Zu mitternächtlicher Stunde wurde Alexander Zverev am Sky-Mikrofon so richtig deutlich. "Er ist einer der besten Tennisspieler der Welt, aber er gewinnt nicht mit Tennis", sagte der 25-Jährige nach seiner 6:3, 5:7, 6:7-Niederlage gegen Daniil Medwedew im Achtelfinale von Monte Carlo: "Er ist einer der unfairsten Spieler, die wir auf der Welt haben."
Mehr als drei Stunden lang hatten sich die beiden auf dem Centre Court duelliert, die Temperaturen an der Cote d'Azur waren ungemütlich, es war windig und kalt, auf den Tribünen saßen nur noch wenige Zuschauer. Die sahen allerdings ein hochklassiges Match, in dem Zverev den ersten Satz fast im Spaziergang mit 6:3 gewann.
Dann begann die Medwedew-Show. "Er versucht alles, wenn er hinten liegt", sagte Zverev, "und darüber bin ich echt enttäuscht als Sportler. Ich nehme Fairness und Sportsmanship sehr, sehr ernst, davon hat er leider nichts."
"Tausend Momente" habe es gegeben, in denen Medwedew mit fragwürdigen Mitteln das Spiel immer wieder an sich gerissen habe. "Wenn ich bei 5:4 anfange, für das Match zu servieren, schmeißt er den Stock vom Netz irgendwo hin", sagte Zverev. In der Tat hatte Medwedew einfach den Stabilisator an der Seite des Netzes rausgezogen und ihn auf die Bank gelegt - was unverständlicherweise ohne Folgen blieb.
Zverev: "Das ist schlecht von mir gewesen"
Bei 4:3 im dritten Satz, so Zverev, sei Medwedew dann auf die Toilette gegangen, "obwohl es gar keine Toilettenpause mehr gibt. Es gibt halt tausend Situationen, wo er das Gefühl hatte, dass ich anfange, besser zu spielen und wo er dann irgendwas gemacht hat."
Natürlich könne man argumentieren, "und das ist auch völlig richtig, dass ich mich davon nicht abbringen lassen darf". Das sei "völlig mein Fehler, das ist auch wirklich schlecht von mir heute gewesen, aber trotzdem finde ich, Fairness im Sport sollte immer ein Teil davon sein", sagte Zverev.
Medwedew reagiert auf Anschuldigungen
Einer der Gründe, "warum Roger (Federer) und Rafa (Nadal) so beliebt waren und ihre Rivalität überall auf der Welt geschätzt wurde, war, dass sie immer fair zueinander waren". Das könne man "leider von Medwedew nicht behaupten, und das ist einfach für mich als Sportler wirklich schade".
Immerhin konnte sich Zverev darüber freuen, dass er nach seiner schweren Verletzung im Halbfinale der French Open 2022 wieder auf dem Weg zu alter Form ist. Er lieferte Medwedew ein herausragendes Match auf hohem Niveau, aber: "Am Ende des Tages möchte ich solche Spiele natürlich auch wieder gewinnen. Ich hatte meine Chancen, darüber brauchen wir gar nicht zu reden. Es war ein Supermatch, das steht auch außer Frage."
Und was sagt eigentlich Daniil Medwedew zu den Anschuldigungen? "Wenn Zverev mental stärker wäre, hätte er mindestens zwei Gelegenheiten gehabt, das Match zuzumachen." Ziemlich beste Freunde dürften die beiden nicht mehr werden.