Mit Angie Kerber und dem Münchener Qualifikanten Peter Gojowczyk sind am 7. Tag der US Open zwei deutsche Hoffnungsträger ausgeschieden. Die Favoriten Daniil Medvedev, Aryna Sabalanek und Elena Svitolina haben dagegen das Viertelfinale erreicht. Für eine Sensation sorgte der niederländische Qualifikant Botic van de Zandschulp.
Peter Gojowczyks beeindruckender Lauf bei den US Open ist beendet: Der 32 Jahre alte Münchner unterlag dem 14 Jahre jüngeren Spanier Carlos Alcaraz am Sonntagabend (Ortszeit) in einem umkämpften Achtelfinalduell in New York 7:5, 1:6, 7:5, 2:6, 0:6.
Mitte des vierten Satzes musste sich Gojowczyk am Oberschenkel behandeln lassen und war in der Folge deutlich gehandicapt. Im fünften Satz leistete er sichtlich angeschlagen kaum mehr Gegenwehr.
Während Gojowczyk seinen ersten Einzug in die Runde der besten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier verpasste, sorgt Alcaraz weiter für Aufsehen: Der 18-Jährige ist der jüngste Viertelfinalist in Flushing Meadows seit der Einführung des Profitennis 1968.
Gojowczyk hatte sich als Qualifikant ins Turnier gekämpft und dann mit Siegen über Ugo Humbert (Frankreich/Nr. 23), Dusan Lajovic (Serbien) und Henri Laaksonen (Schweiz) seinen Teil dazu beigetragen, dass es erstmals seit Wimbledon 1997 drei deutsche Profis ins Achtelfinale bei einem Major schafften.
Am Montag haben Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev (18.00 Uhr MESZ) und der Kölner Oscar Otte (ca. 22.00 Uhr) gegen die starken Italiener Jannik Sinner und Matteo Berrettini noch die Chance aufs Viertelfinale.
Kerber unterliegt Shooting-Star
Angelique Kerber klopfte nach einem echten Achtelfinal-Drama Favoritenschreck Leylah Fernandez anerkennend auf die Schulter und stapfte dann frustriert aus dem tobenden Louis-Armstrong-Stadium.
Die 33 Jahre alte Turniersiegerin von 2016 musste sich trotz unermüdlichen Kampfgeistes in einem Krimi am Sonntag der beeindruckend aufspielenden 18-jährigen Kanadierin mit 6:4, 6:7 (5:7), 2:6 geschlagen geben und ihren Traum vom vierten Grand-Slam-Triumph vorerst beenden (das Match im Liveticker zum Nachlesen).
"Ich habe alles gegeben, was ich habe", sagte Kerber nach der Partie: "Sie hat eines der besten Matches ihrer Karriere gemacht und es waren zwei, drei Punkte, die den Unterschied gemacht haben. Ich war vielleicht zu passiv in einigen Situationen."
Fernandez fordert nun Svitolina
Fernandez erwies sich als zu stark. Die Linkshänderin aus Montreal hatte in der dritten Runde schon völlig überraschend Titelverteidigerin Naomi Osaka aus Japan ausgeschaltet und riss nun Kerber den schon fast sicher geglaubten Sieg vor einem aufgekratzten Publikum in New York noch aus den Händen.
Statt Kerber trifft Fernandez in der Runde der besten Acht auf Elina Svitolina, die die ehemalige Weltranglistenerste Simona Halep klar bezwang, und die deutsche Spitzenspielerin muss die Heimreise antreten.
Kerbers Chancen auf den ganz großen Coup waren zuvor nach dem Ausscheiden sowohl von Osaka als auch der Weltranglistenersten Ashleigh Barty deutlich angewachsen. Doch die furchtlose Fernandez erwies sich als zu stark.
Kerber verspielt 4:2 - Fernandez "wie in Trance"
Kerber war gewarnt in das Match gegen die 73. im Ranking der WTA gegangen, Fernandez kündigte auch der Deutschen einen heißen Tanz an. Und daran hielt sie sich. In einem enorm engen Duell im ersten Satz agierten beide bis zum 4:4 auf Augenhöhe, dann bewies Kerber als routiniertere Spielerin das bessere Nervenkostüm und bejubelte die Satzführung.
