Djokovics positiver PCR-Test manipuliert?
Die Saga nimmt kein Ende. Die Behauptung von Djokovic, er sei am 16. Dezember positiv auf Corona getestet worden, könnte eventuell falsch sein - denn laut Spiegel sagt das digitale Testergebnis etwas anderes. Der Zeitstempel der digitalen Version des positiven Tests soll demnach darauf hindeuten, dass das Ergebnis vom 26. Dezember stammen könnte.
Der sogenannte Unix-Zeitstempel in Djokovics positivem Test zeigt den 26. Dezember, 14:21:20 Uhr serbische Zeit an. In den Unterlagen, die der Anwalt von Djokovic vorlegte, wird jedoch behauptet, dieser Test sei vom 16. Dezember. Bei einem negativen Test zeigt der Zeitstempel den 22. Dezember, 16:43:12 Uhr serbische Zeit an. Dies wiederum stimmt mit dem Datum in den Dokumenten des serbischen Testsystems überein, in denen dieser Test als vom 22. Dezember datiert wird. Es ist dieser Test, der als Beweis für Djokovics Genesung zu dienen scheint.
Was laut Spiegel ebenfalls merkwürdig ist: Die Test-ID von Djokovics positivem Ergebnis, das angeblich vom 16. Dezember stammen soll, ist höher als die seines negativen Ergebnisses. Das könnte bedeuten, dass der positive Test Tage nach dem negativen in die Datenbank aufgenommen wurde, da die Test-IDs fortlaufend vergeben werden.
Renata Voracova verlangt Entschädigung
Die tschechische Spielerin Renata Voracova kündigte nun an, sie werde von Tennis Australia eine Entschädigung verlangen, nachdem sie letzte Woche in Melbourne aus denselben Gründen wie Djokovic festgehalten wurde. Auch Voracova wurde das Visum entzogen, auch sie hatte eine Ausnahmegenehmigung für die Covid-19-Impfung vorgelegt. Am Samstag hat Voracova Australien verlassen.
Die Entschädigungsforderung, die sie fordert, "wird nicht gering sein", sagte die 38-Jährige der Tageszeitung Denik. "Allein das Flugticket hat 60.000 tschechische Kronen (2460 Euro) gekostet, und mein Trainer ist mit mir gereist. Und dann ist da noch die ganze Zeit, die Hotels, das Training für den Grand Slam und das mögliche Preisgeld. Ich hoffe, dass Tennis Australia sich der Sache annimmt und wir keine rechtlichen Schritte einleiten müssen", sagte Voracova.
Andy Murray reagiert auf Djokovic
Andy Murray hat sich zum Fall Djokovic geäußert: "Es ist gut, dass er nicht mehr in Haft ist. Er hat vor Gericht gewonnen, also ist das eine positive Sache für ihn. Hoffentlich kann er sich jetzt auf das Tennis konzentrieren", sagte der aktuell 134. der Tennis-Weltrangliste.
Der Engländer weiter: "Ich denke, es gibt immer noch ein paar Fragen, die im Zusammenhang mit der Isolation und so weiter beantwortet werden müssen, und ich bin sicher, dass wir in den nächsten Tagen von ihm hören werden."
Djokovic bei Australian Open an Nummer eins gesetzt
Noch ist nicht klar, ob er überhaupt spielen darf, doch vor der Auslosung der Australian Open wird Novak Djokovic standesgemäß als Nummer eins der Setzliste geführt. Das wurde am Dienstag bekanntgegeben. Alexander Zverev ist hinter Daniil Medvedev an drei gesetzt, könnte also im Halbfinale auf den Djoker treffen. Bei den Damen führt Lokalmatadorin Ashleigh Barty die Setzliste an, Titelverteidigerin Naomi Osaka ist an 13 gesetzt.
Die Auslosung ist für Donnerstag, 13. Januar angesetzt.
Djokovic: Falsche Angabe auf Einreiseformular?
Wie australische Medien berichten, hat Djokovic bei der Einreise nach Australien eine falsche Angabe auf seinem Einreiseformular gemacht, was ihm nun zusätzliche Schwierigkeiten einbringen könnte. Demnach hat der in Monaco lebende Sportler angegeben, sich in den letzten 14 Tagen vor seiner Anreise nach Down Under in keinem anderen Land außer seinem Abreiseland aufgehalten zu haben.
