Mit eisernen Nerven, viel Mühe und noch mehr Glück hat Titelfavorit Alexander Zverev bei den French Open das Achtelfinale erreicht. "Ich bin einfach nur froh, dass ich noch im Turnier bin", sagte Deutschlands Topspieler nach dem dramatischen 3:6, 6:4, 6:2, 4:6, 7:6 gegen den zwischenzeitlich groß aufspielenden Niederländer Tallon Griekspoor. Die Bedingungen seien schwierig gewesen, sagte Zverev bei Eurosport, aber: "Am Ende des Tages ist das alles egal, ich bin in der zweiten Woche."
Den Weg im Stade Roland Garros muss Zverev alleine weitergehen, Landsmann Jan-Lennard Struff verabschiedete sich in der dritten Runde gegen den Australier Alex de Minaur. Struff begann stark, es stand 1:1 nach Sätzen, und als wie immer in den letzten Tagen der Regen über Paris den Spielbetrieb auf den Außenplätzen lahmlegte, lag er mit 2:0 im dritten Satz vorn.
Nach der vierstündigen Pause hatte Struff dann seinen Rhythmus, seine Schläge und am Ende mit 6:4, 4:6, 3:6, 3:6 auch das Match verloren.
Davon war auch Zverev nicht weit entfernt. Im fünften Satz lag der 27-Jährige gegen einen furios aufspielenden und kämpfenden Griekspoor zwei Breaks zurück, das Aus hatte sich zu einer drohenden Silhouette aufgebaut. "1:4 hinten im fünften Satz, da kommt man nicht unbedingt immer zurück", stellte Zverev fest: "Das schafft man nicht alle Tage."
Angstgegner Griekspoor hat den Sieg auf dem Schläger
Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als ihr Publikumsliebling fast ins Match stolperte. Auf dem Court Philippe Chatrier, dem Hauptplatz der Anlage im Bois de Boulogne, fand sich der "Roi (König) de Boulogne" zunächst überhaupt nicht zurecht. Zverev stand oft falsch zum Ball, bewegte sich schlecht, kam mit Aufschlag und Vorhand nicht zurecht.
Griekspoor holte sich fast folgerichtig den ersten Durchgang. "Er ist ein echt gefährlicher Spieler, großen Respekt an ihn", sagte Zverev, der verriet, "überhaupt nicht gerne gegen Tallon" zu spielen. Die Sätze zwei und drei holte sich der Favorit, den die Franzosen nach seinem folgenschweren Unfall im Halbfinale 2019 gegen Rafael Nadal fest in ihr Herz geschlossen haben.
Als aber scheinbar alles zugunsten von Zverev lief, drehte Griekspoor noch einmal auf. Mit 6:4 gewann die Nummer 25 der Welt den vierten Satz und hatte bei eigener 4:1-Führung den Sieg auf dem Schläger. Vielleicht ist es aber der gewisse Unterschied, der einen Top-Fünf-Spieler wie Zverev in Situationen wie dieser ausmacht: Der Deutsche blieb cool, holte Punkt für Punkt auf und gewann schließlich nach 4:14 Stunden den Tiebreak und das Match. "Ich habe", sagte er, "jede Sekunde genossen."
In der Runde der letzten 16 bekommt es Zverev am Montag mit dem an Nummer 13 gesetzten Dänen Holger Rune zu tun. Die nächste Station wäre dann das Viertelfinale, das Zverev in Paris bereits fünfmal erreicht hat. In diesem Jahr soll es nicht die Endstation sein: Schließlich wartet Zverev sehnsüchtig auf den ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier.