Tennisprofi Oscar Otte hat trotz einer lange starken Vorstellung eine Sensation gegen den Weltranglistenersten Daniil Medvedev verpasst.
Die Zuschauer erhoben sich, als Oscar Otte in der brütenden Nachmittagshitze von Halle den Court verließ. Der Tennisprofi aus Köln war beim westfälischen Rasenturnier mit bärenstarken Leistungen zum Publikumsliebling aufgestiegen - aber der Weltranglistenerste Daniil Medvedev war im Halbfinale doch eine Nummer zu groß. Otte unterlag dem Topstar aus Russland 6:7 (3:7), 3:6 und muss damit weiter auf seine erste Endspiel-Teilnahme warten.
"Ich hatte meine Chancen. Auch heute. Gegen die Nummer eins muss man die aber auch nutzen, sonst wird es nichts", sagte Otte im ZDF, noch überwog beim 28-Jährigen die Enttäuschung. Aber: "Es hat mega Bock gemacht hier vor 11.000 Fans, das Turnier war wieder ein Schritt in die richtige Richtung."
Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad verwandelte Medvedev nach 1:37 Stunden seinen ersten Matchball und vermied eine erneute Halle-Niederlage gegen einen deutschen Außenseiter. 2021 hatte der US-Open-Sieger in Runde eins gegen Jan-Lennard Struff verloren. Otte, der noch nie einen Top-10-Spieler bezwungen hat, vergab im ersten Durchgang beim Stand von 5:4 einen Satzball. Im zweiten Satz war Medvedevs Break zum 4:2 entscheidend.
Trost für Otte: In der kommenden Woche wird er mindestens als Weltranglisten-38. und damit so hoch wie nie geführt sein. Medvedev trifft im Finale auf den Polen Hubert Hurkacz (Nr. 5) oder Nick Kyrgios aus Australien - Kyrgios könnte im Falle eines Turniersieges noch an Otte vorbeiziehen.
Otte, noch Nummer 51 der Welt, waren die Strapazen des Viertelfinals gegen Karen Khachanov (4:6, 7:6, 6:4) zunächst nicht anzumerken. Im ersten Satz musste das Match wegen technischer Probleme für einige Minuten unterbrochen werden, nachdem ein harter Aufschlag Ottes die Netzbefestigung gelöst hatte. Otte ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen, er nahm Medvedev den Aufschlag zum 5:3 ab, musste jedoch in den Tiebreak.
Siebenmal seit der Premiere 1993 ging der Finalsieg in Halle, einem traditionellen Härtetest für das in diesem Jahr am 27. Juni beginnende Wimbledon-Turnier, an einen deutschen Profi. Zuletzt war Florian Mayer 2016 erfolgreich.