Fed Cup: Rittner kritisiert Verbände nach 0:4-Aus gegen Weißrussland

Von SID/SPOX
Das DTB-Team scheidet deutlich gegen Weißrussland aus.
© getty

Die deutschen Tennisfrauen waren beim 0:4 im Fed Cup gegen Weißrussland ohne Angelique Kerber und Julia Görges chancenlos und müssen um den Klassenerhalt in der Weltgruppe bangen. Bundestrainerin Barbara Rittner kritisierte anschließend im DAZN-Interview die Verbände.

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"Natürlich sind wir traurig, aber die Gründe sind nachvollziehbar", sagte Rittner über die Absage von Kerber und Görges und prangerte an: "Ich verurteile da die Verbände ITF und WTA, die es nicht schaffen, die Termine richtig zu legen. Die Argumente sind auf Seiten der Spielerinnen. Die müssen morgen in Doha spielen, womit es natürlich zu einer Frage der Prioritäten wird. Ganz offensichtlich haben die beiden (Görges und Kerber; Anm. d. Red.) die Priorität Einzel-Karriere dieses Jahr vorgezogen, und das muss man akzeptieren."

Die Weltverbände müssen sich laut Rittner "viel mehr einigen und vielleicht Freitag und Samstag spielen, oder eben in Doha erst mittwochs anfangen. Man muss einfach Wege finden, damit die Top-Spielerinnen guten Gewissens für ihr Land spielen können, ohne dafür indirekt bestraft zu werden. Das ist ein Appell an die Verbände und nicht an die Spielerinnen".

Nach der heftigen Klatsche herrschte im deutschen Fed-Cup-Team Enttäuschung und Ernüchterung. Ohne ihre Top-Spielerinnen ist die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes weit von der Weltklasse entfernt - statt auf den dritten Fed-Cup-Titel zu hoffen, droht nun der Abstieg aus der Weltgruppe I.

"Ich kann den Mädels nichts vorwerfen. Sie haben eine tolle Moral bewiesen", sagte Teamchef Jens Gerlach nach dem klaren Erstrunden-K.o. in Braunschweig. "Aryna Sabalenka ist eine Klasse für sich. Ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe alles gegeben. Mehr kann man auch nicht machen", sagte Laura Siegemund: "Sie ist ein Tier von der Präsenz her. Das hat mich auch an Serena Williams erinnert."

DTB-Damen chancenlos gegen Weißrussland

In Abwesenheit von Wimbledonsiegerin Kerber und Görges, die beide lieber beim WTA-Turnier in Doha aufschlagen, entwickelte sich die Weltranglistenneunte Sabalenka zum Schreck des deutschen Teams. Die erst 20 Jahre junge Aufsteigerin, die seit zwei Wochen erstmals unter den Top 10 steht, bezwang die chancenlose Siegemund am Sonntag in 79 Minuten mit 6:1, 6:1 und schickte die Deutschen damit in die Playoffs um den Klassenerhalt am 20./21. April.

Am Samstag hatte sie bereits beim 6:2, 6:1 in 68 Minuten kurzen Prozess mit Andrea Petkovic (Darmstadt) gemacht. Tatjana Maria (Bad Saulgau) war am Samstag beim 6:7 (3:7), 3:6 im Auftakteinzel gegen Alexandra Sasnowitsch noch am nächsten an einem Erfolg dran. Auch im abschließenden unbedeutenden Doppel mussten sich Anna-Lena Grönefeld (Nordhorn) und Mona Barthel (Neumünster) 1:6, 6:0, 9:11 geschlagen geben.

"Ich habe nicht mal schlecht gespielt. Ich wurde einfach überrollt", sagte die ebenfalls ratlose Petkovic nach ihrem Fed-Cup-Comeback nach zwei Jahren Pause: "Sabalenka ist ganz klar die Zukunft im Tennis. Sie hat den Punch, wenn sie dann auch noch so wenige Fehler macht, ist es schon sehr Serena-Williams-mäßig."

Gegen diese Urgewalt halfen weder der ausgiebig beschworene Teamgeist, noch die kurzfristige Umstellung am Sonntag von Tatjana Maria (Bad Saulgau) auf Siegemund, die ihr Einzel-Debüt im Fed Cup gab. Weißrussland gelang nach der überraschenden Erstrunden-Niederlage (2:3) im vergangenen Jahr in Minsk die Revanche gegen die deutsche Mannschaft.

DHB-Team bangt um Klassenerhalt in der Weltgruppe

Statt im April gegen die USA oder in Australien um den Final-Einzug zu spielen, muss das Gerlach-Team wie bereits 2016 und 2017 um den Klassenerhalt in der Weltgruppe bangen. Wie wichtig dann der Einsatz von Kerber und Görges wären, hat das Wochenende gezeigt.

"Mit Sicherheit hätte es nicht geschadet, wenn wir Angie im Team gehabt hätten. Sie hat in der Defensive Qualitäten, mit denen sie Sabalenka ärgern kann, aber die Diskussion ist müßig", befand Siegemund.

Die ernüchternde Bilanz: Das deutsche Team schaffte in den drei Einzel-Partien nicht ein Break. Erstmals seit dem Albtraum-Wochenende im Februar 2017 in den USA kassierte das deutsche Fed-Cup-Team wieder ein 0:4. "Man darf das hier nicht überbewerten, wir haben zwar glatt verloren, aber gegen die Weißrussinnen, die in dieser Form mit Sicherheit ein großes Wörtchen um den Titel mitreden", so Rittner.

Wer nun im April der Gegner im Playoff-Duell sein wird, entscheidet sich bei der Auslosung am Dienstag. Möglicherweise sind dann wieder Kerber und Görges dabei. Ein neuer Angriff auf den ersehnten dritten Fed-Cup-Titel nach 1987 und 1992 ist sowieso frühestens erst 2020 wieder möglich. "Ich glaube nach wie vor, dass wir in den nächsten zwei, drei Jahren noch ein Wörtchen mitreden können, auch ganz vorne. Dann muss man sehen, was in der Zeit der Nachwuchs macht, der dann nachkommt. Im Moment sieht es aber nicht so gut aus", zeigte sich Rittner trotz allem optimistisch.

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