UFC

Ein Kampf ohne Verlierer

Von Oliver Copp
Jon Jones setzte sich gegen Alexander Gustafsson durch
© ufc

Jon Jones wurde bei UFC 165 in Toronto zwar am Ende als alter und neuer Weltmeister ausgerufen, doch im Kampf gegen Alexander Gustafsson gab es keinen Verlierer, sondern nur Sieger. Gustafsson etablierte sich als einer der besten Kämpfer der UFC. Rufe nach einem Rückkampf werden laut.

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Selbst die optimistischsten Fans von Alexander Gustafsson hätten nicht damit rechnen können, dass es dem Schweden gelingen würde, UFC Halbschwergewichtsmeister Jon Jones über volle fünf Runden die Stirn zu bieten und in mehrerlei Hinsicht Geschichte zu schreiben.

Wer die Vorberichterstattung auf UFC 165: Jones vs. Gustafsson verfolgt hat, wird wissen, wie wenig Chancen die Fachwelt dem jungen Schweden Alexander Gustafsson eingeräumt hat, dem besten MMA-Kämpfer dieser Generation, Jon Jones, gefährlich zu werden.

Gustafsson strafte alle Kritiker Lügen, als er Jones vor einem ihn frenetisch anfeuernden Publikum im kanadischen Toronto gleich einmal die erste Runde abnahm. Er wurde zudem der erste Kämpfer überhaupt, dem in der UFC ein Takedown gegen Jon Jones gelang. Gus unterstrich, dass er es ernst meint, indem er seinem Kontrahenten eine breite Platzwunde über dem rechten Auge zufügte.

Gustafsson wehrt Takedownversuche ab

Mit perfekter Beinarbeit zirkelte er um den Champion und punktete mit Jabs, Legkicks und Aufwärtshaken, während Jones sein Glück eher in Ellenbogenstößen und verschiedenen Kicks suchte. Runden zwei und drei waren ausgesprochen knapp. Keiner der Kämpfer konnte damit in den letzten beiden Runden mit angezogener Handbremse fahren.

Insgesamt neunmal gelang es Gustafsson in den ersten vier Runden, Jones' Takedownversuche abzuwehren. Erst spät in Runde vier traf der Weltmeister mit einem Ellenbogenstoß aus der Drehung zum Kopf, der den Herausforderer anklingelte.

Jones setze mit einem Knie zum Kopf nach, und Gustafsson war ganz klar im Überlebensmodus. Er zirkelt, wich zurück, ging in den Clinch und tat alles, um die letzten dreißig Sekunden der Runde zu überstehen. Mit dieser Sequenz holte sich der Weltmeister die Runde sicher.

Knappe Wertungen

Mit Beginn der fünften und letzten Runde drehte sich der Kampf. Beide Männer waren müde, doch Gustafsson schien sich nicht von der Barrage am Ende der vorherigen Runde erholt zu haben. Er wirkte deutlich schwerfälliger, tat aber trotzdem alles, um im Kampf zu bleiben.

Endlich gelang Jones im zehnten Versuch der Takedown, aber er konnte nichts daraus machen. Auf den Beinen kassierte der Herausforderer wiederholt Kicks zum Kopf und bewies enorme Nehmerqualitäten, als er sich von ihnen nicht aus dem Konzept bringen ließ. Gustafsson war stehend k.o., weigerte sich aber, so kurz vor dem Ziel aufzugeben und ging mit Jones über die Distanz. Runde fünf musste man auch für Jon Jones werten.

Am Ende war die Spannung groß, als die Wertungen der Punktrichter verlesen wurden. Mit 49-46, 48-47 und 48-47 Punkten wurde Jon Jones als alter und neuer Weltmeister ausgerufen, doch in diesem Kampf gab es keinen Verlierer, sondern nur Sieger. Alexander Gustafsson etablierte sich mit seiner beherzten Leistung als einer der besten Kämpfer der UFC.

