UFC 257, Vorschau: Bringt sich Conor McGregor für einen Titelkampf in Position?

Max Schrader
23. Januar 202112:43
Nach seinem dritten Rücktritt kehrt Conor McGregor erneut in den Octagon zurück.getty
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Conor McGregor ist zurück im Octagon! Bei UFC 257 kämpft er in der Nacht von Samstag auf Sonntag (live ab 4 Uhr auf DAZN) in der Etihad Arena auf Yas Island, Abu Dhabi, gegen Dustin Poirier. SPOX nimmt das Main Event unter die Lupe, analysiert beide Kämpfer und blickt auf die restliche Fight Card.

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Den 25. Oktober vergangenen Jahres werden Conor McGregor und Dustin Poirier wohl noch in bester Erinnerung haben: An diesem Tag trat Khabib Nurmagomedov zurück. Noch nie schien die Leichtgewichtsdivision so eindeutig, wie unter Khabibs Regime. Sowohl McGregor als auch Poirier haben bereits ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dem unbesiegten Dagestani gemacht.

Vor allem McGregor bekam sein Grinsen nicht aus dem Gesicht. Kurz nach Khabibs Bekanntgabe griff er zum Handy und haute fleißig in die Tasten. Er wolle es noch einmal wissen, schrieb er. Nochmal? Der Ire hatte erst im Juni des Jahres seinen Rücktritt aus der UFC verkündet - zum dritten Mal in vier Jahren. So richtig kaufte es ihm damals schon keiner ab, einige Monate später kam die Bestätigung der Zweifel.

Ein Rückblick auf seine Rücktritte:

  • 1. Rücktritt: 19. April 2016. McGregor hatte sich im März 2016 auf ein Duell gegen Nate Diaz eingelassen. Anstatt im Federgewicht kämpfte er gegen den US-Amerikaner im Weltergewicht - zwei Gewichtsklassen höher also. Er nahm den Kampf zehn Tage vorher an und verlor in der Folge. Für den Rückkampf wollte McGregor damals nicht an PR-Aktionen teilnehmen und hatte daher Zoff mit der UFC. Die Organisation wollte bei der Promotion des Kampfes nicht auf das wichtige Zugpferd verzichten und zog den Iren daher von dem Event ab. In Folge dessen reagierte dieser angesäuert mit seinem Rücktritt. "Ich habe mich entschieden, früh aufzuhören. Danke für alles! Bis später", schrieb er bei Twitter. Am Ende kamen beide Parteien wieder zusammen und McGregor siegte im August 2016 gegen Diaz.
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  • 2. Rücktritt: 26. März 2019. Ein halbes Jahr nach seiner Niederlage bei UFC 229 gegen Khabib trat McGregor erneut zurück. Er wollte unbedingt einen Rückkampf haben, der ihm aber von Khabib verweigert wurde. Da er gegen keinen anderen kämpfen wollte, erklärte er seinen Rücktritt "aus dem Sport, auch bekannt als Mixed Martial Arts", wie er via Twitter schrieb. Dieses Mal ließ er die UFC lange zappeln. Erst im Januar 2020 kehrte er ins Octagon zurück und besiegte "Cowboy" Cerrone bereits nach 40 Sekunden.
  • 3. Rücktritt: 7. Juni 2020. Aller guten Dinge sind drei. In diesem Fall sah McGregor "keine Perspektive mehr", da Khabib ihm wieder einmal den Rückkampf verweigert hatte. McGregor wollte laut seiner Aussage im Jahr 2020 dreimal kämpfen, bekam aber von der UFC anscheinend keine Kämpfer gestellt. So sah er sich zu diesem Schritt erneut "gezwungen".

McGregor blieb auch nach seinem dritten Rücktritt im Dopingprogramm der USA eingeschrieben, die für die UFC verantwortlich ist. Somit war klar, dass er zurückkommen wollte. Über Twitter lieferte er sich mit fast allen Kämpfern ein Duell. Mal war es Jorge Masvidal, mal Nate Diaz, mal Anderson Silva. Auch andere Stars wie Kameru Usman oder Israel Adesanya textete er mit Kampfaufforderungen zu. Da auch hier kein Kampf zustande kam, wollte er gegen Manny Pacquaio in den Boxring zurückkehren. Dieser Versuch scheiterte ebenfalls.

