Wimbledon: Marias Märchen endet im Halbfinale gegen Jabeur - Rybakina zerlegt Halep

SID
Tatjana Maria (l.) unterlag im Wimbledon-Halbfinale ihrer Freundin Ons Jabeur aus Tunesien in drei Sätzen.
© getty

Der sensationelle Wimbledon-Lauf von Tatjana Maria ist vorbei. Die 34-Jährige verlor im Halbfinale gegen die Weltranglistenzweite Ons Jabeur mit 2:6, 6:3, 1:6. Die 34-jährige Maria verpasste es, als sechste Deutsche ins Endspiel von Wimbledon einzuziehen. Im Endspiel trifft Jabeur auf die Kasachin Jelena Rybakina, die die favorisierte Simona Halep mit 6:3, 6:3 förmlich deklassierte.
 

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Ons Jabeur wollte gar nicht über sich selbst reden, stattdessen überschüttete die Siegerin ihre gute Freundin Tatjana Maria mit Lobeshymnen. "Sie ist solch eine Inspiration für alle Spielerinnen, auch für mich", sagte die Nummer zwei der Welt, nachdem sie mit dem 6:2, 3:6, 6:1 gegen Maria das Finale von Wimbledon erreicht hatte: "Sie ist nach zwei Babys zurückgekommen, ich habe immer noch keine Ahnung, wie sie das gemacht hat. Sie ist physisch ein Beast. Ich liebe es, sie auf dem Platz so glühen zu sehen."

Tatjana Maria, die alle nur "Tadde" nennen, war auf der einen Seite enttäuscht, "natürlich, wenn man auf dem Platz steht, will man das Match auch gewinnen". Auf der anderen Seite war sie "trotzdem stolz auf das, was ich geleistet habe in diese zwei Wochen. Ich versuche, das Positive rauszuziehen, und glaube, dass noch einiges möglich ist."

Das ändert nichts daran, dass Tatjana Marias Wimbledon-Traumreise beendet ist: Auf den Tag genau 37 Jahre nach Boris Beckers erstem Triumph im All England Club stand die 34-Jährige gegen Jabeur letztlich auf verlorenem Posten. Jabeur ist die erste Afrikanerin im Endspiel eines Grand-Slam-Turniers, Maria verabschiedete sich lächelnd und mit vielen Kusshänden ans Publikum vom heiligsten Rasen der Tenniswelt.

Bislang standen erst fünf deutsche Spielerinnen in Wimbledon im Finale: die siebenmalige Siegerin Steffi Graf, außerdem Angelique Kerber, Sabine Lisicki, Cilly Aussem und Hilde Krahwinkel. Marias Hoffnung, sich in diese illustre Reihe einzugliedern, überdauerte nur einen Satz.

Mit einem leisen Lächeln hatte Maria den Center Court betreten, auf dem sie zum dritten Mal in ihrer Karriere spielen durfte. Gleich ihr erstes Aufschlagspiel dauerte sieben Minuten - inklusive der Abwehr von drei Breakbällen, unzähligen Stops und vielen Netzattacken. Die Deutsche behielt ihren Aufschlag, weil Jabeur vor allem auf der Vorhand Schwächen offenbarte und sich erst auf das Spiel ihrer Gegnerin einstellen musste.

Tatjana Maria verliert Satz 1 klar

Dann kam Jabeur besser ins Match, das Break zum 3:1 konnte Maria noch zum 3:2 kontern, doch dann zog Jabeur mit ihrem schnellen, druckvollen Spiel auf 5:2 davon. Maria versuchte nun, deutlich aggressiver zu agieren, dabei allerdings machte sie dabei zu viele Fehler. Jabeur, mit mittlerweile 84 Siegen auf der WTA-Tour in diesem Jahr die erfolgreichste Spielerin, wurde immer druckvoller, immer souveräner.

Maria konnte sich aus der Defensive kaum einmal befreien, nach 38 Minuten verwandelte Jabeur ihren ersten Satzball zum 6:2.

Jabeur war im gesamten ersten Durchgang die aggressivere, mutigere Spielerin. "Tatjana darf sich nicht immer auf dieses klein-klein einlassen, sie muss auch mal richtig durchziehen", sagte der frühere Wimbledonsieger Michael Stich als Co-Kommentator von Sky: "Da ist noch keine Taktik in Tatjanas Spiel zu erkennen. Sie macht viel zu viele unforced errors."

Maria zeigt wieder Comeback-Qualitäten

Sobald allerdings Maria den Slice länger spielte und das Tempo wechselte, bekam Jabeur Probleme. Von hinten konnte Maria das Match gegen die dynamische Jabeur nicht gewinnen, sie musste sich einen anderen Weg einfallen lassen.