Laute Rufe nach Rückkampf

Er bewies im Interview nach dem Kampf große Klasse, als er Joe Rogans Frage nach der Wertung komplett ignorierte und sagte, dass er noch ganz am Anfang seiner Karriere stehe und beim nächsten Mal besser zurück kommen werde.

Jon Jones bewies enormes Kämpferherz und stellte unter Beweis, dass er auch unter widrigen Umständen bei seiner Taktik bleibt und nicht in Panik verfällt. Und die ganz großen Gewinner waren die Fans, die einen der unterhaltsamsten Kämpfe der Halbschwergewichtsgeschichte in der UFC geboten bekamen.

Entsprechend laut werden bereits die Rufe nach einem Rückkampf - doch mit Glover Teixeira wartet bereits der nächste Herausforderer auf Jon Jones.

Renan Barao machte im zweiten Titelkampf des Abends kurzen Prozess mit dem Ex-WEC-Weltmeister Eddie Wineland und behielt nach einem Drehkick durch Knockout in der zweiten Runde seine Interimsweltmeisterschaft im Bantamgewicht. Nächster Stopp: ein Titelvereinigungskampf mit dem hoffentlich bald wieder genesenen Weltmeister Dominick Cruz.

Beim Ex-NFL-Spieler gehen die Lichter aus

Brendan Schaub bezwang Matt Mitrione in der ersten Runde mit einem d'Arce Choke. Noch während der frühere NFL-Footballspieler Mitrione mit einem Daumen nach oben anzeigte, dass er noch im Kampf sei, gingen bei ihm die Lichter aus.

Francis Carmont aus Paris setzte sich in einem sehr methodisch geführten Kampf gegen Costa Philippou durch. An Carmonts Kampfstil ist die Handschrift von Firas Zahabi klar zu erkennen. Er hat das Potential, sich zum Georges St. Pierre des Mittelgewichts zu entwickelt - positiv wie negativ.

Der Russe Khabib Nurmagomedov bestand seine erste große Feuerprobe in der UFC, indem er den Veteranen Pat Healy über drei Runden dominierte und auspunktete. Nach der Siegerverkündung forderte er einen Titelkampf gegen Anthony Pettis. Der wird vermutlich noch etwas auf sich warten lassen.

Myles Jury gewann eine geteilte Punktentscheidung gegen Mike Ricci. Wilson Reis setzte sich einstimmig gegen Ivan Menjivar durch. Stephen Thompson schlug Chris Clements mit einer Rechts-Rechts-Links-Kombination k.o.

Niederlage für Österreich

Mitch Gagnon schickte Dustin Kimura mit einem Guillotine Choke ins Reich der Träume. John Makdessi besiegte Renee Forte durch Erstrundenknockout. Michel Prazeres holte sich einen einstimmigen Punktsieg gegen Jesse Ronson.

Alex Caceres sicherte sich den Überraschungssieg des Abends gegen einen exzellent kämpfenden Roland Delorme. Am Ende kam es zu einem geteilten Punktsieg für den von The Ultimate Fighter bekannten "Bruce Leeroy", Caceres.

Im Eröffnungskampf unterlag der Österreicher Nandor Guelmino dem Polen Daniel Omielanczuk in der dritten Runde durch Knockout. Guelmino gab in den ersten beiden Runden eine gute Figur ab, aber als dem Muskelberg gegen Ende der zweiten Runde die Energie ausging, war's das dann auch.

Einer Linken zum Ohr ließ Omielanczuk eine rechte Gerade folgen, die Guelmino wie eine Eiche fällte. Nach zwei Niederlagen in Folge bei Strikeforce und der UFC stellt sich die Frage, ob der Österreicher noch eine weitere Chance bekommen wird. Josh Barnett deklassierte ihn völlig, und mit Omielanczuk verlor er nun noch gegen einen Gegner der dritten Reihe.

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