Was blieb also übrig? Ein Charity-Kampf. Mit Dustin Poirier war auch schnell ein Gegner gefunden. Beide sind sozial sehr aktiv und wollten auf ihre Gagen verzichten. Aber ein Kampf von McGregor ohne Mitmischen der UFC? Keine Chance. Somit bekam McGregor sein Kampfangebot. Er richtete nur eine Forderung an UFC-Präsident Dana White: Der Kampf müsse noch 2020 stattfinden, sonst wäre er "unter keinen Umständen" dabei. Eine erfolgreiche Drohung sieht anders aus. Final einigten sich die Parteien auf den 24. Januar.

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Erstmals seit Ausbruch der Pandemie findet ein Kampf wieder vor Zuschauern statt. Rund 2.000 Tickets wurden dafür verkauft.

Die UFC hatte sich zwar lange gegen wenige Zuschauer gewehrt. "Diese Scheiße mache ich nicht mit", tönte UFC-Präsident White noch im Sommer. Zusätzliche Einnahmen bei einem McGregor-Fight wollte sich die UFC dann aber doch nicht entgehen lassen.

Und es wird für die Organisation sogar noch besser: Laut aktuellen Schätzungen zufolge geht die UFC für UFC 257 von 1,5 Millionen verkauften Pay-Per-View-Abos aus. Es wäre der vierthöchste Wert aller Zeiten. Zum Vergleich: Bei McGregor-Khabib verkaufte die UFC 2,4 Millionen PPV-Abos.

Conor McGregor: Was hat der Superstar noch im Tank?

McGregor vs. Poirier gab es bereits schon einmal. Das ersten Aufeinandertreffen mit ihm gewann McGregor durch K.o. in der ersten Runde bei UFC 178 im September 2014. Damals setzte er Poirier immer wieder mit harten Legkicks zu, ehe sich die Deckung öffnete und er so das Finish erzwingen konnte.

In der Zwischenzeit ist natürlich einiges passiert und beide Kämpfer haben sich weiterentwickelt. Auch wenn oft anders dargestellt, ist McGregor ein sehr vielseitiger Kämpfer. Er übt enormen Druck aus, um seinen Rhythmus zu finden und so Möglichkeiten zu eröffnen. Der Ire diktiert mit seinen Finten und Täuschungen meisterhaft die Distanz. Der ehemalige Champion verfügt zudem über ein breites Arsenal an Schlägen und Kicks.

McGregors Waffen werden in erster Linie eingesetzt, um seine Gegner in seine bevorzugte "linke Tötungszone" zu bringen, so umschreiben es die Experten. Anders gesagt: McGregor tastet sich vor, um seiner Linken ein freies Fenster zu verschaffen. Nicht ohne Grund stieg er in den Boxring, um Floyd Mayweather herauszufordern. McGregor ist im stehenden Kampf der Beste in der UFC.

"Er hat den Touch of Death. Wenn er den Gegner mit der Linken trifft, wächst dort kein Gras mehr", erklärt Peter Sobotta im Gespräch mit DAZN und SPOX. "Aber es gehört noch mehr dazu: sein Timing, seine Power und seine Präzision sind Weltklasse."Unschlagbar sei aber auch "The Notorious" nicht. "Seine größte Schwäche ist die Kondition, er lässt von Runde zu Runde nach", analysiert Sobotta. "Er hat jetzt ein Jahr nicht gekämpft und war davor nicht der aktivste Kämpfer. Ein bisschen Ringrost spürt man als Kämpfer, wenn man eine längere Auszeit hatte."

Sein Trainer John Kavanagh dementierte die Gerüchte rund um die schlechte Kondition beim Media Day. Er bezeichnete dies als "falsche Hoffnungen". Die deutsche MMA-Kämpferin Mandy Böhm wird von Kavanagh trainiert. Böhm kämpft aktuell nicht in der UFC, sondern für die Organisation Bellator, die Europa League der MMA sozusagen. Mit DAZN und SPOX sprach sie über die Bedeutung des Coaches: "John in der Ecke zu haben, ist unfassbar. Der Mann ist ein Genie darin, Mixed Martial Arts zusammenzubringen."

