Mit dem 28-jährigen aus Unterhaching, aber ohne den an der Schulter lädierten Vorturner Fabian Hambüchen lieferte das DTB-Quintett im Finale mit 256,411 Zählern eine ähnliche Vorstellung ab wie in der Qualifikation (256,262) - um den alten und neuen Europameister Russland (271,378) oder die dahinter platzierten Briten (268,427) und Schweizer (263,278) herauszufordern, reichte dies bei weitem nicht.
Ausschlaggebend für die niedrige Endpunktzahl waren unter anderem Schwächen am Königsgerät - der auf den ersten Blick böse Sturz von Nguyen und ein Absteiger von Sebastian Krimmer kosteten Punkte.
Zuvor hatten Nguyen und Co. noch einen guten Start an den Ringen erwischt, auch der Sprung verlief solide, ehe Nguyen am Barren überzeugte. Von den europäischen Mannschaften, die bei den Olympischen Spielen (5. bis 21. August) am Start sein werden, ließ die DTB-Riege bei der internationalen Generalprobe für Rio nur Frankreich hinter sich.
"So eine EM schwer zu bestreiten"
Beim Saisonhöhepunkt am Zuckerhut sollten auch der in Bern geschonte Lukas Dauser sowie die beiden Reck-Spezialisten und Schulter-Patienten Hambüchen und Andreas Bretschneider zum DTB-Quintett gehören - wenn sie denn ihre Blessuren auskurieren. Ohne das Trio, das hatte auch Bundestrainer Andreas Hirsch prophezeit, "ist so eine EM aus der zweiten Reihe eben schwer zu bestreiten".
Die zweite Geige spielt Nguyen am Barren selbstverständlich nicht. Und während für den Großteil der DTB-Riege die kontinentalen Meisterschaften nun beendet ist, steht für den zweimaligen Barren-Europameister der wichtigste Wettkampf der Woche erst noch an - weil das Finale an seinem Paradegerät die Entscheidung mit der aus deutscher Sicht einzigen Medaillenchance ist. "Die Spitze", sagte Nguyen aber etwas zurückhaltend, "hat sich in den letzten Jahren am Barren sehr breit entwickelt. Das ist schon krass."
EM-Edelmetall ist zumindest mit Blick auf die Sommerspiele in Brasilien ohnehin nicht das primäre Ziel des zweimaligen Barren-Europameisters. Um beim Saisonhöhepunkt zu glänzen und hohe Wertungen einzufahren, war es wichtig, "sich auf internationaler Ebene zu zeigen", sagte Hirsch: "Marcel hat das zweimal am Reck und an den Ringen getan, am Barren werden es drei Übungen sein. Das war wichtig."