Sechs Jahre ist es nun her, seit die Ultimate Fighting Championship mit UFC 70 ihr europäisches Re-Debüt in Manchester gab, und der Hauptkampf der heutigen UFC Fight Night: Machida vs. Munoz hatte eine wichtige Parallele zu damals. Doch während im April 2007 die Karriere des kroatischen Kickboxers Mirko "Cro Cop" Filipovic auf Weltniveau durch einen Headkick von Gabriel Gonzaga zerstört wurde, erfand sich der frühere Halbschwergewichtsmeister der UFC, Lyoto Machida, durch einen nicht minder überraschenden Kick mit links zu Mark Munoz' Kopf neu.
Machida hatte seit seinem Titelverlust an Mauricio "Shogun" Rua vor zwei Jahren eine eher durchwachsene Bilanz von 3-3 eingefahren und sich aufgrund seiner oft sehr taktischen Kampfweise viel Kritik eingehandelt. Man konnte ihn kaum dafür kritisieren, solange er mit diesem oft als langweilig wahrgenommenen Kampfstil einen Erfolg nach dem anderen verzeichnen konnte. Doch in letzter Zeit wurden vermehrt Stimmen innerhalb der Liga laut, die Machida einen baldigen Abgang prophezeiten.
Neustart im Mittelgewicht
Getreu dem Motto "die beste Defensive ist eine gute Offensive" erklärte sich der Brasilianer bereit, eine Gewichtsklasse nach unten zu wechseln und sich so einen Neustart zu erkaufen. Als dann der Brite Michael Bisping seine Teilnahme an UFC Manchester absagen musste, ließ sich Machida nicht lang bitten und nahm den Kampf gegen seinen guten Freund und früheren Trainingspartner Mark Munoz an.
Wer gegen Machida kämpft, sieht sich immer wieder mit derselben Frage konfrontiert: "Wie gedenkst du, dich auf seinen unorthodoxen Kampfstil vorzubereiten?"
Die Frage ist berechtigt, denn niemand außer ihm vereint so die Elemente von Karate, Kung Fu und den üblichen Disziplinen des MMA-Sports. Als jemand, der zwei Jahre und mehrere hundert Stunden lang gemeinsam mit Machida auf der Matte war, hatte Mark Munoz einen enormen Vorteil auf seiner Seite: Er wusste genau, worauf er sich einließ.
Knockout durch Highkick
Gebracht hat es ihm indes nichts, denn nach der Machida-üblichen Abtastphase setzte der Ex-Champ nach 3:10 Minuten mit dem linken Bein zu einem Kick zum Kopf an, der voll durchkam und Munoz die Lichter ausknipste. Der Amerikaner ging zu Boden, Machida wollte nachsetzen, realisierte aber, dass Munoz sich nicht mehr wehren konnte und stellte noch vor dem offiziellen Einschreiten des Ringrichters das Kämpfen ein.
An dieser extrem sportlichen Einstellung können sich andere Kämpfer wie Rousimar Palhares ein Beispiel nehmen. Ja - das Regelwerk besagt, dass man kämpfen soll, bis der Ringrichter abbricht, aber manchmal schadet es auch nicht, den gesunden Menschenverstand zu bemühen.
"No contest" beim zweiten Hauptkampf
Der zweite Hauptkampf zwischen Melvin Guillard und Ross Pearson endete nach 1:57 Minuten der ersten Runde als "no contest". Guillard traf Pearson mit zwei Kniestößen zum Kopf, als der Brite am Boden kniete, und fügte ihm so eine Platzwunde zu. Der erste Kniestoß war dabei regelgerecht, der zweite nicht, da Pearson aufgrund des Treffers in eine tiefere Lage gegangen war und die Matte berührte. Der hinzugerufene Ringarzt entschied auf Kampfabbruch. Die Kniestöße wurden als unabsichtlich gewertet, weswegen keine Disqualifikation ausgesprochen wurde, sondern ein "no contest", also ein Ende ohne Wertung.
Im Halbschwergewicht setzte sich der Lokalmatador Jimi Manuwa gegen Ryan Jimmo durch, nachdem Jimmo gegen Ende der zweiten Runde mit dem linken Knöchel umknickte und daraufhin mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden sank. Bis dahin hatte Manuwa im Striking die besseren Karten, während Jimmo hauptsächlich den Clinch am Käfig für sich nutzen konnte. Offizielle Kampfzeit: 4:41 Minuten der zweiten Runde.
TUF Smashes-Sieger Norman Parke gewann einstimmig nach Punkten (30-28, 29-28, 29-28) gegen Jon Tuck aus Guam.
Musoke schockt Sakara
Nico Musoke aus Stockholm gelang die Überraschung des Abends, als er in seinem UFC-Debüt nach 3:07 Minuten der ersten Runde den Italiener Alessio Sakara mit einem Armhebel zur Aufgabe zwang. Zuvor hatten die beiden Kontrahenten einander im Stand jeweils einmal angeklingelt.
Im ersten Kampf des Hauptprogramms besiegte John Lineker aus Brasilien gegen den Engländer Phil Harris durch. Nach etlichen harten Schlägen zu den Rippen ging Harris wenige Sekunden später nach einem weiteren Schlag zu den Rippen zu Boden, wo er sich in der Deckung einigelte. Der Ringrichter brach den Kampf nach 2:51 Minuten ab und ließ Lineker zum Sieger durch technischen Knockout erklären.
Al Iaquinta hatte keine Schwierigkeiten mit dem Polen Piotr Hallman und holte sich nach drei Runden einen einstimmigen Punktsieg (30-27, 30-27, 29-28).
Luke Barnatt aus England setzte die Fans in Manchester in Verzückung, als er Andrew Craig nach 2:12 Minuten der zweiten Runde mit einem Rear-Naked Choke zur Aufgabe zwang. Bei aller Freude über den Sieg wird der junge Barnatt noch daran arbeiten müssen, den Kampf bei einem Knockdown auch zu beenden und nicht erst einmal die Arme hochzureißen.
Einseitiger Kampf bei den Damen
Die Brasilianerin Jessica Andrade ließ im ersten UFC-Damenkampf auf europäischem Boden der Lokalmatadorin Rosi Sexton nicht den Hauch einer Chance und nahm sie drei Runden lang auf den Beinen auseinander. Der Kampf war so einseitig, dass in der zweiten Runde bereits die Gefahr des Abbruches durch den Ringrichter bestand. Dieser unterblieb, und so bekam Andrade eine völlig logische einstimmige Punktentscheidung (30-26, 30-26, 30-27) zugesprochen.
Cole Miller setzte sich einstimmig nach Punkten (29-28, 29-28, 29-28) gegen Andy Ogle durch. Jimy Hettes besiegte Rob Whiteford nach 2:17 Minuten der zweiten Runde durch technische Aufgabe, als der Ringrichter den Fight abbrach, nachdem Whiteford sich nicht aus einem Triangle Choke befreien konnte. Im Eröffnungskampf zwang Brad Scott Michael Kuiper nach 4:17 Minuten der ersten Runde mit einem Guillotine Choke im Stehen zur Aufgabe.