Osaka-Boykott wird zum Machtkampf: "Jeder muss kommunizieren"

SID
Naomi Osaka droht die Disqualifikation bei den French Open, sollte sie ihren Presse-Boykott fortsetzen.
© getty

Der Streit um Naomi Osaka bei den French Open entwickelt sich zu einem echten Machtkampf. Die viermalige Grand-Slam-Siegerin gibt trotz einer möglichen Disqualifikation kein Signal eines Einlenkens und will ihren Presse-Boykott offenbar durchziehen. Unterstützung erhält sie von ihren engsten Vertrauten. Doch Experten warnen.

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Beide Parteien sollten sich zusammensetzen und die Probleme besprechen, bevor "es sich noch mehr hochpusht", sagte die 18-malige Major-Siegerin Chris Evert der New York Times: "Ich respektiere Naomi und das, was sie für soziale Zwecke und für den Sport getan hat, aber jeder muss kommunizieren und eine Lösung finden."

US-Ikone Billie Jean King wies darauf hin, welch große Rolle die Medien bei der Entwicklung des Frauentennis eingenommen hätten. Es sei wichtig, sich gegenseitig zu respektieren.

Die Verhängung einer Strafe in Höhe von 15.000 US-Dollar und die Androhung von schärferen Sanktionen bis zum Turnausschluss führten aber nicht zum schnellen Einlenken der 23 Jahre alten Osaka, der aktuell schillerndsten Athletin im Frauentennis. "Zorn ist ein Mangel an Verständnis. Veränderung ist Menschen unangenehm", schrieb sie am Sonntagabend auf Twitter. Offenbar als Reaktion auf die Strafe durch die Turnierveranstalter.

Die hatten sich nach einem Schulterschluss mit den Australian Open, Wimbledon und den US Open an Osaka gewandt und diese zur Erfüllung ihrer Medienpflichten bei dem Grand-Slam-Turnier aufgefordert. Zuvor hatte die Japanerin ihr angekündigtes "Schweigegelübde" umgesetzt, sie will damit auf die mentale Gesundheit von Profisportler*innen aufmerksam machen.

"Naomi hat die Möglichkeit, mit ihrem Status Probleme anzusprechen"

Ihre Schwester Mari, einst selbst auf der WTA Tour unterwegs, und ihr Trainer Wim Fissette sprangen Osaka zur Seite und warben um Verständnis. Mari Osaka berichtete bei Reddit von mentalen Problemen von Naomi nach einer Niederlage in Rom. Sie habe sich Bemerkungen zu Herzen genommen und schließlich selbst geglaubt, sie sei schlecht auf Sand. Später löschte Mari Osaka ihren Post und begründete dies damit, sie habe wohl alles noch schlimmer gemacht.

Naomi Osaka hatte zuvor stets betont, es gehe nicht um ihre Person. Dies betonte auch nochmal ihr Coach Fissette. "Naomi hat die Möglichkeit, mit ihrem Status Probleme anzusprechen, Dinge anzustoßen, und das möchte sie auch nutzen", sagte der Belgier, der einst auch Angelique Kerber trainierte, dem Spiegel.

In den USA, wo Osaka lebt, sei das Thema "gerade sehr aktuell, dass sich Sportler im Umgang mit der Presse mehr Freiheit wünschen", fügte Fissette an. Osaka wisse, wie wichtig es sei, mit den Journalisten zu sprechen, aber sie wolle auch in dem Bereich Veränderungen herbeiführen.

Auswirkungen auf die Turnierchancen seiner Spielerin befürchtet Fissette nicht. "Nein, Naomi ist mental sehr stark. Wenn überhaupt, dann wird es einen positiven Einfluss auf sie haben."