Im zweiten Durchgang drückte sie dann weiter aufs Tempo, schaffte ein Break und zog auf 4:2 davon. Das Publikum im Louis-Armstrong-Stadium munterte die Kanadierin noch einmal auf und hoffte auf Spannung - und die sollte tatsächlich eintreten. Fernandez glich in einem hochklassigen Match mit großem Einsatz aus, doch auch Kerber kämpfte in dem Hexenkessel wie wild - am Ende ohne Glück.
Es ging in einen entscheidenden dritten Satz. "Sie wirkt angeschlagen, ein bisschen müde", sagte Barbara Rittner am Eurosport-Mikrofon über Kerber. Und Fernandez bewies wie schon gegen Osaka, dass sie mit großem Druck umgehen kann. "Das ist wie in Trance, ihr gelingt alles", sagte Rittner. Kerber hatte ihre Chancen, musste aber unter großem Applaus als Verliererin die Arena verlassen.
Niederländischer Qualifikant sorgt für Furore
Botic van de Zandschulp mischt die US Open auf: Der 25 Jahre alte Qualifikant hat den Argentinier Diego Schwartzman in New York mit einem 6:3, 6:4, 5:7, 5:7, 6:1-Erfolg in 4:19 Stunden ausgeschaltet und als erster Niederländer seit Sjeng Schalken 2003 das Viertelfinale des Grand-Slam-Turniers erreicht.
"Ich kann es nicht glauben", sagte van de Zandschulp: "Vor dem Turnier hat das niemand von mir erwartet." Er trifft nun auf den Weltranglistenzweiten Daniil Medvedev, der den Briten Daniel Evans 6:3, 6:4, 6:3 schlug und nach 2019 zum zweiten Mal ins Finale will.
Van de Zandschulp, Weltranglisten-117., ließ sich trotz einer Aufholjagd von Marathon-Mann Schwartzman nicht aus der Ruhe bringen, schlug insgesamt 55 Winner und verdiente sich den bisher größten Erfolg seiner Karriere.
Auch weiter ist der Kanadier Felix Auger-Aliassime. Der 21-Jährige setzt sich gegen US-Boy Frances Tiafoe 4:6, 6:2, 7:6 (8:6), 6:4 durch und trifft nun Alcaraz.
Kevin Krawietz im Doppel schon im Viertelfinale
Der zweimalige French-Open-Sieger Kevin Krawietz (29) hat im Doppel an der Seite von Horia Tecau das Viertelfinale der US Open erreicht. Das deutsch-rumänische Duo setzte sich am Sonntag 6:2, 7:6 (7:5) gegen Santiago Gonzalez/Andres Molteni aus Mexiko und Argentinien durch.
Auch der Kölner Andreas Mies, Krawietz' Partner bei seinen Triumphen in Paris, ist mit Andrej Golubew (Kasachstan) noch im Wettbewerb. Gleiches gilt für Dominik Koepfer aus Furtwangen, der gemeinsam mit dem Finnen Emil Ruusuvuori am Start ist.
US Open, Achtelfinale: Die Matches des Tages
Uhrzeit | Spieler 1 | Spieler 2 | Ergebnis |
17 Uhr | Elina Svitolina (UKR/5) | Simona Halep (ROM/12) | 6:3, 6:3 |
17 Uhr | Botic van den Zandschulp (NED) | Diego Schwartman (ARG/11) | 6:4, 6:4,5:7, 5:7, 6:1 |
19 Uhr | Angelique Kerber (GER/16) | Leylah Fernandez (CAN) | 6:4, 6:7, 2:6 |
19.15 Uhr | Daniil Medvedev (RUS/2) | Daniel Evans (GBR/24) | 6:3, 6:4, 6:3 |
20.15 Uhr | Elise Mertens (BEL/15) | Aryna Sabalenka (BLR/2) | 4:6, 1:6 |
23 Uhr | Peter Gojowczyk (GER) | Carlos Alcaraz (ESP) | 7:5, 1:6, 7:5, 2:6, 0:6 |
1 Uhr | Frances Tiafoe (USA) | Felix Auger-Aliassime (CAN/12) | 6:4, 3:6, 6:7, 4:6 |
3 Uhr | Barbora Krejcikova (CZE/8) | Garbine Muguruza (ESP/9) | 6:3, 7:6 |