Wie durch Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken zu belegen ist, war er aber in dem fraglichen Zeitraum zum Training in Spanien sowie in seinem Heimatland Serbien. Inwiefern sich dieses Detail auf die Entscheidung von Einwanderungsminister Hawke auswirken wird, ist nicht klar: BBC-Tenniskorrespondent Russell Fuller erklärte, der Fehler sei "nicht clever, würde normalerweise aber keine Probleme verursachen".
Allerdings werden falsche Angaben auf dem Formular als schwerwiegendes Vergehen bezeichnet.
ATP: Djokovic-Streit "an allen Fronten schädlich"
Die Spieler-Vereinigung ATP hat erfreut auf die gerichtliche Aufhebung der Visum-Annullierung reagiert und zugleich die Umstände der Affäre bedauert. "Wir begrüßen das Ergebnis der Anhörung und freuen uns auf spannende Tenniswochen", teilte die ATP mit und schrieb weiter: "Die Reihe von Ereignissen, die zur Gerichtsverhandlung am Montag führten, war an allen Fronten schädlich".
Allerdings distanzierte sich die ATP auch ausdrücklich von Djokovics Impfskepsis und ermunterte alle Spieler zur Immunisierung: "Die ATP empfiehlt allen Spielern weiterhin dringend eine Impfung, die unserer Meinung nach für unseren Sport unerlässlich ist, um die Pandemie zu bewältigen. Dies basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die gesundheitlichen Vorteile belegen, durch die auch die weltweiten Reisevorschriften, die voraussichtlich im Laufe der Zeit strenger werden, eingehalten werden können."
Djokovic äußert sich nach Teilerfolg
Novak Djokovic hat sich Stunden nach seinem juristischen Teilsieg in Melbourne erleichtert zu Wort gemeldet und angekündigt, weiter bei den Australian Open an den Start gehen zu wollen. "Ich bin froh und dankbar, dass der Richter die Annullierung meines Visums aufgehoben hat", schrieb Djokovic bei Twitter: "Trotz allem, was passiert ist, möchte ich bleiben und versuchen, an den Australian Open teilzunehmen. Darauf konzentriere ich mich weiterhin."
Zuvor hatte ein Gericht in Melbourne am Montag die Freilassung des 20-maligen Grand-Slam-Champions aus der Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige, in der er sich seit seiner Ankunft befand, angeordnet. Djokovics Anwälte waren gegen die Annullierung seines Visums durch die Grenzschutzbehörden nach der Ankunft des ungeimpften Serben am Mittwoch vorgegangen.
Die Regierung behielt sich allerdings weitere Schritt gegen den 34 Jahre alten Serben vor. Eine Entscheidung soll offenbar nicht vor Mittwoch fallen, Djokovic könnte sein Visum immer noch entzogen werden.
Kommentar zu Djokovic: Der Erfolgreichste, aber niemals der Größte
Djokovics Familie gab am Montagmittag in Belgrad eine Pressekonferenz und bedankte sich dabei unter anderem bei Richter Anthony Kelly und den Fans für ihre Unterstützung. Als die Frage aufkam, ob Djokovic trotz seines positiven Coronatests vom 16. Dezember in den folgenden Tagen - wie durch Fotos vermeintlich belegt - in der Öffentlichkeit Termine wahrgenommen hatte, wurde die Pressekonferenz allerdings beendet.
Zuvor war es in Melbourne am Montag zu chaotischen Szenen gekommen: Unterstützer des Serben harrten vor dem Büro von Djokovics Anwälten aus, zudem machte ein Gerücht die Runde, dass die Behörden Djokovic noch am Montag erneut festnehmen könnten. Als ein Auto das Gebäude verließ, wurde es von den Fans umlagert, einige stiegen sogar auf das Dach des Fahrzeugs. Die Polizei setzte kurzzeitig Pfefferspray ein.
Wann und wo hatte Djokovic erneut Corona? Fragen und Antworten