovic is back! Schon auf Sand hatte die Serbin angedeutet, dass sie immer besser in Form kommt und mit ihr nach Jahren am Rockzipfel der Weltspitze wieder zu rechnen ist. In Birmingham dominierte sie dann das erste Rasen-Turnier des Jahres und siegte ohne Satzverlust. Nur einmal musste sie dabei überhaupt vier Spiele in einem Satz abgeben.

Viele haben aber noch ihren schwachen Wimbledon-Auftritt von 2008 im Kopf, als sie als neue Weltranglistenerste in der dritten Runde die Segel streichen musste. Auf dem heiligen Rasen flatterten der 26-Jährigen in den letzten Jahren teilweise die Nerven, seit 2007 reichte es maximal für den Einzug ins Achtelfinale. Die Form spricht allerdings klar für die Serbin, die für jede Spielerin eine unangenehme Gegnerin ist und ohne großen Druck sicherlich für eine Überraschung sorgen kann.

5. Serena Williams

Bis vor drei Wochen hätte so ziemlich jeder Serena Williams zur absoluten Top-Favoritin in Wimbledon erklärt - und die US-Amerikanerin ist auch an Position 1 gesetzt. Dennoch werden die Stimmen immer lauter, wonach Serena ihren Zenit überschritten hätte. Das peinliche Aus in der zweiten Runde der French Open gegen Garbine Muguruza zeigte der Welt eine kraftlose Williams, die nach 17 Grand-Slam-Titeln womöglich nicht mehr in der Lage ist, einen 18.Triumph ihrer Vita hinzuzufügen.

Fakt ist, dass sie die älteste Weltranglistenerste aller Zeiten ist und nur Martina Navratilova war noch älter als die Amerikanerin, als sie noch einen Grand-Slam-Titel gewann. Scheitert Williams erneut zu einem frühen Zeitpunkt in Wimbledon, dürfte der Druck mit Blick auf die US Open nahezu gigantisch werden.

Comeback des Turniers: Viktoria Azarenka

Nach einem verletzungsbedingten Verpassen der Sand-Saison kehrte die Weißrussin diese Woche in Eastbourne auf die Tour zurück. Von der starken Form in der vergangenen Saison scheint aber nicht viel übrig geblieben zu sein. Gegen Camila Giorgi war in Eastbourne bereits im ersten Match Endstation.

In Wimbledon geht "Vika" an acht gesetzt in das Turnier, wo sie im vergangenen Jahr verletzungsbedingt in der zweiten Runde aufgeben musste. Zuvor erreichte sie aber zwei Mal das Halbfinale. Zwar sollte niemand Wunderdinge von Azarenka erwarten, ein paar kleine Erfolgserlebnisse gegen leichtere Gegnerinnen in den ersten Runden könnten ihr aber Selbstvertrauen geben, sodass doch eine Überraschung drin sein könnte.

Dinner for One: Sabine Lisicki

Mit dem Final-Einzug im vergangenen Jahr stieg auch der Druck für die Deutsche, dem sie anscheinend noch nicht gewachsen war. Zu einer formschwachen ersten Saisonhälfte gesellten sich noch einige Verletzungen, bisher scheint Lisicki weit entfernt von einer erfolgreichen Wiederholung des letztjährigen Turniers.

Warum trotzdem niemand "Bum Bum Bine" abschreiben darf? Im letzten Jahr lief es auch wahrlich nicht berauschend vor dem Turnier in London, trotzdem reichte es dort fast für den ganz großen Triumph. Geht die 24-Jährige fit ins Turnier, kann sie allein über ihren starken Aufschlag schon viele Gegnerinnen bezwingen. Auch die großen Favoritinnen sollten aufpassen, gegen die Deutsche keine böse Überraschung zu erleben.

Die Chancen der DTB-Mädels

Neben Lisicki dürfte vor allem Angelique Kerber wieder in der Lage sein, die zweite Woche des Turniers zu erreichen. Entscheidend wird sein, ob die Kielerin ihren ersten Aufschlag in den Griff bekommt und wie sie mit Power-Spielerinnen wie Bouchard umgeht, die sie in Paris zeitweise vorführte - und das auf einem langsamen Belag!

Für Andrea Petkovic geht es in London gegen den eigenen Wimbledon-Fluch. Nur drei Mal spielte die Darmstädterin bisher auf dem Rasen des All England Lawn Tennis Club, mehr als die dritte Runde sprang dabei nie heraus. Auf das starke Halbfinale bei den French Open folgte ein Zweitrunden-Aus in s'-Hertogenbosch, das nichts Gutes für Wimbledon erahnen lässt.

Julia Görges sucht weiterhin nach ihrer Form, ihr starker Auftritt im Mixed-Turnier von Roland Garros könnte aber genau der Motiviationsschub für Wimbledon sein. Vom Erstrunden-Aus bis hin zum Achtelfinale ist alles drin. Für Annika Beck und Mona Barthel dürfte in Wimbledon dagegen wenig zu holen sein.

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