Alexander Zverev hatte schon vor seinem ersten Aufschlag mitbekommen, wie groß seine Chancen bei den French Open plötzlich sind. "Vielleicht war das der Grund, warum ich am Anfang ein bisschen nervös war", sagte Deutschlands Topspieler nach seinem hart erarbeiteten Auftaktsieg gegen den wackeren Kölner Qualifikanten Oscar Otte: "Man kennt die Auslosung. Man weiß, wer wo steht. Man weiß, dass Dominic einer der besten Sandplatzspieler ist. Und dann ist er raus."
Im Gegensatz zur deutschen Nummer eins blieb Dominic Thiem, Zverevs Bezwinger im US-Open-Finale 2020, völlig überraschend an seiner Auftakthürde hängen. Und Zverev, der ohnehin schon eine glückliche Auslosung erwischt hat ohne Sandplatzkönig Rafael Nadal und den Weltranglistenersten Novak Djokovic in seiner Turnierhälfte, sieht seine Chancen in Paris weiter wachsen.
Der 24 Jahre alte Hamburger war nach den Turniersiegen in Acapulco und beim Masters in Madrid ohnehin mit großem Selbstbewusstsein in die französische Hauptstadt gereist, daran änderte die Wackelpartie gegen Otte, den Weltranglisten-152., so gar nichts. "Irgendwann nach dem Break im dritten Satz wurde meine Rückhand etwas schneller, meine Vorhand etwas heavier. Dann habe ich ihm das Spiel aus der Hand genommen", sagte der Weltranglistensechste, der tatsächlich auffallend ruhig blieb trotz eines 0:2-Satzrückstands.
Denn Zverev weiß, dass er über die Distanz gehen kann, seine Bilanz bei Fünfsatzmatches in Roland Garros ist mit sieben Siegen makellos. "All die Arbeit, die du die Monate und Jahre gemacht hat, zahlt sich aus", sagte er zu seinen physischen Vorteilen, die im Vergleich mit Otte den Unterschied ausmachten: "Das macht mir auch irgendwo Spaß. Ich möchte es nicht jedes Match machen, aber es ist schon gut zu wissen, dass ich über die Länge dabei bleiben kann."
Zverevs Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Mit 2:49 Stunden hielt sich Zverevs Spielzeit gegen Otte auch noch in Grenzen, allzu viel Energie hat er nicht verschenkt. Und die Ansetzung beschert dem 1,98-Meter-Mann eine Pause bis zum Mittwoch, dann geht es gegen den russischen Qualifikanten Roman Safijullin - einen alten Bekannten von Zverev.
"Ich kenne ihn, seit wir zwölf Jahre alt waren. Das ist der 97er-Jahrgang von Rublew, von mir", sagte Zverev: "Wir haben hier 2013 in der ersten Runde der Junioren bei Roland Garros gespielt. Die letzten paar Jahre habe ich ihn nicht gesehen, weil er erst jetzt auf dem Weg nach oben ist. Aber er ist ein sehr talentierter Spieler."
Ein Sieg gegen die Nummer 182 der Welt gehört dennoch zum Pflichtprogramm für Zverev, der 2018 und 2019 in Paris jeweils das Viertelfinale erreichte. Diesmal soll es weiter gehen."