Das tat sie. Im zweiten Durchgang wurde ihr Spiel deutlich sicherer, sie hatte mehr Länge in ihren Schlägen und agierte auch druckvoller von der Grundlinie und am Netz. Das Break zum 3:1 war der Lohn für Maria, die dennoch viele Punkte verschenkte, weil sie nicht den direkten Weg ging, sondern hin und wieder einen "Zauberball" spielen wollte.

Das Match gewann an Qualität, beide Spielerinnen hatten ihre anfängliche Nervosität abgelegt. "Sie sind jetzt beide bemüht, den Punkt zu gewinnen, und nicht, ihn nicht zu verlieren", sagte Stich. Maria erhöhte auf 4:1, blieb über 5:2 dran und schaffte nach einer Stunde und 17 Minuten mit 6:3 den Satzausgleich.

Satz 3: Zwei Breaks bedeuten die Vorentscheidung

Im dritten Durchgang ging bei Maria nichts mehr. Nach zwei Breaks von Jabeur stand es schnell 4:0 für die Tunesierin. Jabeur ließ nichts mehr zu, Maria wirkte müde und resigniert, nach insgesamt 1:42 Stunden Spielzeit war das am Ende sehr einseitige Match beendet.

Wenigstens eine gute Nachricht gab es für Maria an diesem Tag: Die Frau ihres Bruders hatte am Morgen ihr zweites Kind zur Welt gebracht. "Heute Morgen bin ich wieder Tante geworden", sagte sie vor dem Match: "Die Familie ist wieder ein bisschen größer geworden." Auch Tante Ons wird sich bestimmt darüber freuen.

Außenseiterin Rybakina brilliert gegen Halep

Halep ging als große Favoritin ins zweite Halbfinale. Die Wimbledon-Siegerin von 2019 hatte bis dahin ein makelloses Turnier gespielt und sich von Runde zu Runde gesteigert, ohne dabei einen Satz abzugeben. Auch Rybakina hatte auf dem Weg in das erste Grand-Slam-Halbfinale ihrer Karriere überzeugt, den Lauf der sieben Jahre älteren und erfahrenen Halep zu stoppen, trauten der 23-Jährigen aber nur die wenigsten zu.

Doch Rybakina dominierte von Beginn an, zeigte keinerlei Nervosität und konnte sich auf ihre mächtigen Aufschläge fast blind verlassen. Ein frühes Break brachte sie in die Pole-Position, Halep kam gegen das Service der Kasachin nicht wenigstens einmal überhaupt zum Einstand.

Rybakina startete auch gleich in den zweiten Satz mit einem Spielgewinn gegen Haleps Aufschlag, leistete sich dann aber eine kleine Schwächephase und ließ die Rumänin von 0:2 auf 2:2 ausgleichen, wobei ihr selbst nur ein Punkt gelang. Doch Haleps Aufwärtstrend war nur ein Strohfeuer, denn Rybakina breakte sofort zum 3:2 und ließ sich nicht mehr von der Siegerstraße abbringen. Nach 77 Minuten verwandelte sie ihren ersten Matchball gegen Haleps Service zum 6:3, 6:3.

Angesprochen auf das Endspiel am Samstag gegen Ons Jabeur, die ebenfalls erstmals ein Grand-Slam-Finale erreichte, sagte Rybakina: "Das wird ein tolles Match. Sie ist eine sehr gute, sehr trickreiche Spielerin. Das wird nicht einfach, gegen ihre Stopps und Volleys zu spielen."

Wimbledon 2022: Terminplan

DatumEinzel (Damen und Herren)Doppel (Damen und Herren)Mixed
Montag, 27. Juni1. Runde
Dienstag, 28. Juni1. Runde
Mittwoch, 29. Juni2. Runde1. Runde
Donnerstag, 30. Juni2. Runde1. Runde
Freitag, 1. Juli3. Runde2. Runde1. Runde
Samstag, 2. Juli3. Runde2. Runde1. Runde
Sonntag, 3. Juli4. RundeAchtelfinaleAchtelfinale
Montag, 4. Juli4. RundeAchtelfinaleViertelfinale
Dienstag, 5. JuliViertelfinaleViertelfinaleHalbfinale
Mittwoch, 6. JuliViertelfinaleViertelfinaleHalbfinale
Donnerstag, 7. JuliHalbfinale DamenHalbfinale HerrenFinale
Freitag, 8. JuliHalbfinale HerrenHalbfinale Damen
Samstag, 9. JuliFinale DamenFinale Herren
Sonntag, 10. JuliFinale HerrenFinale Damen