Die Erfolge der vergangenen Saison haben das Selbstbewusstsein gestärkt und neue Begehrlichkeiten geweckt.
Nach den beiden Goldmedaillen von Kathrin Hölzl und Maria Riesch bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Februar in Val d´Isere wollen die deutschen Ski-Rennläufer auch ihre schwarze Serie bei Olympischen Spielen beenden.
Letzte Olympia-Medaille liegt acht Jahre zurück
"Wir wollen in Vancouver mindestens zwei Medaillen einfahren. Das ist das klare Ziel", sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier vor dem Auftakt der Weltcup-Saison am Samstag in Sölden.
Die letzte Medaille der deutschen Alpinen bei Olympia gewann 2002 in Salt Lake City Martina Ertl-Renz. Danach folgten zunehmend zermürbende 52 Einzel-Wettbewerbe bei den Großereignissen, in denen es nicht zu einem Platz auf dem Stockerl reichte.
Hölzl bricht den Bann
Dann aber siegte Kathrin Hölzl in Val d´Isere unerwartet im Riesenslalom, und Maria Riesch legte im Slalom nach. "Mindestens zwei Medaillen" klingt als Vorgabe für Olympia 2010 deshalb nicht vermessen, doch Maier weiß auch: "Ob wir das Ziel erreichen, ist etwas ganz anderes. "
Im vergangenen Winter, sagt Damen-Cheftrainer Mathias Berthold mit dem ihm eigenen Realitätssinn, "waren wir erfolgreich, weil wir zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Rennen gewonnen haben."
Riesch will olympischen Gold
Damit das auch im kommenden Februar am Schauplatz Whistler gelingt, misst er den Weltcup-Rennen bis dorthin eine große Bedeutung bei.
"Es ist wichtig, einen guten Saisonstart zu haben. Der Weltcup ist auch für Olympia extrem wichtig. Denn wer ohne gute Ergebnisse nach Whistler fährt, hat dort keine Chance", behauptet Berthold. Maria Riesch, die noch nie bei Olympia am Start war, hat das große Saisonziel fest im Blick.
"Ich will Gold bei Olympia", sagt sie vor dem ersten Saison-Rennen am Samstag, einem Riesenslalom. Die Bedeutung des Weltcups dürfte gerade ihr dabei bewusst sein.
Kampf gegen Lindsey Vonn
Bei der WM 2009 gewann die Partenkirchenerin ihr Gold in jener Disziplin, in der sie die Konkurrenz die gesamte Saison über dominiert hatte. In Abfahrt, Super-G und vor allem Riesenslalom lief es im vergangenen Winter dagegen nicht wie erhofft, bei der WM dann auch nicht.
In Abfahrt, Super-G und vor allem Riesenslalom will Maria Riesch zulegen - auch, um im Kampf um den Gesamtweltcup bessere Chancen gegen Freundin und Titelverteidigerin Lindsey Vonn (USA) zu haben.
In Abfahrt und Super-G kommt noch hinzu, dass ihr die dafür vorgesehenen Olympia-Strecken liegen: "Es schaut ja ganz danach aus, als ob ich da schnell bin."
Grandioser Olympiatest 2008
Beim Olympiatest im Februar 2008 gewann Riesch dort den Super-G und die Super-Kombination, in der Abfahrt stürzte sie mit überlegener Bestzeit kurz vor dem Ziel.
Maria Riesch könnte die "mindestens zwei Medaillen" für die DSV-Alpinen durchaus im Alleingang holen, seit der WM steht ihr in Kathrin Hölzl aber auch eine Sekundantin zur Seite.
"Mein Traum ist eine Medaille bei Olympia", sagt die Bischofswiesenerin. Die Basis will sie bereits auf dem schwierigen Rettenbachferner legen: "Ich will von Anfang an ums Podium mitfahren, das gäbe mir dann auch die Sicherheit, um konstant vorne mitfahren zu können." Cheftrainer Berthold sagt dazu: "Sie ist in einer extrem guten Form."
Neureuther - allein auf weiter Flur
Sportdirektor Maier wäre es am liebsten, wenn eine dieser "mindestens zwei Medaillen" aus der Herren-Sparte käme. Dort aber besteht die sogenannte Olympia-Kernmannschaft nur aus einem Läufer: Felix Neureuther.
Der Partenkirchener hätte seine völlig verkorkste vergangene Saison als WM-Vierter im Slalom fast mit einer Medaille gerettet, der Olympia-Winter begann für ihn aber denkbar ungünstig.
Ab Anfang Oktober hatte ihn ein Virus zwei Wochen lang so hartnäckig gequält, dass er sechs Kilogramm Körpergewicht verlor.
Kein Neureuther-Start in Sölden
Deshalb wird er zum Auftakt in Sölden fehlen. "Ich erhole mich zwar jeden Tag etwas mehr von meiner Krankheit, für ein Weltcup-Rennen fehlt mir aber noch die nötige Kraft", sagte Neureuther am Mittwoch. Das Virus hatte sich der Partenkirchener nach einem Trainingslager im Pitztal zugezogen.
"Nicht zuletzt aufgrund der Höhenlage auf dem Rettenbachferner muss ein Athlet dort hundertprozentig fit sein. Felix ist es momentan noch nicht, deshalb macht ein Start keinen Sinn", sagte Cheftrainer Karl-Heinz Waibel.Der neue Herren-Cheftrainer Karl-Heinz Weibel will Neureuther im Laufe des Saison verstärkt bei Super-Kombinationen einsetzen. Bei Olympia wird Neureuther wohl ein Einzelkämpfer sein: zweimal Top 15 oder einmal Top 8 im Weltcup - außer ihm scheint kein Deutscher in der Lage, diese Norm zu erfüllen.