Australian Open - Nadal im Finale von Melbourne - Medvedev zieht nach Ausraster nach

SID
Daniil Medvedev
© getty

Rafael Nadal steht im Finale der Australian Open und ist nur noch einen Schritt vom historischen 21. Grand-Slam-Triumph entfernt. Sein Gegner im Endspiel wird US-Open-Champion Daniil Medvedev sein.

Cookie-Einstellungen

Rafael Nadal blickte mit einem ungläubigen Lachen auf die Ränge der tosenden Rod Laver Arena. Dann ließ der 35 Jahre alte Spanier immer wieder wild jubelnd seine Faust durch die Luft fliegen - einmal, zweimal, dreimal. Nadal schickt sich an, Geschichte zu schreiben und konnte kaum glauben, dass ihm trotz aller Widrigkeiten erneut der Einzug ins Finale der Australian Open gelungen war.

"Ich musste leiden, ich musste kämpfen. Es bedeutet mir sehr viel, hier im Finale zu stehen", sagte der Tennis-Superstar kurz nach seinem beeindruckenden 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 gegen den italienischen Wimbledonfinalisten Matteo Berrettini: "Ich hatte nie mit einer weiteren Chance im Jahr 2022 gerechnet."

Auf der anschließenden Pressekonferenz gab Nadal erneut Einblick in seine Gefühlswelt. "Ich kann das gar nicht beschreiben", verriet er. "Es ist noch nicht lange her, da habe ich mit meiner Familie und meinem Team über ein mögliches Karriereende gesprochen."

Australian-Open-Finale: Nadal vs. Medvedev

Es ist die ganz große Chance - Nadal ist nur noch einen Schritt vom historischen 21. Grand-Slam-Triumph entfernt, mit dem er sich in der ewigen Major-Bestenliste von Novak Djokovic und Roger Federer (aktuell alle 20 Titel) absetzen würde. Insgesamt ist es Nadals 29. Grand-Slam-Finale.

In Australien konnte er bislang einzig 2009 den Titel gewinnen - nun nimmt er den nächsten Anlauf und trifft im Endspiel am Sonntag (9.30 Uhr) auf den russischen US-Open-Sieger Daniil Medvedev, der 7:6 (7:5), 4:6, 6:4, 6:1 gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas gewann.

Medvedev, der im Vorjahr im Endspiel Novak Djokovic unterlegen war, verlor in dem Match zeitweise völlig die Fassung und beschimpfte den Schiedsrichter in zweitem Satz. "Bist du verrückt, bist du dumm?", sagte er in Richtung des Unparteiischen, der ein angebliches Coaching von Tsitsipas durch dessen Vater Apostolos übersehen haben soll. "Er redet nach jedem Punkt. Du musst ihn verwarnen", sagte Medvedev.

Im vierten Satz wurde Tsitsipas schließlich verwarnt, er fand nicht mehr zu seinem Spiel. "Die Schiedsrichter achten immer auch meine Box, nie auf die meines Gegners", sagte Tsitsipas nach der Partie. "Darunter leide ich schon sehr lange." Die Referees würden nicht verstehen, "dass ich sowieso nichts hören kann, wenn ich spiele." Das Letzte, was er brauche, seien gute Ratschläge, egal von wem.

Medvedev über Ausrater: "War ein großer Fehler"

Medvedev zeigte sich nach dem Match selbstkritisch. "Direkt nach meinem Ausraster dachte ich: 'Das war ein großer Fehler.'"

Medvedev kann nun seinen zweiten Slam direkt nach dem ersten gewinnen. "Ich spiele jetzt gegen jemanden, der seinen 21. Grand Slam gewinnen will. Ich schätze, bei [den US Open im Finale gegen Novak Djokovic] hat Rafa am Fernseher zugeschaut. Diesmal wird Novak zuschauen", sagte er. Der Russe hatte das US-Open-Finale 2019 gegen Nadal in fünf Sätzen verloren.

Tsitsipas erklärte, Medvedev sei "nicht der erwachsenste Mensch", lobte seinen Gegner aber auch: "Er ist wie ein Marathonläufer, er kann stundenlang rennen." Allerdings zweifle er daran, wie lange Medvedev das durchhalten könne: "Ich habe gesehen, wie das den Körper anderer Spieler, bis hin zu Grand Slam Champions, in Mitleidenschaft gezogen hat."

Nadal kommt nach Fußverletzung zurück

Monatelang hatte eine hartnäckige Fußverletzung Nadal außer Gefecht gesetzt, er verpasste Wimbledon, die Olympischen Spiele und die US Open und wusste nicht wirklich, ob er nochmal auf höchstem Level angreifen kann. "Es ist schwer zu erklären. Ich fühle mich ein Stück weit wieder am Leben, was meinen Wettkampfgeist angeht", sagte Nadal nun: "Ich verspüre jetzt keinen großen Druck, werde jeden Moment genießen und mein Bestes versuchen."

Die körperlichen Probleme aus dem Viertelfinale gegen Denis Shapovalov hatte er gut weggesteckt und dominierte das Duell mit Berrettini, der als erster Italiener das Endspiel von Melbourne erreichen wollte, vor allem in den ersten beiden Sätzen. Nadal spielte seinen Gegner konsequent auf der Rückhand an. Doch dann ließ Nadal etwas nach und Berrettini spielte mehr und mehr seine Power aus, konnte die Partie aber nicht mehr drehen.

Der 21. Grand-Slam-Titel sei für ihn aber nicht entscheidend, betonte Nadal: "Für mich ist es wichtiger, überhaupt Tennis spielen zu können. Denn das erhöht einfach meine Lebensqualität und macht mich glücklich. Das kommt vor einem weiteren Slam."

Novak Djokovic: Rückkehr auf den Court steht fest

Nach der Posse um seine Teilnahme bei den Australian Open wird der nicht gegen Corona geimpfte Novak Djokovic erstmals wieder offiziell bei einem Turnier aufschlagen - nämlich im Februar in Dubai. Alexander Zverev dagegen hat nach der Enttäuschung Down Under eine Wildcard für das ATP-Turnier in Montpellier angenommen.

Australian Open: Die Spiele am Freitag

Spieler/in 1Spieler/in 2ErgebnisRunde
J. Fourlis/J. KublerK. Mladenovic/I. Dodig3:6, 4:6Finale (Mixed)
Matteo Berrettini (7)Rafael Nadal (6)3:6, 2:6, 6:3, 3:6Halbfinale / Herren (Einzel)
Stefanos Tsitsipas (4)Daniil Medvedev (2)6:7, 6:4, 4:6, 1:6Halbfinale / Herren (Einzel)
Artikel und Videos zum Thema