Federer führte im ersten Satz bereits mit 5:2, bevor sich Djokovic in den Tiebreak kämpfte und diesen mit 7:1 gewann. Danach war er in den entscheidenden Momenten etwas stärker als der körperlich gehandicapte Schweizer und siegte mit 7:6, 6:4 und 6:3.
Seinen Gegner am Sonntag ermitteln am Freitag (9.30 Uhr im Liveticker) Alexander Zverev und der Österreicher Dominic Thiem. Gegen die Nummer fünf der Weltrangliste hat Zverev sechs von acht Duellen verloren.
"Es hätte auch anders laufen können, ich war sehr nervös am Anfang", sagte Djokovic, der danach Federer höchsten Respekt dafür zollte, dass er überhaupt angetreten war: "Roger, er war offensichtlich angeschlagen und nicht in bester körperlicher Verfassung, Respekt, dass er dennoch rauskam." Federer nahm nach dem ersten Satz eine Behandlungspause, wie schon nach dem ersten Satz in seinem Viertelfinale gegen Tennys Sandgren (USA), nach dem er über Adduktorenprobleme geklagt hatte.
"Es war schrecklich, was ich durchgemacht habe", sagte Federer tatsächlich: "Netter Empfang, netter Abschied", und dazwischen ein Match "zum vergessen, weil du weißt, du hast eine dreiprozentige Gewinnchance." Dennoch habe er es versucht, erläuterte Federer, "man weiß ja nie." Aber als er festgestellt habe, "dass es nicht mehr klappt, war es schon hart."
Im 50. Duell der beiden war es der 27. Sieg für den Djokovic, der nach 2:18 Stunden und dem ersten Matchball feststand. Am Sonntag (9.30 Uhr MEZ) greift er nach seinem 17. Titel bei einem der vier großen Turniere.
Federer lag in einem kuriosen ersten Satz mit vier Breaks in den ersten fünf Spielen schon 5:2 in Führung, ehe Djokovic besser ins Match fand und es zu dominieren begann: Den Tiebreak gewann er souverän - gleich im Anschluss nahm Federer eine Behandlungspause. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, er habe nur sichergehen wollen, dass es nicht schlimmer werde. "Wenn es schlimmer geworden wäre", sagte Federer, "hätte ich das erste Mal in meiner Karriere aufgegeben." Er hielt durch.
Der Schweizer, der seinen 20. und bislang letzten Grand-Slam-Titel 2018 in Melbourne gewonnen hatte, spielte im zweiten Satz weiter, aber sein Gegner bemerkte: "Er hat sich nicht so gut bewegt wie sonst."
Beide Spieler gaben sich bei ihrem Aufschlag zunächst keine weitere Blöße, ehe Djokovic im zehnten Spiel seinen ersten Satzball mit einer großartigen Vorhand am aufgerückten Federer vorbei nutzte. Danach entfuhr ihm ein gewaltiger Freudenschrei.
Auch im Anschluss war der gehandicapte Federer der aktivere Spieler, erzielte mehr direkte Punkte, beging aber im 17. Grand-Slam- und damit Rekordduell mit Djokovic aber auch mehr Fehler. Nach dem Aufschlagverlust zum 2:4 im dritten Satz war das Match praktisch entschieden. Djokovic, Nummer zwei der Weltrangliste, steht zum 26. Mal in einem Finale bei einem Grand Slam.
Der enttäuschte, aber auch gefasste Rekordhalter Federer hat den letzten seiner 20. Triumphe bei den vier großen Turnieren 2018 bei den Australian Open gefeiert. "Ja", sagte er, er glaube daran, weitere feiern zu können. Mit seinem Abschneiden in Melbourne war er unter den Umständen zufrieden, "alles in allem spiele ich gut." Und nur, damit das klar ist: "Ich habe keine Pläne zurückzutreten."
Australian Open: Damen-Finale zwischen Kenin und Muguruza
Publikumsliebling und Lokalmatadorin Ashleigh Barty hat bei brütender Hitze das Endspiel verpasst. Die 23 Jahre alte Nummer eins der Weltrangliste unterlag der aufstrebenden US-Amerikanerin Sofia Kenin im ersten Halbfinale in Melbourne 6:7 (6:8), 5:7. Bei Temperaturen um die 39 Grad verschlug sie vor 15.000 Zuschauern in der Rod Laver Arena nach 1:45 Stunden den zweiten Matchball Kenins, die in der kommenden Weltrangliste erstmals in die Top 10 einziehen wird.
"Ich bin so dankbar", sagte Kenin nach dem ersten Halbfinalmatch ihrer Karriere bei einem Grand Slam überwältigt. Im vergangenen Jahr hatte sie bei den French Open in Paris bereits im Achtelfinale gestanden. Am Samstag (9.30 Uhr deutscher Zeit) trifft sie auf Garbine Muguruza (Spanien), die in einem zähen Kampf über 2:05 Stunden die bisherige Weltranglistenvierte Simona Halep (Rumänien) mit 7:6 (10:8), 7:5 niederrang.
Muguruza schien ihre beste Zeit schon hinter sich zu haben. Die 26 Jahre alte Spanierin hatte 2015 das Finale in Wimbledon erreicht, 2016 die French Open und 2017 dann in Wimbledon gewonnen. Danach fiel sie aus den Top 10 der Weltrangliste, zurzeit ist sie nur die Nummer 32. Doch die Verpflichtung der ehemaligen Weltklassespielerin Conchita Martinez als Trainerin scheint sie nun zu beflügeln. Mit einem Triumph in Melbourne würde sie im Ranking wieder auf Position zwölf vorrücken.
Barty war im ersten Halbfinale die aktivere Spielerin, konnte aber in beiden Sätzen zwei Satzbälle nicht nutzen, weil die die 21 Jahre alte Kenin bei den "big points" stabiler spielte. Die Amerikanerin verlor nach dem Gewinn des ersten Satzes früh ihr Service zum 1:2 im zweiten Satz, wehrte aber beim Stand von 3:5 zwei Chancen von Barty zum Satzausgleich ab, nutzte danach die Chance zum Rebreak und nahm ihrer Gegnerin auch noch den Aufschlag zum Matchgewinn ab.
Kenin hatte bis zum Halbfinale gegen keine gesetzte Spielerin antreten müssen. Im Achtelfinale besiegte sie Tennis-Wunderkind Cori Gauff in drei Sätzen.