Schuster: "Brauchen den berühmten Funken"

SID
Der Österreicher Werner Schuster ist seit März 2008 Trainer des deutschen Skisprung-Teams
© Getty

Vor dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee sprach Bundestrainer Werner Schuster im "SID"-Interview über die Chancen seiner Athleten bei der Tour und künftige Hoffnungsträger des deutschen Skisprungs.

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Frage: Herr Schuster, wie sehen Sie die deutschen Chancen vor dem Auftaktspringen der 58. Vierschanzentournee in Oberstdorf?

Werner Schuster: Bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg waren wir nicht absolute Weltklasse, aber erweiterte Weltspitze. Wir sind in einer Aufbruch- und Umbruchphase. Die älteren Springer werden immer älter, da ist es schwer, große Entwicklungen herbeizuführen. Bei den Jüngeren haben wir in Pascal Bodmer einen herausgebracht, der Spitzenleistungen gezeigt hat. Aber es ist keiner in Sicht, der um den Tourneesieg mitspringen kann. Das ist Tatsache.

Frage: Also darf man von den deutschen Fliegern nicht so viel erwarten ...

Schuster: Doch, wir können der Tournee zuversichtlich entgegenblicken. Die Routiniers wie Schmitt oder Uhrmann springen auf ihren Heimschanzen. Die sind wie Rennpferde. Wenn sie etwas spüren, können Sie noch ein paar Prozent zulegen. Ich nehme sie in die Verantwortung, auch wenn der Abstand zu Ammann oder Schlierenzauer schon beträchtlich ist.

Frage: Also halten Sie alles bis Platz drei für möglich ...

Schuster: Das halte ich für realistisch. So im Bereich drei bis sechs ist in den Einzelspringen möglich. In Oberstdorf sind unsere Chancen sicher am besten. Wir brauchen den berühmten Funken, damit wir auf einer Erfolgswelle durch die Tournee getragen werden.

Frage: Mit Newcomer Pascal Bodmer ganz vorn dabei ...

Schuster: Pascal Bodmer macht gute Sachen. Er macht Fehler und trotzdem schafft er es immer wieder, vorn reinzuspringen. Ich würde mich riesig freuen und traue ihm auch zu, dass er Highlights setzen kann. Aber wir müssen auch nachsichtig mit ihm sein. Wenn er danebenhaut, dann haut er eben daneben. Wichtig ist, dass er die Älteren im Team aufrüttelt und ihnen die Grenzen im Denken zeigt.

Frage: Ist Bodmer der große Hoffnungsträger für künftige deutsche Skisprung-Erfolge?

Schuster: Er ist kein Skisprung-Genie wie Schlierenzauer. Aber Bodmer ist der Zündfunke. Es tut sich was. Wenn wir ein paar Jahre so weiterarbeiten können, dann kann da was entstehen. Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir bis 2014 um die Position 1 in der Welt mitkämpfen. Österreich hat auch 2000 angefangen. Damals haben sie neidisch nach Deutschland mit Schmitt und Hannawald geschaut. Seit 2006 sind sie ganz oben. Da können wir auch hinkommen, wenn wir an die Vision glauben.

Frage: Wird die Tournee zum Duell zwischen Simon Ammann und Gregor Schlierenzauer?

Schuster: Das haben wir letzten Winter auch gedacht, und dann hat Wolfgang Loitzl gewonnen. Natürlich sind die beiden die Favoriten, und ich sehe Schlierenzauer dabei eine Nasenlänge vor Ammann. Aber meistens kommt noch ein Dritter dazu, dem über Weihnachten die Kekse besonders gut geschmeckt haben. Die Norweger sind stark, Harri Olli ist ein begnadeter Springer und auch Malysz darf man nicht vergessen. In dieser Reihe sind allerdings auch wir dabei.

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