McGregor wird unter der Führung Kavanaghs wahrscheinlich ein frühes Finish erzwingen wollen, um gar nicht erst zeigen zu müssen, wie fit er denn eigentlich ist. Daher kündigte er auch einen K.o. innerhalb von 60 Sekunden an. Einen eindeutigen Erfolg wird er aber auch brauchen müssen.

Denn: Khabib Nurmagomedov ließ durchblicken, dass er genau auf das Event schauen werden. Wenn er etwas "Spektakuläres" sehen würde, wäre er anscheinend bereit, ins Octagon zurückzukehren. Somit könnte sich McGregor den langersehnten Wunsch eines Rückkampfes erfüllen. Die UFC würde es auch freuen. Die magische Zahl von 2,4 Millionen würde wohl pulverisiert werden.

Dustin Poirier: Sein Vorteil heißt McGregor

Was für McGregor gilt, zählt natürlich auch für Poirier. Der ehemalige Interims-Champion liegt aktuell in der Rangliste auf Platz 2 und damit sogar zwei Ränge vor McGregor.

Im Vorfeld des Kampfes zog sich der mediale Fokus zu 99 Prozent auf McGregor und was dessen Optionen sein könnten. Khabib? Usman? Rücktritt? Dass er erstmal Poirier besiegen muss, wurde fast vergessen. Poirier gilt als einer der besten Kämpfer aktuell. Nicht umsonst zählt ihn Khabib zu seinen Top-5-Kämpfern, wie er im Interview mit SPOX und DAZN verriet.

Nun bekommt der "Diamond" seine zweite Chance auf einen großen Kampf. Gegen Khabib machte er bei UFC 242 größtenteils eine gute Figur und hatte den Dagestani sogar kurz am Rande einer Niederlage. Nachdem ein Würgegriff nicht die volle Wirkung entfalten konnte, wurde er jedoch müde und musste wenig später aufgeben.

Zuletzt trat Poirier in Erscheinung, als er sich mit Dan Hooker, der im Co-Main-Event auf Michael Chandler trifft, im Juni des vergangenen Jahres einen irren Fight lieferte. Nur knapp wurde dieser nicht zum "Fight of the Year" gewählt. Nun "steht alles auf dem Spiel. Es ist eine große Chance und der nächste Schritt zum nächsten Titelkampf", sagte er gegenüber DAZN und SPOX. "Gegen die Besten der Welt reicht ein kleiner Moment und es ist vorbei."

Damit nicht wieder in der ersten Runde alles vorbei ist, muss Poirier die beste Leistung seiner Karriere abliefern. "Wenn es Poirier schafft, den Kampf in die späteren Runden zu bringen, sehe ich für ihn die realistische Chance, den Kampf zu gewinnen", meint Sobotta.

SPOX-Prognose: McGregor wird ein weiteres frühes Ende erzwingen - spätestens in Runde 2.

Dustin Poirier ist früherer Interims-Champion.imago images / ITAR-TASS

UFC 257: Die Fight Card im Überblick

Ottman Azaitar hätte eigentlich gegen Matt Frevola antreten sollen. Aufgrund eines Verstoßes gegen die Corona-Richtlinien wurde er allerdings von der UFC entlassen.

GewichtsklasseDuell
Main EventLeichtgewichtConor McGregor - Dustin Poirier
LeichtgewichtDan Hooker - Michael Chandler
Fliegengewicht FJessica Eye - Joanne Calderwood
MittelgewichtAndrew Sanchez - Makhmud Maradov
Strohhalmgewicht FMarina Rodriguez - Amanda Ribas
PrelimsLeichtgewichtArman Tsarukyan - Matt Frevola
MittelgewichtBrad Tavares - Antonio Carlos Junior
Bantamgewicht FJulianna Pena - Sara McMann
HalbschwergewichtKhalil Rountree Jr. - Marcin Prachnio
Early PrelimsCatchweight*Nik Lentz - Movsar Evloev
FliegengewichtAmir Albazi - Zhalgas Zhumagulov

*Catchweight bedeutet, dass zwei Kämpfer aus unterschiedlichen Gewichtsklassen aufeinandertreffen. Daher wurde ein freiwilliges Gewichtslimit vereinbart, dass keiner Division entspricht.