"Ich fordere solche Kontrollen bereits seit Jahren, aber vor seiner Wiederwahl wollte der Präsident dieses heiße Eisen offenbar nicht anfassen. Die Bedenken waren wohl zu groß, dass ihn dann gewisse Verbände nicht erneut gewählt hätten", sagte Boll am Freitag dem Focus.
Schlägermanipulation seit Jahren Streitthema
Weikert, der seit 2014 an der Spitze des Weltverbandes ITTF steht, war Ende Mai für weitere drei Jahre als dessen Präsident bestätigt worden. "Wenn Timo meint, in die Überlegungen von 226 Mitgliedsverbänden reinschauen zu wollen, dann überlasse ich ihm gerne das Feld. Ob das die demokratische Vorgehensweise ist, weiß ich nicht", entgegnete der Jurist, bis März 2015 Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), im Gespräch mit dem SID: "Ich glaube, er ist da kein Politiker."
Die Manipulation von Schlägern durch Chemikalien ist schon seit Jahren ein Streitthema und verboten. "Das Belagmaterial muss ohne irgendeine physikalische, chemische oder sonstige Behandlung verwendet werden", heißt es dazu in Paragraf 4.7 des Tischtennisregelwerks.
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Boll: "Das Potenzial ist enorm"
"Von mir gab es keinerlei taktische Mittel vor der Wahl. Wenn ich eine Idee habe, einen Test gegen einen illegalen Boost einzuführen, dann geht das in einem demokratischen Vorgang nicht so schnell", führte Weikert aus: "Es gibt jetzt eine Expertise, die erst Anfang Juni nach der Wahl vorlag. Auf der nächsten Sitzung der Exekutive am 23. September in Schweden steht das Thema auf der Agenda."
Boll selbst, der vom 13. bis 17. September bei der Mannschafts-EM in Luxemburg antritt, hatte angeblich schon mit Chemikalien manipulierte Schläger von Kollegen getestet. "Das Potenzial, etwa bei Beschleunigung und Winkeln, ist enorm", sagte der 16-malige Europameister: "Im Spiel merke ich sofort, wenn einer mit einem manipulierten Schläger spielt. Manche Ballkurve ist ohne derartige Beläge gar nicht möglich."